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„Wie oft denkst du an das römische Reich?“ Erstaunlich viele Männer antworten offenbar auf diese Frage: täglich! 

© imago/Panthermedia/Sergej Razvodovskij

TikTok-Trend zum Römischen Reich: Wieso denkt ihr Männer nicht lieber an die Griechen?

„Wie oft denkst du an das Römische Reich?“ Erstaunlich viele Männer antworten offenbar auf diese Frage: täglich! Was sagt das über sie aus? Warum ausgerechnet das Imperium Romanum?

Eine Glosse von Luca Lang

Wo, wenn nicht auf TikTok, hätte man erfahren können, was die männliche Seele, diese undurchdringbare Black Box, dieser Tage beschäftigt? Auf der Plattform brechen sich die Gedanken der Menschen in einer ungefilterten Absurdität Bahn, von der Sozialwissenschaftler*innen sonst nur träumen können.

Angestoßen von einem Geschichts-Influencer (ja, diese Berufsbezeichnung gibt es) fragten zahllose Frauen ihre Partner, Brüder und Väter in teils millionenfach geklickten Videos: „Wie oft denkst du an das römische Reich?“

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Es stellt sich heraus: oft. Sehr oft sogar. So oft, dass die Fragenden derart verdutzt dreinblicken, als sei Julius Cäsar persönlich durchs Wohnzimmer spaziert. „Drei bis vier Mal die Woche“, sagt da beispielsweise ein Mann zu seiner Ehefrau.

Es ließe sich nun darüber sinnieren, was dieser Trend – das Schlagwort #romanempire hat 1,5 Milliarden Aufrufe – über das männliche Geschlecht aussagt. Man könnte die These aufstellen, das römische Reich sei der geistige Zufluchtsort von Männern, die überfordert sind von neuen Rollenbildern. Und die sich vielleicht heimlich in eine Zeit zurücksehnen, als man einem Diktator huldigte und nur mit Brustpanzer und Schwert bekleidet in Arenen um das Überleben kämpfte.

So ganz aber scheint der Gedanke nicht zu tragen. Zumindest stehen auch technische Meisterleistungen wie Aquädukte, Beton und das erstaunlich moderne Kanalisationssystem des alten Roms weit oben auf der Faszinationsliste der Männer. Und Stichwort Toga: Männer in wallenden Kleidern stützen auch nicht wirklich den Verdacht der toxischen Männlichkeit.

Die Dechiffrierung dieses sonderbaren Geschlechts sollte man also doch eher den Sozialwissenschaftler*innen überlassen.

Selbst wenn die es aber schaffen sollten, diese höchst wichtigen Fragezeichen auszuräumen, stellt sich doch eine letzte Frage: Warum ausgerechnet das Römische Reich?

Sonderlich originell waren die alten Römer und Römerinnen ja nicht. Nicht einmal eigene Gottheiten konnten sie sich ausdenken. Von dem unbrauchbaren Zahlensystem ganz zu schweigen (XXVIII, bitte was?).

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Da gäbe es doch einige Alternativen. Die arabischen Reiche zum Beispiel. Die hatten das mit den Zahlen um einiges besser raus. Auch in der Medizin war man deutlich fortschrittlicher. Und in den mehr als 700 Jahren Herrschaft über das heutige Spanien herrschte gar so etwas wie Religionsfreiheit. Im späten Rom dagegen war Staatsreligion angesagt.

Oder wie wäre es mit dem antiken Griechenland – der Blaupause für die römische Kultur? Für heutige Interessen wird dort einiges geboten: Architektur, Philosophie, Mathematik, Komödien und Dramen. Und keine Sorge, liebe Männer: auch das Kämpfen kommt nicht zu kurz. Für die Liebe zog beispielsweise Paris in einen Angriffskrieg Griechenlands auf das kleine Troja. Zugegeben, wirklich zugetragen hat sich das alles nur in Homers Kopf. So genau wollen wir es hier aber nicht nehmen.

Zehn Jahre hielt Troja durch, bis es von Odysseus überlistet wurde. Selbst die Kriegselefanten im Alpenpanorama bei Hannibals Angriff auf Rom können mit dieser Romantik nicht mithalten.

Und nebenbei erfanden die Griech*innen auch noch Kleinigkeiten wie die Demokratie. Aber das nur am Rande.

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