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Kurzzeitig warm: Bei Alkoholgenuss weiten sich die Blutgefäße in der Haut.

© IMAGO/Pond5 Images

Kältemythen auf dem Prüfstand: Mit Schuss – oder Stuss?

Alkohol hält warm. Diese und andere Mythen kursieren jeden Winter neu. Welche Vorstellungen über die Auswirkungen von Kälte wahr sind und welche Gerüchte sich hartnäckig halten.

Von Serhat Koçak, dpa

Die kalte Jahreszeit bringt nicht nur frostige Temperaturen, sondern auch eine Vielzahl von Kälte-Weisheiten mit sich. So sollen Frauen grundsätzlich schneller frieren als Männer und nasse Haare zur Erkältung führen. Was wirklich stimmt und was Dauermythos bleibt.

Behauptung: Kaltduscher werden seltener krank

Warmduscher können aufatmen, denn dieser Mythos stimmt so nicht ganz. Für die Behauptung, dass Menschen, die kalt duschen, seltener krank sind, gibt es der Stiftung Gesundheitswissen zufolge nicht genug wissenschaftliche Belege. Laut einer niederländischen Studie kann kaltes Duschen eine positive Wirkung aufs Immunsystem haben.

Für die Studie musste ein Teil der 3000 Probanden täglich 30 bis 90 Sekunden lang mit kaltem Wasser duschen – die Vergleichsgruppe dagegen warm. Regelmäßiges Wechseln zwischen warmen und kalten Duschen führte dazu, dass Menschen, die keine schweren Probleme hatten, seltener über Krankheit berichteten. Allerdings führte es nicht dazu, dass diese Personen weniger Tage krank waren.

Fürs Immunsystem kann kaltes Wasser also tatsächlich etwas bringen – auch wenn es nur schwer messbar ist und umfassendere Untersuchungen dazu noch fehlen. Denn die Studien, die nahelegen, Kältereize würden unser Immunsystem stärken, sind noch nicht aussagekräftig genug.

Bewertung: Bisher unklar, aber nicht ungesund


Behauptung: Frauen frieren schneller als Männer

Diese Behauptung wird gerne mal als Unfug abgetan – stimmt aber. Studien zeigen, dass das unterschiedliche Kälteempfinden zwischen Mann und Frau biologisch und hormonell bedingt ist. Das liegt zum Teil an der Hautdicke und dem höheren Muskelanteil bei Männern.

Bei etwa gleichem Körpergewicht haben Frauen tendenziell weniger Muskeln, die Wärme erzeugen. Ebenso auch mehr Fett zwischen der Haut und den Muskeln, sodass sich die Haut kälter anfühlt, da sie etwas weiter von den Blutgefäßen entfernt ist.

Frauen haben auch eine niedrigere Stoffwechselrate als Männer, was die Fähigkeit zur Wärmeproduktion verringert, sodass Frauen bei sinkenden Temperaturen eher zu einem Kältegefühl neigen.

Bewertung: Richtig


Behauptung: Alkohol wärmt von innen auf

Ein Schnäpschen oder Glühwein scheinen ideal, um sich aufzuwärmen. Schon nach kurzer Zeit macht sich ein wärmendes Gefühl im Körper breit.

Bei Alkoholgenuss weiten sich die Blutgefäße in der Haut, wodurch mehr Blut an die Körperoberfläche fließt. Das sorgt zunächst für ein wärmeres Gefühl. Doch nur für kurze Zeit: Die Wärme wird laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) über die Haut nach außen abgegeben, die Körpertemperatur sinkt. Gleichzeitig ziehe der Körper zudem Wärme von den inneren Organen ab. Bei unzureichendem Schutz kühlt der Körper aus.

Bewertung: Falsch


Behauptung: Mit nassen Haaren holt man sich eine Erkältung

Ein Mythos, der immer wieder für wahr gehalten wird. Denn Auslöser für eine Erkältung sind Viren. Und die interessieren sich nicht für den Feuchtigkeitsgrad der Haare, sondern für den der Schleimhäute.

Sind diese zu trocken, bilden sie einen idealen Nistplatz für die Erreger. Ohne die Erreger ist eine Infektion unmöglich. Trotzdem sollte man bei Minusgraden mit trockenen Haaren und am besten mit Mütze vor die Tür gehen, um einer Auskühlung vorzubeugen.

Nach dem Eisbaden besser schnell: die Haare trocknen.
Nach dem Eisbaden besser schnell: die Haare trocknen.

© IMAGO/Ukrinform

Es existieren zwar vereinzelte Studien, die für einen Zusammenhang zwischen Erkältungen und dem Abkühlen des Körpers sprechen. Insgesamt ist das allerdings strittig.

Bewertung: Unklar


Behauptung: Kälte erhöht den Blutdruck

Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe des Tages. Nach dem Aufwachen steigt er stark an und nimmt im Verlauf des Morgens weiter zu. Verschiedene Faktoren wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, verschiedene Lebensgewohnheiten sowie das Umfeld beeinflussen der Stiftung Gesundheitswissen zufolge den Blutdruck. So reagiert dieser vor allem auf Temperaturunterschiede: „Im Winter ist er höher als im Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken“, heißt es.

Anhaltend hoher Blutdruck kann über längere Zeit Gehirn, Herz und Nieren stark schädigen, erläutert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Von Bluthochdruck spricht man, wenn die Werte bei mehr als 140 zu 90 liegen.

Bewertung: Richtig

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