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Dr. Magnus Heier

© Stefan Braun

Zwischen Mülleimer, Toilette und Recyclinghof: Wohin mit den alten Medikamenten?

Wer abgelaufene oder überzählige Medikamente einfach ins Klo wirft, erweist Mensch und Umwelt damit einen Bärendienst. Eine einheitliche Lösung gibt es in Deutschland trotzdem nicht.

Eine Kolumne von Dr. Magnus Heier

Drogen im Abwasser sind so präzise messbar, dass man basierend auf der Analyse ein internationales Städteranking erstellen kann: Antwerpen etwa, Amsterdam und Zürich liegen bei Kokain europaweit vorne. Weniger bekannt ist derweil, dass auch ganz normale Medikamente die Reinigung im Klärwerk zu großen Teilen überstehen – und damit in oft bedrohlicher Konzentration in die Natur, aber auch ins Trinkwasser gelangen können.

Das ist einerseits zum Teil unvermeidlich, weil viele Wirkstoffe den Körper unverändert über den Urin verlassen. Andererseits aber ist es auch ein Skandal, weil etwa überzählige oder abgelaufene Medikamente schlicht ins Klo geworfen werden, von den flüssigen Medikamenten sind es knapp 50 Prozent. Viele Wirkstoffe bleiben wirksam.

Aber wie wäre es richtig? Noch immer spukt in vielen Köpfen die Vorstellung, man dürfe alte Medikamente nicht in den Hausmüll werfen. Doch, darf man. Meistens jedenfalls. Dann allerdings blickdicht verpackt und gut geschützt, sodass weder Kinder noch medikamentenabhängige Personen an die Pillen oder Säfte, an die Schmerzpflaster oder Zäpfchen kommen können.

Aber es ist komplizierter: Deutschland ist föderal – einheitliche Lösungen sind deshalb selten. In diesem Fall heißt das: Nicht überall wird der Hausmüll anschließend verbrannt und damit vernichtet. In manchen Gemeinden wird der Müll etwa biologisch verarbeitet. In diesem Müll sind Medikamente falsch. In Berlin wird empfohlen, alte Medikamente in Apotheken abzugeben. Bis 2009 waren die noch zur Rücknahme verpflichtet, seither ist der medizinische Altmüll eine ungeliebte freiwillige Serviceleistung – man kann danach fragen. Alternativ nehmen aber auch Recyclinghöfe alte Medikamente ab – aber auch nicht alle. Wiederum in Berlin sind es nur sechs der 14 Höfe.

Tipps gibt es bundesweit online unter www.arzneimittelentsorgung.de. Das Deutsche Ärzteblatt weist in einer aktuellen Ausgabe ausdrücklich darauf hin, dass nicht nur rezeptpflichtige Medikamente problematisch seien. Eines der „Sorgenkinder“ ist Diclofenac – ein rezeptfreies Schmerzmittel: Gift für Tiere und Pflanzen. Und über das Trinkwasser dann auch wieder schlecht für den Menschen.

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