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Ein Polizist steht am Ort einer starken Explosion, die sich am frühen Donnerstagmorgen in einem Wohngebiet in Storvreta außerhalb von Uppsala ereignete. Eine 25-jährige Frau kam bei der Explosion in Schweden ums Leben.

© dpa/TT News Agency/Anders Wiklund

Gang-Gewalt – drei Tote binnen zwölf Stunden : Schweden erlebt den blutigsten Monat seit vier Jahren

Ein dunkler Tag, ein dunkler Monat für Schweden. Wieder wurden mehrere Menschen Opfer mutmaßlicher Bandenkriminalität. Insgesamt wurden im September bisher elf Personen erschossen.

Die brutale Serie in Schweden reißt nicht ab: Wieder wurden mehrere Menschen Opfer mutmaßlicher Bandenkriminalität. In weniger als zwölf Stunden starben drei Menschen bei Gewalttaten in Uppsala und Stockholm, wie unter anderem der schwedische Sender SVT berichtet.

Elf Menschen wurden im September bereits bei Schießereien getötet, darunter auch Unbeteiligte. Dem Bericht zufolge ist dies der tödlichste Monat in Bezug auf Schusswaffengewalt seit Dezember 2019.

Zwei Männer wurden am Mittwochabend und in der Nacht an verschiedenen Orten ermordet. Die erste Schießerei fand auf einem Sportplatz im Süden Stockholms statt. Ein 18-jähriger Mann starb dort.

Später in der Nacht wurde dann ein weiterer Mann in Jordbro im Süden Stockholms erschossen. Und am frühen Donnerstagmorgen starb eine 25-jährige Frau nach einer Explosion in Fullerö bei Uppsala. Darüber hinaus entstanden größere Schäden an mehreren Häusern. Zwei Männer wurden später unter Mordverdacht festgenommen.

Bandenkrieg in Schweden: „Kurdischer Fuchs“ gegen „Erdbeere“

Schweden ringt seit Jahren mit der grassierenden Bandenkriminalität, immer wieder gibt es Schüsse und vorsätzlich herbeigeführte Explosionen. Dabei sterben regelmäßig Menschen, häufig junge Männer oder Minderjährige.

Es wird vermutet, dass der Großteil der Morde mit einem internen Konflikt innerhalb des sogenannten Foxtrot-Netzwerks zu tun hat, in dem zwei Flügel der Gang sich gegenseitig bekämpfen. Im Zentrum des Konflikts soll der mit Haftbefehl gesuchte 36-jährige Rawa Majid stehen, der das Netzwerk anführt.

Majid ist in Schweden unter dem Namen „Der kurdische Fuchs“ bekannt und soll sich mit einem 33 Jahre alten anderen führenden Mitglied des Netzwerks, Ismail Abdo („Erdbeere“), überworfen haben. Beide sollen sich in der Türkei versteckt halten.

SVT-Informationen zufolge nahm dort Anfang September die jüngste Gewalt ihren Anfang: Erst soll jemand aus dem Lager des 33-Jährigen in Istanbul misshandelt worden sein. Dann wurde offenbar eine Unterkunft mit Verbindungen zum Lager Majids geschossen.

Konflikt im Foxtrot-Netzwerk erreicht Schweden

Dann erreichte der Konflikt schwedischen Boden: Am 7. September wurde in Uppsala eine Frau im Alter von rund 60 Jahren erschossen – die Mutter Abdos. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um eine regelrechte Hinrichtung.

Majids Schwiegermutter soll wohl einem Attentat knapp entgangen sein, berichtete der österreichische „Standard“. Seitdem folgt eine Racheaktion auf die nächste.

Magnus Jansson Klarin, Pressesprecher der Polizeiregion Mitt, zu der auch Uppsala gehört, sagte SVT, die Polizei arbeite fieberhaft daran zu ermitteln und neue Gewalttaten zu verhindern. „Es ist kein schöner Morgen. Aus polizeilicher Sicht müssen wir weitermachen und alles tun, um solche Ereignisse mit sehr katastrophalen Folgen zu verhindern.“

Viele der Gewalttaten richten sich seiner Aussage nach gegen Verwandte von Bandenangehörigen. „Es ist unmöglich, den Überblick über alle zu behalten, sagt Magnus Jansson Klarin.“ Es gebe sehr viele Verwandte. „Wir wissen, dass einige Leute weggezogen sind und sich an neuen Adressen in Sicherheit gebracht haben.“ Klarin weiter: „Die Situation ist sehr angespannt.“

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es verschiedene Explosionen rund um Stockholm gegeben, bei denen Menschen verletzt wurden und es größere Schäden an Wohnhäusern gab.

Eine davon geschah am Montagabend in einem Haus, in dem die 26-jährige Leichtathletin Irene Ekelund wohnt. Sie habe ihren Hund genommen, sei aus dem Fenster gesprungen und gelaufen, schrieb die Sprinterin auf Instagram. (lem)

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