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Polizisten patrouillieren vor dem Arc de Triomphe auf der Champs Elysees in Paris.

© dpa/Christophe Ena

Update

Deutlich weniger Festnahmen in weiterer Protestnacht: Feuerwehrmann stirbt im Einsatz bei Unruhen in Frankreich

Fast eine Woche nach der Tötung eines 17-Jährigen bei einer Polizeikontrolle ebben die Krawalle langsam ab. Entwarnung gibt es allerdings noch nicht, abermals setzt der Staat auf massive Polizeipräsenz.

| Update:

Nach tagelangen Unruhen scheint die Welle der Gewalt auf Frankreichs Straßen langsam abzuebben. In der Nacht zum Montag habe es 157 Festnahmen gegeben, teilte das französische Innenministerium mit. Demnach wurden drei Ordnungskräfte verletzt. 297 Fahrzeuge hätten gebrannt und 352 Brände auf Straßen seien gezählt worden.

Auslöser der Unruhen war der Tod des Jugendlichen Nahel M., der vergangene Woche Dienstag von einem Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden war. Seither kam es jede Nacht zu Unruhen, die zuletzt aber abflauten. In der Nacht zum Sonntag hatte das Innenministerium noch mehr als 700 Festnahmen gemeldet. 

In der Nacht war jedoch ein junger Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Wie Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst Twitter mitteilte, starb der 24-Jährige in Saint-Denis nördlich von Paris beim Löschen brennender Fahrzeuge in einer Tiefgarage „trotz der schnellen Hilfe seiner Mannschaftskameraden“.

Ob er direkt mit den jüngsten Unruhen in Frankreich in Zusammenhang stand, sagte der Minister nicht. Allerdings wurden im Zuge der Krawalle zuletzt jede Nacht Hunderte Autos in Brand gesetzt. Wie die Zeitung „Le Parisien“ berichtete, erlitt der junge Feuerwehrmann einen Herzinfarkt.

Darmanin hatte in der dritten Nacht in Folge auf massive Polizeipräsenz gesetzt. 45.000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, auch diesmal wieder mit gepanzerten Fahrzeugen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gab Darmanin erneut die Anweisung, entschlossen vorzugehen und Krawallmacher so schnell wie möglich festzunehmen.

Großmutter des getöteten Jugendlichen mit emotionalem Appell

In einem emotionalen Appell hatte sich auch die Großmutter des Jugendlichen einen Rückgang der Gewalt gewünscht, dessen Tod die Unruhen vor fast einer Woche ausgelöst hatte. „Zum Glück sind die Polizisten da. Die Leute, die gerade etwas kaputt machen, denen sage ich: „Hört auf“.“ Die Randalierer hätten ihren 17 Jahre alten Enkel, der von einem Polizisten erschossen worden war, „als Vorwand genommen“, sagte sie am Sonntag dem Sender BFMTV. Sie sei zwar wütend auf den Beamten, wolle aber nicht verallgemeinern.

Der Polizist werde bestraft werden, wie jeder andere auch. „Ich habe Vertrauen in die Justiz.“ Die Menschen auf den Straßen sollten ruhig bleiben und nicht alles kaputt machen.

Seit dem Tod des 17-Jährigen durch eine Polizeikugel bei einer Verkehrskontrolle am Dienstag wird Frankreich vor allem nachts von massiven Krawallen erschüttert. Wiederholt kam es zu Plünderungen, Brandanschlägen und gewaltsamen Konfrontationen zwischen Polizisten und Randalierern. Jede Nacht wurden Hunderte Menschen festgenommen.

Am Montag möchte sich Staatschef Emmanuel Macron mit den Präsidenten von Senat und Nationalversammlung treffen, wie BFMTV und „Le Parisien“ am Sonntag nach einer Lagebesprechung Macrons mit Premierministerin Élisabeth Borne, Innenminister Darmanin und mehreren anderen Ministern berichteten. Am Dienstag will der Präsident die 220 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen der vergangenen Tage besonders betroffen waren. (dpa, AFP)

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