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EIne Ryanair Boeing 737 beim Start auf dem Flughafen Köln-Bonn (Archivbild).

© imago/Jochen Tack/imago/Jochen Tack

Auch Ryanair und Easyjet betroffen: 46.000 Ostsee-Flüge meldeten GPS-Probleme – Russland unter Stör-Verdacht

Zwischen August 2023 und März 2024 waren offenbar Zehntausende Flüge im Ostseeraum von Problemen mit dem Satellitennavigationssystem betroffen. Stecken russische Störsender dahinter?

Die Boulevardzeitung „The Sun“ hat zusammen mit der Webseite „GPSJAM.org“ Flugdaten analysiert und berichtet über viele tausend Fälle, in denen britische Ferienflieger Probleme mit den GPS-Systemen gemeldet haben. Diese satellitengestützte Technik ist eine von mehreren Navigationsarten, die in Flugzeugen zur Anwendung kommen.

Im Zeitraum von August 2023 bis Ende März 2024 waren demnach von GPS-Problemen betroffen:

  • Mehr als 2300 Ryanair-Flüge
  • Knapp 1400 Wizz-Air-Flüge
  • 82 British-Airways-Flüge
  • Sieben Jet2-Flüge
  • Sieben TUI-Flüge
  • Vier Easyjet-Flüge

Alle Meldungen betrafen die Ostseeregion. Insgesamt sollen in dem Gebiet 46.000 Flüge Probleme gehabt haben.

The Sun“ sieht die russische Armee verantwortlich für die Störung des Flugverkehrs. Sie würde die Signale von unter anderem GPS-Satelliten unterdrücken. Außerdem würden gefälschte Signale gesendet, die Flugzeugen vorgaukeln, sich an einem anderen Ort zu befinden. 

Russland wird verantwortlich gemacht

2023 seien wöchentlich weniger als 50 dieser „mutmaßlichen russischen Attacken“ passiert, im vergangenen Monat seien es 350 pro Woche gewesen. „The Sun“ zitiert Dr. Jack Watling vom Royal United Services Institute: „Die Russen haben GPS-Störungen seit langem als Mittel der Belästigung eingesetzt und sie über die Grenzen der Nato hinaus gesendet.“ Allerdings räumt „The Sun“ ein, dass die bloße Meldung einer ungenauen Navigationsfähigkeit nicht automatisch bedeutet, dass ein Signal gestört wurde.

Im Januar aber sprach Luc Tytgat von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit von einem „starken Anstieg der Angriffe“ auf globale Navigationssatellitensysteme, wie sie in der Luftfahrt genutzt werden. Das sei ein „Sicherheitsrisiko“, wird Tytgat in einem Bericht von „forbes.com“ zitiert.

Weiter ist dort von einem Anstieg der Störangriffe auf Navigationssatellitensysteme in Osteuropa, aber auch dem Mittleren Osten die Rede. Israel etwa hätte die GPS-Signale über dem nördlichen Luftraum gestört, um sich vor Attacken der Hisbollah zu schützen. Zivile Flugzeuge nahe dem israelischen Mittelmeerraum verschwanden daher kurzzeitig von der Flugkarte.

Die Daten von „The Sun“ zeigen Problemschwerpunkte in der Ostsee, im Schwarzen Meer und im östlichen Mittelmeer.

Im „The Sun“-Artikel kommt auch Glenn Bradley von der britischen Zivilluftfahrtbehörde zu Wort. Er betont, dass Fliegen nach wie vor eine der sichersten Formen des Reisens sei. „Es gibt mehrere Sicherheitsprotokolle zum Schutz der Navigationssysteme in Verkehrsflugzeugen.“ Und weiter: „GPS-Störungen haben keinen direkten Einfluss auf die Navigation eines Flugzeugs und die bekannten Probleme bedeuten nicht, dass ein Flugzeug absichtlich gestört wurde.“

Gegenüber dem „Guardian“ verwiesen Sprecher von Ryanair und Easyjet darauf, dass Flugzeuge über unterschiedliche Navigationssysteme verfügen und nicht nur von der GPS-Technik abhängig seien. (Tsp)

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