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Reisende mit Mund-Nasen-Schutz in Peking.

© dpa/Andy Wong

Update

Immer mehr Länder führen Tests für Reisende ein: WHO fordert von China präzisere Daten zur Corona-Lage

Die Corona-Welle in China löst international Besorgnis aus. Für Deutschland kündigt Gesundheitsminister Lauterbach ein „Varianten-Monitoring“ an Flughäfen an.

| Update:

Angesichts der heftigen Corona-Welle in China hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei einem Treffen mit Vertretern chinesischer Gesundheitsbehörden detailliertere und schnellere Lageberichte zum Infektionsgeschehen in der Volksrepublik eingefordert. Bei dem Austausch am Freitag sei die chinesische Seite zum wiederholten Mal darum gebeten worden, präzise Daten in Echtzeit zu erheben und mit der WHO zu teilen, teilte die in Genf ansässige Organisation mit.

Dabei gehe es unter anderem um Informationen zur genetischen Sequenzierung positiv getesteter Fälle, die einen besseren Überblick über kursierende Virusvarianten bieten sollen, sowie um Zahlen zu Patienten in Krankenhäusern und Intensivstationen, Todesfällen und Impfraten. Es sei wichtig, die Lage genau „zu überwachen und Daten rechtzeitig zu veröffentlichen, um China und der Weltgemeinschaft zu helfen, passende Risikoeinschätzungen vorzunehmen und effektive Maßnahmen ergreifen zu können“. 

Aufgrund der steigenden Corona-Zahlen in China hatten einige Länder eine Corona-Testpflicht für Reisende aus der Volksrepublik eingeführt, zuletzt auch Frankreich und Großbritannien. Zusätzlich zur Pflicht, einen negativen Corona-Test bei der Einreise vorzulegen, werde es in Frankreich Stichproben-Tests bei Ankömmlingen aus China geben, teilte die Regierung in Paris am Freitagabend mit.

Auch die Regierung in London entschied sich laut britischen Medien zur Einführung der Corona-Testpflicht für China-Reisende. Spanien und Italien haben bereits Einreisebeschränkungen für Reisende aus China eingeführt oder angekündigt. Auch die EU erwägt weitere Maßnahmen. Beratungen dazu fanden am Donnerstag auf EU-Ebene statt.

Anschließend rief EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides die Staaten zunächst dazu auf, ihre nationalen Überwachungsmaßnahmen des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Nächste Woche soll voraussichtlich ein Krisentreffen zum weitere Vorgehen stattfinden.

„Wir brauchen ein sehr genaues „Varianten-Monitoring“.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach

Für Deutschland hält Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Testpflichten bei Einreisen aus China aktuell für „noch nicht notwendig“. Als zentrale Maßnahme werde aber ein engmaschiges „Varianten-Monitoring“ an den europäischen Flughäfen vorbereitet, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. „Darüber hinaus halte ich es für sehr wichtig, dass Europa hier koordiniert reagiert“, sagte Lauterbach.

Lauterbach sagte, dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Gefährdung durch neue Varianten nicht zu erwarten sei. Bisher tauchten bereits bekannte Varianten auf. Er werde am Nachmittag mit dem französischen Gesundheitsminister „die Angelegenheit intensivst diskutieren“.

„Wir brauchen ein sehr genaues „Varianten-Monitoring“, denn diese Varianten-Überwachung können wir nicht zuverlässig aus China abrufen“, sagte der Minister. „Hier könnte auch die gezielte Überprüfung beispielsweise von einzelnen Flugfolgen eine Rolle spielen, das wird vorbereitet.“ Es gebe aber keinen Anlass für „Antigen-Test auf Routine-Basis“.

USA erwägen Abwasserproben aus Flugzeugen entnehmen

Die heftige Corona-Welle in China löst auch im Ausland wachsende Besorgnis aus: Nach der Aufhebung der meisten Corona-Beschränkungen in China erwägen die USA Regierungsangaben zufolge nun, Abwasserproben aus Flugzeugen im internationalen Reiseverkehr zu entnehmen.

 Eine Reisende kommt am Check-in-Schalter für internationale Flüge auf dem Beijing Capital International Airport in Peking an.
Eine Reisende kommt am Check-in-Schalter für internationale Flüge auf dem Beijing Capital International Airport in Peking an.

© dpa / AP/Andy Wong

Angesichts des Anstiegs der Covid-19-Infektionen in China denke man über die Entnahme nach, um etwaige neue Varianten auf die Spur zu kommen, sagt ein Vertreter der US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention gegenüber Reuters.

Die Vereinigten Staaten waren eines der ersten Länder, die obligatorische Corona-Tests für Einreisende aus China vorschrieb. Am Freitag kündigte auch Südkorea an, künftig von Reisenden aus China einen negativen Covid-Test zu verlangen. „Wir werden uns darauf vorbereiten, strengere Maßnahmen zu ergreifen, falls sich die Situation verschlechtert und wir einen raschen Anstieg der Infektionen durch Neuankömmlinge oder das Auftreten neuer Varianten sehen“, sagt der südkoreanische Ministerpräsident Han Duck-soo.

Wegen der von Peking beschlossenen Aufhebung der strengen Null-Covid-Politik müssen alle Einreisenden aus China vor der Abreise ein negatives Covid-Testergebnis vorlegen. Zudem müssen sich die Reisenden bei der Ankunft einem weiteren PCR-Test unterziehen.

Spanien verlangt negativen Test oder Corona-Impfung

Südkorea werde, laut Han Duck-soo, die Kurzzeitvisa für chinesische Staatsangehörige bis Ende nächsten Monats einschränken und die Zunahme von Flügen aus China vorübergehend stoppen. Der internationale Flughafen Incheon solle als einziges Tor für alle Flüge aus dem Nachbarland genutzt werden. Indien, Japan und Taiwan kündigten ebenfalls Testregelungen an. Die Flugverbindungen aus China nach Japan sollen zudem reduziert werden.

Als zweites EU-Land führte Spanien am Freitag ein Regeln für Einreisende aus China ein. Diese müssten nun einen negativen Corona-Test oder eine vollständige Impfung gegen Covid-19 vorweisen, teilte Gesundheitsministerin Carolina Darias mit. Italien schreibt bereits negative Corona-Tests für Reisende aus China vor. In Mailand landeten Anfang der Woche zwei Flugzeuge, in denen fast die Hälfte der Passagiere infiziert war. Der Gesundheitsausschuss der EU hatte am Donnerstag nach einer Dringlichkeitssitzung hingegen auf eine Testpflicht verzichtet.

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Deutschland reagiert vorerst nicht mit Einreisebeschränkungen auf gelockerte Reisebestimmungen Chinas. „Wir beobachten die Situation in China sehr, sehr aufmerksam“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch. Auch die EU will vorerst keine Maßnahmen ergreifen.

Anstieg der Corona-Fälle nach Abkehr von strenger Null-Covid-Politik

Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seitdem breitet sich das Coronavirus in China rasant aus, das Land erlebt den weltweit höchsten Anstieg an Infektionen. Schätzungen zufolge könnten in China in den kommenden Monaten etwa eine Million Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion sterben.

Krankenhäuser sind inzwischen vielerorts überfüllt. In Tianjin südwestlich von Peking sahen AFP-Reporter am Mittwoch dutzende schwerkranke Corona-Patienten, die auf Fahrtragen in überfüllten Notaufnahmen lagen. „Das Problem ist, dass es im Moment keine Betten gibt“, sagte ein Arzt zu einem Angehörigen. Ein anderer Arzt sagte, auch viele Angestellte hätten sich infiziert. Trotz positiver Tests arbeiteten aber „so ziemlich alle“ weiter.

Genaue offizielle Corona-Zahlen gibt es in China nicht mehr. Nach dem Ende der Testpflicht ist es nach Behördenangaben inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen. Am Sonntag hatte China daher die Veröffentlichung täglicher Corona-Daten eingestellt. Am Mittwoch meldete das chinesische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten zwar 5231 Neuinfektionen und drei Todesfälle, die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher sein.

Am Montag hatte Peking auch das Ende der Corona-Quarantänepflicht für Rückkehrer aus dem Ausland angekündigt und damit einen Ansturm reisewilliger Chinesen bei Buchungsplattformen ausgelöst. (Tsp mit AFP/dpa/Reuters)

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