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Der Tatort im brasilianischen Blumenau

© Reuters/Denner Ovidio

Update

Angreifer festgenommen: Vier Kinder bei Attacke auf Kinderkrippe in Brasilien getötet

Die Opfer waren zwischen vier und sieben Jahre alt. Blumenau, eine von deutschen Einwanderern geprägte Stadt, rief 30 Tage Trauer aus.

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Die vier in einer Kinderkrippe im Süden Brasiliens getöteten Menschen sind Kinder zwischen vier und sieben Jahren. Dies sagte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, in einer live übertragenen Pressekonferenz am Mittwoch.

Zuvor hatte eine Sprecherin der Militärpolizei von Santa Catarina der Deutschen Presse-Agentur bestätigt, dass die Opfer Kinder unter zwölf Jahren seien. Weitere verletzte Kinder waren Polizeikommissar Gabriel zufolge zur Behandlung in Krankenhäuser der Stadt Blumenau gebracht worden und befanden sich in stabilem Zustand.

Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele – zuvor hatte die Nachricht von einer vermeintlichen weiteren Attacke die Runde gemacht. Ein 25-Jähriger war nach Angaben der Militärpolizei am Mittwochmorgen über eine Mauer in eine private Kinderkrippe in der von deutschen Einwanderern geprägten Stadt Blumenau eingedrungen und hatte Kinder angegriffen.

Dem brasilianischen Nachrichtenportal „G1“ zufolge soll er mit einem Beil bewaffnet gewesen sein. Der Angreifer stellte sich nach Angaben der Polizei auf der Wache. Er wurde festgenommen und der Zivilpolizei übergeben. Sein Motiv war zunächst nicht bekannt.

Ich danke Gott für jeden Moment, den ich mit meinem Sohn verbracht habe.

Bruno Bidi, Vater von einem der Opfer

Ein Vertreter der Rettungsdienste sagte Journalisten, der Angreifer habe vor allem auf die Köpfe seiner Opfer eingeschlagen. Bei den Todesopfern handelt es sich nach seinen Angaben um drei Jungen und ein Mädchen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren. Ferner wurden zwei Mädchen im Alter von fünf Jahren und zwei Jungen im Alter von drei und fünf Jahren verletzt. Ihr Zustand war nach Angaben des behandelnden Krankenhauses stabil.

Dutzende Menschen versammelten sich nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vor dem privaten Kindergarten mit seinen bunt mit Schmetterlingen und Kindern bemalten Außenwänden. Polizei und Rettungskräfte hatten eine Sicherheitsabsperrung errichtet, durch die sie nur die Eltern ließen.

Mitarbeiterin versteckte Kinder in der Toilette

Draußen erzählte der trauernde Vater Bruno Bidi den Reportern von seinem getöteten fünfjährigen Sohn Bernardo. Der Junge und ein Freund seien wie Hasen gehüpft, als er die beiden am Morgen zum Kindergarten gebracht habe. „Ich danke Gott für jeden Moment, den ich mit meinem Sohn verbracht habe“, sagte Bidi.

Eine Beschäftigte der Einrichtung schilderte der Nachrichten-Website „Metropoles“, wie sie mehrere Kinder in einer Toilette versteckt habe, während der Angreifer auf dem Spielplatz gewesen sei. „Er ging zum Töten auf den Spielplatz“, sagte sie. Der Gouverneur von Santa Catarina, Jorghinho Mello, erklärte, die Tat erfülle ihn mit „tiefer Trauer“.

Blumenau rief 30 Tage Trauer aus. „Wir bedauern diese Tragödie zutiefst, die einen traurigen Einschnitt in der Geschichte unserer Stadt setzt. Möge Gott die Herzen aller Familien trösten“, hieß es in einer Mitteilung. Der Unterricht im öffentlichen Bildungsnetz am Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt.

Es gibt keinen größeren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert.

Luiz Inácio Lula da Silva, Brasiliens Präsident

„Es gibt keinen größeren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert – erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder“, schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. „Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte ,Bom Pastor’ ereignet hat.“

Die Attacke ereignete sich weniger als zehn Tage, nachdem bei einem Messerangriff auf eine Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine schwer verletzte Lehrerin gestorben war, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen. Nach einem Amoklauf in der Stadt Suzano mit zehn Toten im März 2019 waren die Polizeikontrollen an Schulen in São Paulo verstärkt worden.

Für Entsetzen sorgte auch die Tat eines jugendlichen Messerangreifers vor rund zwei Jahren, der im Süden Brasiliens in eine Vorschule eindrang und fünf Menschen tötete.

Vergleichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im größten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zwar zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die meisten davon gehen auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück. (dpa)

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