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Hier ist das Gemisch aus recycelten Plastikschraubverschlüssen hergestellt. Normann Copenhagen macht daraus den Hocker „Bit“ (220 Euro).

© Normann Copenhagen

Terrazzo: Einfach schön und unverwüstlich

Nicht nur Fußböden werden inzwischen aus dem Gemisch aus Stein, Kalk und Sand gemacht, sondern auch Möbel und Accessoires - oft auch nur als Zitat

Terrazzo ist wohl eines der ersten Recyclingprodukte der Antike – Gestein wird gemischt mit Kalkmörtel und Kalksplitt. Daraus entstanden schon vor vielen tausend Jahren robuste Fußböden. Einer der ältesten Böden entstand etwa 8000 Jahre vor Christus, er wurde im heutigen Südosten der Türkei gefunden.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum dieses Material heute wieder so beliebt ist. Die Designerin Rasa Weber hat zusammen mit daraus eine besondere Kunstform gemacht – sie mischte Terrazzo aus dem Schutt alter Abrisshäusern in Berlin und Umgebung. Es brauchte einige Experimente, bis das Material funktionierte. „Es ist wie beim Backen, wir mussten die richtige Rezeptur finden. Wir hatten eine wilde Zusammensetzung aus Klinker und Granit.“

Aus dem Schutt Berliner Abrisshäuser macht They Feed off Buildings Terrazzo. Der Tisch ist eine Einzelanfertigung (Preis auf Anfrage).

© They Feed off Buildings

Es kam vor, dass ein Architekt sie fragte, ob sie die 70er-Jahre-Kacheln aus einem abgerissenen Haus für den Fußboden des neuen Gebäudes wiederverwenden konnten.

Bei der Lampe „Planet“ (515 Euro) von XLBloom wird Terrazzo effektvoll beleuchtet.

© XL Boom

Auch wenn sie sich inzwischen von der Herstellung von Terrazzo wieder der Forschung mit Materialien zu gewandt hat, bietet sie noch Tische als Einzelanfertigungen an, die aus den Musterplatten gefertigt werden. Man kann sich also ein echtes Stück Berlin zwar nicht auf den Boden legen, dafür aber als Möbel in die Wohnung stellen.

Vor allem in Italien zur Zeit der Renaissance wurde Terrazzo-Böden in Palästen von Mailland, Florenz und Rom sehr beliebt. So heißt Terrazzo auf Italienisch auch einfach Bodenbelag.

Die Tapete „Terrazzo Rosa“ (Rolle 95 Euro) von Graham & Brown holt das typische Muster für den Fußboden an die Wand.

© Graham & Brown

Auch in Altbauwohnungen in Berlin finden sich noch n Badezimmer und Küche Terrazzo – wenn er nicht der Modernisierung zum Opfer fiel und durch den vermeintlich pflegeleichten PVC-Baden ersetzt wurde. Heute würde wohl kaum jemand einen Terrazzoboden entfernen – er ist viel zu wertvoll geworden. Vor allem die aufwendige Herstellung ist heute sehr teuer – in mehreren Arbeitsschritten muss der Belag aufgetragen, geschliffen und poliert werden.

Fast zu schön, um darauf ein Glas abzustellen - aber genau dafür sind die Untersetzer (4er Set, 27,50 Euro) von &Klevering da.

© &klevering

Kein Wunder, dass Terrazzo nicht mehr nur auf dem Boden beliebt ist, auch als Muster findet er sich heute auf Möbel und Accessoires wieder. Und oft ist es nur ein Zitat. So sind die Hocker von Normann Copenhagen aus geschreddertem alten Plastik-Schraubverschlüssen und die Tapete von Graham & Brown übernimmt nur noch das Muster.

Aber gerade Tischplatten werden gerade in letzter Zeit wieder häufig aus dem ursprünglichen Material hergestellt. Denn das hat nach wie vor einen entscheidenden Vorteil: Es ist unverwüstlich.

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