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Drilling: Der neue Citroen C1 wird auf derselben Plattform hergestellt wie der Peugeot 107 und der Toyota Aygo.

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Fahrbericht neuer Citroën C1: Viele, viele bunte Smarties

Der Citroën C1 wird auf derselben Plattform gebaut wie Peugeot 107 und Toyota Aygo - gutes Fahrverhalten und unüberschaubare Möglichkeiten zur Individualisierung sollen dem Franzosen auf dem umkämpften Kleinstwagenmarkt helfen.

So ändern sich die Zeiten. Als vor neun Jahren die Drillinge Citroën C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo auf die Welt der Automobile kamen, waren sie drei von insgesamt nur neun Kleinstwagen in Deutschland. Klein war seinerzeit nicht in und die 3,50-Meter-Minis damals auch nicht gerade attraktiv. Heute ist das ganz anders. Die Kleinsten sind bei immer mehr Menschen nun die Größten geworden. Vor allem in Städten mit vollen Straßen und wenigen Parkplätzen.

Und so ist das Trio der nun zweiten Generation, das nach wie vor im tschechischen Kolin produziert wird,  gar nicht mehr mit dem der ersten Generation von 2005 zu vergleichen. Bei der unterschieden sich die Wägelchen nur wenig. Bei dem am 19. Juli zweitgleich startenden neuen Trio ist die technische Basis wieder gleich (wie damals). Nicht mal bei der von Toyota erarbeiteten und von allen anderen übernommenen Fahrwerkabstimmung gibt es den geringsten Unterschied.

Buntes Dreigestirn

Dennoch ist eines anders: Außen sind die Drei kein Einheitsbrei mehr. Lediglich Frontscheibe und vordere Türen sind bei allen gleich, der Rest ist bunt! So kommt der Toyota mit einem aggressiven Manga-Gesicht (in X-Form), das nicht jedem gefallen dürfte, aber junge Leute anlocken soll. Der Peugeot wartet mit einem strengen Ausdruck auf, der auf edel macht und reifere Klientel ansprechen soll. Und der Citroën buhlt um Kunden mit einer Kulleraugen-Front, die weiter auf das bislang schon so bewährte Kindchen-Schema setzt, welches beschwingt wirkt und Frauen zusagen soll.

Markanter Look: Trotz gemeinsamer Basis mit den Konzernbrüdern bewahrt der Citroën C1 ein eigenes Gesicht.
Markanter Look: Trotz gemeinsamer Basis mit den Konzernbrüdern bewahrt der Citroën C1 ein eigenes Gesicht.

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Dass scharfes Design nicht immer funktional ist, zeigt der Toyota: Seine Fensterlinie ist hinten hoch gezogen, was dynamisch aussieht, aber die Rundumsicht verschlechtert. Die geraden Fensterfronten des Franzosen-Duos sind da viel praktischer. Unterschiede gibt es – anders als vor neuen Jahren – nun auch beim Antrieb des Trios. Ausgerechnet der optisch Schärfste ist der Lahmste. Denn für den Toyota Aygo ist nur eine Motorisierung lieferbar – der bekannte Ein-Liter-Dreizylinder mit 69 PS und 95 Newtonmeter, der lediglich überarbeitet wurde.

Die Zwillinge des französischen PSA-Konzerns hingegen, haben einen Trumpf in die Waagschale zu werfen. Neben dem erwähnten „alten“ 1,0-Liter-Motor gibt es ihnen auch einen konzerneigenen neuen 1,2-Liter-Dreizylinder mit 82 PS, der wesentlich lebendiger agiert. Wir sind dieses Modell gefahren – und wurden überzeugt. Der Saugbenziner mit konventioneller Multipoint-Einspritzung gibt sich erfrischend munter, mit der Fünfgang-Handschaltung lassen sich die Übersetzungen sauber und exakt wählen. Der Dreizylinder klingt zwar, konstruktionsbedingt, etwas rau, aber nie unangenehm. Mit ihm fährt sich der C1 wesentlich spritziger als mit dem nur 14 PS schwächeren Triebwerk. Die 500 Euro Mehrpreis gegenüber der 69-PS-Maschine sind also gut angelegtes Geld, zumal der größere Dreizylinder laut EU-Norm nur 0,2 Liter mehr Sprit verbrauchen soll.

Ausblick: Das große Panorama-Schiebedach.
Ausblick: Das große Panorama-Schiebedach.

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Starke Konkurrenz von VW Up oder Skoda Citygo

Das 3,47 Meter lange Wägelchen federt anständig, die Vordersitze sind ausreichend groß, der Raum in der zweiten Reihe sollte aber besser nur Kindern zugemutet werden. In den Kofferraum passen nun zwei Wasserkisten, die allerdings über eine mit 76 Zentimetern recht hohe Ladekante gehievt werden müssen. Ab 11840 Euro geht es los mit dem Dreitürer C1Pure Tech 82 VTi 82 Feel, inklusive optionalen Radio und Klima. Der Fünftürer ist 450 Euro teurer. Wer sich etwas gönnen will, muss mit diesem Triebwerk mindestens 12800 Euro ausgeben, und bekommt dann ein Quasi-Cabrio mit 80 mal 76 Zentimeter großem elektrischen Faltdach. Für weitere 150 Euro auch in auffälligem Rot. Das sieht echt gut aus und macht den Kleinen zum Hingucker.

Die außen wie innen geradezu unüberschaubaren Individualisierungsmöglichkeiten des neuen Trios sind auch nötig. Denn die kleine Konkurrenz ist inzwischen sehr groß geworden. Und auch verdammt gut. Seit gut zweieinhalb Jahren beansprucht das starke Trio des Wolfsburger Konzerns –  VW Up, Seat Mii und Skoda Citigo – viel Platz für sich in der Kleinstwagenarena. Und dieses Jahr startet noch der völlig neue Twingo, der erste kleine Renault mit Hinterradantrieb. Klar, entstammt er doch einer neuen Kooperation mit der Mercedes-Tochter Smart.

Qual der Wahl: Der Citroen C1 bietet unzählige Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung.
Qual der Wahl: Der Citroen C1 bietet unzählige Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung.

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Die Franzosen gehen mit einem Kampfpreis ins Rennen:  9590 Euro für die fünftürige Basisversion mit 71-PS-Dreizylinder-Benziner, ESP, vier Airbags, Reifendruckkontrolle, Geschwindigkeitsbegrenzer,  LED-Tagfahrlicht.  Damit ist der Neue trotz besserer Ausstattung 400 Euro billiger als der Vorgänger geworden! Der Twingo könnte zudem ein Geheimtipp für sportlich Angehauchte sein, denn ab 12590 Euro gibt es ihn auch mit einem 90 PS starken Dreizylinder-Turbobenziner.

Umkämpfter Markt

Und endlich will auch Smart – jetzt also in einer  Kooperation mit Renault – bei den Kleinsten wieder die wegen des Fußgängerschutzes notwendig gewordene Stupsnase vorn haben. Einmal mit dem kürzesten Mini als Unikat, das sich dieses Mal mit viel breiterer Spur und besserer Federung endlich nicht mehr so hoppelig fahren dürfte wie zuvor. Und nun auch ohne Nickeffekt.

Aufgeladen stehen französische 90 PS bereit, ohne Turbo sind es 71 PS vom Partner Renault. Ebenfalls neu sind ein Renault-Doppelkupplungsgetriebe statt des bisherigen automatisierten Schaltgetriebes und eine Tablet-artige Multimediaeinheit auf der Mittelkonsole. Die neue Zeit zieht auch bei den Kleinen ein. Doch bleiben wird die Preissensibilität in dieser immer beliebter werdenden Klasse. Toyota hat unlängst den dreisitzigen IQ eingestellt, weil der vielen potentiellen Kunden zu teuer gewesen ist.

Und Dacia wird 2015 mit einem neuen Billigangebot in dieser Klasse für Wirbel sorgen: einem Kleinstwagen mit vier Türen auf Basis des neuen Twingo für gut 5000 Euro, der nicht frech aussehen soll. Viele, viele bunte Smarties statt grauem Einheitsbrei. Diese neue Linie sollte den Menschen, denen ein Kleinstwagen genügt, doch gefallen.

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