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Die 82. Luftlandebrigade ist mit 14 britischen Kampfpanzern vom Typ Challenger 2 ausgestattet – doch sie bewegen sich unentdeckt an die Front (Symbolbild).

© AFP/Daniel Leal

Das letzte Ass: Mit dem Einsatz ihrer mächtigsten Brigade geht die Ukraine ein großes Risiko ein

2000 Soldaten zählt die 82. ukrainische Luftlandebrigade. Sie sollen an der Front bei Robotyne eingesetzt werden. Warum das eine gute und schlechte Nachricht zugleich ist.

Mit der 82. Luftlandebrigade hat die Ukraine laut Experten ihr letztes Ass im Ärmel an die Front verlegt. Am Wochenende waren Aufnahmen aufgetaucht, die schweres Gerät der Truppe nahe Robotyne im zentralen Abschnitt der Kontaktlinie im Gebiet Saporischschja zeigen.

„Man möchte unbedingt vor dem Herbst/Winter und dem Einsetzen der ersten Schlammperiode einen Durchbruch erzielen“, sagte Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer dem Tagesspiegel. Dennoch könnte die Verlegung der 82. Brigade zu massiven Problemen im weiteren Kriegsverlauf führen.

Der 82. Luftlandebrigade unterstehen 2000 Soldaten, berichtet das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“. Ausgestattet seien die in Großbritannien trainierten Truppen mit 90 US-Radschützenpanzern vom Typ Stryker, 40 Marder-Schützenpanzern sowie 14 britischen Kampfpanzern vom Typ Challenger 2. Damit besitzt die Brigade mehr Kampfkraft als die restlichen der ukrainischen Armee.

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Das Gros der Brigade konnte sich bislang offenbar unbemerkt Richtung der Frontlinie in Saporischschja bewegen. Russische Drohnen sollen jeweils einen Stryker und einen Marder entdeckt haben.

Ersterer – ein Stryker – ist laut den OSINT-Analysten des Oryx-Blogs durch einen Munitionsabwurf beschädigt worden. Nur etwa anderthalb Kilometer von russischen Positionen in Robotyne entfernt, berichtet „Forbes“.

Der Oryx-Blog listet alle bekannten Verluste der Ukraine und Russland während des Angriffskriegs auf. Ihre Informationen stammen aus frei verfügbaren Quellen – Open Source Intelligence (OSINT).

Die britischen Challenger-2-Kampfpanzer erscheinen bisher auf keinen Aufnahmen. Dennoch ist davon auszugehen, dass sie gemeinsam mit dem Rest der Brigade an die Front entsandt wurden. Das glaubt auch Oberst Reisner. Die Aufnahmen bedeuten, dass „nun auch die letzte der ‚Brigaden der Offensiven‘, die 82. Luftsturmbrigade, von der Ukraine in den Einsatz geschickt wurde“, erklärt er dem Tagesspiegel.

Der Einsatz der Brigade kann die Feuerkraft der Ukraine in dem zentralen Frontabschnitt deutlich stärken und Geländegewinne gegen die russischen Invasoren bringen. Als positives Beispiel nennt „Forbes“ den Einsatz aller vier ukrainischen Marine-Frontbrigaden am Fluss Mokri Jaly im Gebiet Donezk, nur 80 Kilometer östlich von Robotyne. Die Verlegung habe sich für Kiew ausgezahlt.

Fehlende Reserve für gebundene Einheiten an der Front

Die Marinesoldaten hätten in Richtung der Hafenstadt Mariupol mehrere Siedlungen befreit. Darunter auch die mutmaßliche Rückeroberung des tagelang umkämpften Dorfes Uroschajne. „Uroschajne wurde befreit“, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar am Mittwoch mit.

Ukrainische Marinesoldaten stehen mit der ukrainischen Flagge im angeblich befreiten Dorf Uroschajne.
Ukrainische Marinesoldaten stehen mit der ukrainischen Flagge im angeblich befreiten Dorf Uroschajne.

© Reuters/Uncredited

Dennoch könnten die Vorstöße dort bald ins Stocken geraten. „Die Marines werden schließlich Ruhe brauchen“, schreibt die Zeitung. Unklar ist, wer die Kräfte ersetzen könnte, jetzt wo alle ukrainischen Brigaden im Kampfeinsatz gebunden sind. Auch die 82. Luftlandebrigade steht dafür nicht mehr zur Verfügung.

Kiew verfüge zwar noch über ungebundene Brigaden der Territorial- und Nationalgarde, diese seien aber in der Regel schlechter ausgerüstet und ausgebildet, schreiben die Forbes-Analysten.

Russland will ukrainische Einheiten binden – neue Angriffe möglich

Ebenfalls aufgestockt hat die Ukraine ihre Kräfte an der Front in Charkiw und Luhansk. Seit knapp einem Monat hätten die Verbände der russischen 1. Gardepanzerarmee ihre Angriffe zwischen Kupjansk und Kreminna verstärkt. Als Reaktion war Kiew „gezwungen, massiv Reserven in den betroffenen Raum zu verlegen“, erklärt Oberst Reisner. Auch die Ukraine bestätigte dies am Dienstagabend.

„Der Einsatz dieser Kräfte verringert den Handlungsspielraum der Ukraine, die seit 4. Juni stattfindende Offensive im Zentralraum weiter voranzutreiben“, erläutert er. „Es besteht somit das Risiko, an mehreren Fronten gleichzeitig gebunden zu sein.“ Größere Angriffe seien dann nicht mehr möglich. Auch das „ist sicherlich die Absicht der russischen Seite“.

Zudem besteht die Gefahr, dass die russischen Einheiten den verstärkten ukrainischen Truppen standhalten können und dann wiederum auf erschöpfte Soldaten vorrücken können, sobald die nun verlegten Brigaden zur Restrukturierung und Erholung abgezogen werden müssen.

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