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Michael Faraday, 1852.

© picture alliance/Heritage Art/Heritage Images/William Holl

Tagesrückspiegel – Heute vor 142 Jahren : Faraday und die Natur des Lichts

Der Forscher Michael Faraday hat die Welt verändert. Das Genieaus armen Verhältnissen verscheuchte die letzten Reste Metaphysik aus der Wissenschaft.

Eine Kolumne von Birgit Herden

Jedes Schulkind erfährt heute von dem, was Michael Faraday im 19. Jahrhundert herausfand, obwohl der Forscher selbst nur rudimentären Unterricht erhalten hat. Viel von unserem heutigen Komfort beruht auf seinen Errungenschaften, obgleich der geniale Brite ursprünglich Buchbinder hatte werden sollen. Bewegt man beispielsweise eine Kupferspule in der Nähe eines Magneten, entsteht in der Spule eine Spannung, so nur eine der vielen Entdeckungen Faradays. Nach diesem Prinzip wird bis heute in unseren Kraftwerken Elektrizität erzeugt.

Doch die grundlegenden Konzepte, „die Faraday zu diesen viel bewunderten Entdeckungen führten, wurden nicht in gleichem Maße gewürdigt“, befand Hermann von Helmholtz, selbst einer der Großen in der Wissenschaft, am 5. April 1881 in London. Heute vor 142 Jahren hielt er den berühmt gewordenen Vortrag „The modern development of Faraday’s conception auf electricity“. Vier Jahre zuvor war Faraday gestorben.

„Sein Hauptziel war es, in seinen neuen Konzepten nur Fakten auszudrücken und dabei so wenig wie möglich auf hypothetische Stoffe und Kräfte zurückzugreifen“, so Helmholtz über Faraday. Es sei ihm gelungen, „die Wissenschaft von den letzten Resten der Metaphysik zu reinigen“.

Das große fundamentale Problem, das Faraday umtrieb, war die Existenz von Kräften, die direkt und ohne ein dazwischenliegendes Medium über eine Entfernung wirken. Im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden fast alle physikalischen Theorien nach dem Vorbild der Gravitationskraft aufgestellt. Faraday aber erkannte, dass elektromagnetische Phänomene, wie sie bei einer im Magnetfeld bewegten Spule auftreten, nicht durch eine von Punkt zu Punkt wirkende Anziehungs- oder Abstoßungskraft erzeugt werden konnte. Er entdeckte das Wechselspiel der elektromagnetischen Kräfte, entwickelte ein Verständnis für Natur des Lichts.

Seine zahlreichen Experimente zur Elektrizität, so unbedeutend und unzusammenhängend sie im Detail scheinen mochten, zielten immer auf die grundlegende Natur der physikalischen Kräfte. Dabei fehlte dem Genie ohne Schulbildung eigentlich die Mathematik, um seine Zeitgenossen ganz zu überzeugen.

Seine Theoreme „fand er durch eine Art Intuition, mit der Sicherheit des Instinkts, ohne die Hilfe einer einzigen mathematischen Formel“, so Helmholtz. Letztlich „vollbrachte Faraday mit einer ganz wunderbaren Klugheit und intellektuellen Präzision in seinem Kopf die Arbeit eines großen Mathematikers, ohne eine einzige mathematische Formel zu verwenden.“

Das mit der Mathematik holte dann ein anderer nach, der Schotte James Clerk Maxwell. Mit den nach ihm benannten Gleichungen entwickelte er die von Faraday entwickelte Theorien weiter und erkannte schließlich die Wellennatur des Lichts.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel.

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