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20.02.2024, Palästinensische Gebiete, Gaza-Stadt: Blick auf einen beschädigten Hafen in Gaza-Stadt. Foto: Mohammed Ali/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Mohammed Ali

Update

Eröffnung wohl bereits am Sonntag: Deutschland beteiligt sich offenbar an Einrichtung von Hafen im Gazastreifen

Die Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist katastrophal. Bisher warf das US-Militär Lebensmittel aus Transportflugzeugen ab. Nun soll Hilfe auch über See kommen, unter anderem aus Deutschland.

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Deutschland soll sich offenbar am temporären Hafen für Hilfslieferungen in den Gazastreifen beteiligen. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Dem Bericht zufolge laufen aktuell „die Abstimmungen mit den internationalen Partnern auf Hochtouren“. Die deutsche Diplomatin Deike Potzel, Sondergesandte für humanitäre Fragen im Nahen Osten, sei deshalb aktuell auf Zypern.

Der geplante Seekorridor für zusätzliche Hilfslieferungen in den notleidenden Gazastreifen soll nach Angaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kürze starten. „Wir stehen jetzt kurz vor der Eröffnung des Korridors - hoffentlich diesen Samstag, diesen Sonntag“, sagte von der Leyen am Freitag bei einem Treffen mit dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis.

Von der Leyen und Christodoulidis trafen sich in der zyprischen Hafenstadt Larnaka. Von dort aus sollen die Hilfslieferungen in Richtung Gaza starten. Hinter dem Projekt stehen laut von der Leyen neben der EU auch die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA, wobei das EU-Land Zypern eine tragende Rolle spielt. „Jedes Hilfspaket, das in Gaza ankommt, zählt“, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin. „Zur Umsetzung des Korridors stehen wir in ständigem Kontakt mit unseren Partnern, insbesondere mit Zypern, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA und der EU-Kommission.“ 

Temporärer Pier für Hunderte Lkw-Ladungen Hilfsgüter

Hauptteil des Hafens ist laut US-Angaben ein temporärer Pier, an dem große Schiffe andocken können, um Nahrungsmittel, Wasser, Medizin und Notunterkünfte zu liefern. Dieser böte „die Kapazität für Hunderte zusätzlicher Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern pro Tag“, erklärte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter.

Zuvor hatte das US-Militär zum dritten Mal binnen einer Woche aus Transportflugzeugen Hilfsgüter über dem Gazastreifen abgeworfen. „Diese Abwürfe sind Teil nachhaltiger Maßnahmen“, erklärte das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando (Centcom).

Diese Lieferungen reichen aber angesichts der Lage im Gazastreifen bei weitem nicht aus, um die Not dort zu lindern. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP) befinden sich alle dort lebenden 2,2 Millionen Menschen am Rande einer Hungersnot.

In den vergangenen Tagen hatte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, gesagt, die Möglichkeit eines Seekorridors für Hilfsgüter werde geprüft. Zudem spreche die US-Regierung weiter mit Israel darüber, wie Hilfsgüter schneller in den Gazastreifen gelangen könnten.

Am Mittwoch hatte die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtet, Israel wolle erstmals seit Kriegsbeginn vor fünf Monaten die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. Israel habe eine entsprechende Vereinbarung mit nicht näher benannten internationalen Institutionen getroffen, hieß es in dem Bericht.

Pläne für Hilfstransporte per Schiff bestätigte am Mittwoch schon ein Sprecher der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Die EU-Spitzenpolitikerin wollte am Donnerstagabend und Freitag auf Zypern sein und auch den Hafen von Larnaka besuchen. Von diesem aus sollen die Hilfsgüter per Schiff in den Gazastreifen gebracht werden. Man hoffe darauf, dass der humanitäre Korridor sehr bald eröffnet werden könne, hieß es.

Der Krieg im Gazastreifen dauert inzwischen seit fünf Monaten an. Auslöser war der Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober, bei dem nach israelischen Angaben etwa 1160 Menschen getötet sowie 250 weitere als Geiseln verschleppt wurden. Eine Reihe von Geiseln kam bei einem Austausch mit Hamas-Gefangenen frei. Israel geht davon aus, dass von den verbliebenen Geiseln 31 bereits tot sind, während 99 weitere Geiseln sich weiterhin in der Gewalt der Hamas befinden.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mindestens 30.800 Menschen getötet. (AFP/dpa)

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