Hilfe, mein Kind mag kein Gemüse: Diese Fehler sollten Eltern bei der Ernährung der Kleinen vermeiden

Frau Wiegand, wenn es um Übergewicht bei Kindern geht, sprechen Expertinnen und Experten häufig von einer Epidemie. Ist die Lage wirklich so dramatisch?
Repräsentative Zahlen dazu gibt es nur aus der Zeit vor Corona. Damals waren es in Deutschland laut dem Robert Koch-Institut etwa zwei Millionen Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre mit Übergewicht oder Adipositas. Die aktuellen Einschulungsuntersuchungen deuten darauf hin, dass die Zahl seither sogar noch mal um zehn bis 15 Prozent zugenommen hat. Langfristig betrachtet hat das auf jeden Fall gesellschaftliche Konsequenzen.

Welche Fehler machen Eltern denn besonders häufig in der Ernährung ihrer Kinder?
Ein weitverbreitetes Problem sind zum Beispiel Nuckelflaschen jenseits des Säuglingsalters, das mit dem ersten Geburtstag endet. Danach müssen Kinder eigentlich an nichts mehr nuckeln, den Schnuller zum Einschlafen mal ausgenommen. Trotzdem haben wir häufig Kinder, die mit drei oder vier Jahren noch Nuckelflaschen mit gesüßten Getränken oder Milch nutzen, auch nachts. Und auch an den sehr beliebten Frucht-Quetschies wird gesaugt.

So viel Fruchtzucker, wie es mit den Quetschies aufnimmt, würde ein Kind mit frischem Obst nie zu sich nehmen.

Susanna Wiegand, Kinderärztin

Wieso ist das problematisch?
Kinder sollten in diesem Alter Geschmack und Textur von verschiedenen Lebensmitteln kennenlernen. Sie sollten also lieber an einem Stückchen Apfel oder Möhre herumknabbern als an Dingen, die hoch verarbeitet wurden. Deswegen sind auch die genannten Quetschies ungünstig. Sie werden ja mitunter sogar als Obstersatz beworben. So viel Fruchtzucker, wie es mit den Quetschies aufnimmt, würde ein Kind aber mit frischem Obst nie zu sich nehmen.