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Klimaprotest von Fridays for Future Anfang März in Bremen.

© IMAGO/Stefan Schmidbauer

Umstrittene Bremer Ortsgruppe löst sich auf: „Fridays for Future Deutschland ist strukturell rassistisch“

Die Bremer Ortsgruppe von Fridays for Future löst sich auf. In ihrer Erklärung erhebt die Gruppe schwere Vorwürfe gegen die Dachorganisation in Deutschland.

Die Ortsgruppe Bremen der Klimaprotestbewegung Fridays for Future (FFF) löst sich auf. Das geht aus einem Statement hervor, das die Gruppe am Dienstag auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Brisant dabei: In ihrer Erklärung erhebt die Ortsgruppe schwere Vorwürfe gegen die Bewegung auf Bundesebene.

„Fridays for Future Deutschland ist strukturell rassistisch“, schreibt die Ortsgruppe. Im Zuge eines „riesigen Rassismus-Problems“ hätten Schwarze, Indigene und People of Color (BIPoC) rassistisches Mobbing, Beleidigungen, Machtmissbrauch und viel weiteres Traumatisches innerhalb der Organisation erlebt. Viele der angesprochenen Personen hätten deswegen „diese Strukturen verlassen, weil sie weder sicher sind, noch scheinbar sicher sein sollen“.

Stattdessen sei alles unter den Teppich gekehrt und Täter*innen in Schutz genommen worden, heißt es in dem Statement weiter. Konkrete Fälle nennt die Ortsgruppe nicht.

Kritik übt die Ortsgruppe in ihrer Auflösungserklärung auch an der strategischen Ausrichtung der Bewegung in Deutschland. Man hätte es versäumt, „die große Welle der Unterstützung und medialen Aufmerksamkeit 2019 in konkrete Projekte, Aktionen und Forderungen zu leiten“. Stattdessen habe man an der Minimalforderung des 1,5-Grad-Zieles festgehalten, „ohne dabei klar zu benennen, welche Maßnahmen notwendig wären, um dieses zu erreichen“.

Nach der Darstellung des Bremer Ablegers entschied sich die Bewegung in Deutschland in ihrem Protest zudem des Öfteren für einen nationalen Sonderweg. „Internationale Vorgaben von Fridays for Future wurden von der deutschen Sektion immer wieder ignoriert, stattdessen wurden Streiks unter eigenem Motto und mit völlig anderen Themen organisiert als abgesprochen“, kritisiert die Ortsgruppe.

Antisemitische Tendenzen bei Bremer Ortsgruppe?

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass die Bremer Ortsgruppe durch ihre Äußerungen auffällt. Ende Januar teilte sie einen Post der internationalen Fridays-for-Future-Bewegung, in dem die Gruppe Israel als Apartheidstaat bezeichnete und zur Intifada aufgerufen hatte. Der Ausdruck beschreibt palästinensische Aufstände gegen Israel von 1987 bis 1993 und von 2000 bis 2005.

FFF Deutschland und viele Ortsverbände distanzierten sich von dem Tweet, dem Bremer Ortsverband wurden antisemitische Tendenzen vorgeworfen.

Anfang März luden die Bremer dann die umstrittene Gruppe „Palästina spricht“ für einen Redebeitrag auf einem Klimaprotest in Bremen ein. Kritik folgte prompt: „Klimastreik supporten – aber nicht den Antisemitismus von FFF Bremen“, twitterte damals die Grünen-Politikerin und Mitglied der bremischen Bürgerschaft Kai Wargalla.

Auch in ihrem Auflösungsschreiben beziehen die Bremer noch mal Stellung zu diesem Thema. International bekenne sich Fridays for Future als antikoloniale Gruppe auch zur Solidarität mit Palästinenser*innen als kolonialisierter Gruppe. „Die deutsche Sektion weigerte sich jedoch nicht nur daran teilzunehmen, sie distanzierte sich sogar aktiv davon und das ohne jegliche Absprache mit den Ortsgruppen“, heißt es dort. (Tsp)

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