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Das historische Rathaus in Rostock. Das Migrationsamt der Hansestadt sucht einen Sachbearbeiter für „Remigration“.

© dpa/Jens Büttner

Stellenausschreibung entfacht Debatte: Stadt Rostock sucht Sachbearbeiter für „Remigration“

Das Migrationsamt in Rostock polarisiert mit einem aktuellen Jobgesuch: Dort ist eine Stelle als Sachbearbeiter für „Remigration“ ausgeschrieben - obwohl der Begriff zum Vokabular von Rechtsextremen gehört.

Gleich ganz oben in einer Liste mit Stellenausschreibungen erscheint der zum Unwort des Jahres gekürte Begriff: Die Hansestadt sucht offiziell zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen oder eine „Sachbearbeiter*in II Remigration“ in Vollzeit.

Der Begriff gilt einer Jury von Sprach-Experten zufolge als eine beschönigende Tarnvokabel, die vor allem von rechten bis rechtsextremen Gruppen genutzt werde, um Zwangsausweisungen und Massendeportationen von Menschen mit Migrationshintergrund zu fordern.

Im Rostocker Migrationsamt heißt ein ganzes Sachgebiet „Remigration“ und beschäftigt sich mit Aufgaben, die freiwillige Ausreisen, Duldungen und Rückführungen betreffen.

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Rostocker Migrationsamt fordert die Umbenennung

Die Kritik daran ist groß. Der Vorsitzende des Rostocker Migrantenrats, Seyhmus Atay-Lichtermann, etwa fordert eine Umbenennung des Sachgebiets, berichtet der NDR. Der Begriff „Remigration“ sei nicht mehr zeitgemäß und untragbar.

Die Stadt Rostock verteidigte die Verwendung des Begriffs in einer aktuellen Pressemitteilung. Das Wort werde seit 2017/2018 für das Sachgebiet genutzt, weil es damals aus der Migrationsforschung heraus als übergreifender Begriff gewählt worden sei, heißt es. „In der Wissenschaft ist „Remigration“ seit jeher ein Standardbegriff der Migrationsforschung.“

Rechtsextreme würden das Wort jetzt aus ideologischen Gründen vereinnahmen und umdeuten wollen. In Verwaltungen sei es aber schon lange üblich, das Wort als verkürzenden Sammelbegriff für freiwillige Rückkehrangebote zu nutzen. Die Arbeit der Verwaltung solle nicht mit rechtsextremen Absichten gleichgesetzt werden, so die Rostocker Stadtverwaltung.

Die AfD lobt die Hansestadt

Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Schweriner Landtag, Nikolaus Kramer, lobte die Hansestadt für die Benutzung des Begriffs allerdings, wie die Zeit berichtet. Die Stadt gehe mit gutem Beispiel voran und helfe dabei, den Begriff „Remigration“ aus der „linken Tabuzone“ zu holen. Für Kramer umfasse das Wort ein Bündel an Maßnahmen und Instrumenten, um Migrationsströme umzukehren und die demografische Krise zu überwinden.

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Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger wehrte sich gegen das Lob. Sie sprach von einer „schizophrenen Häme“ der AfD, diesen Begriff zu missbrauchen. In einem Video distanzierte sie sich von „diesen niederträchtigen Zielen, die sich hinter ihrer Benutzung des Wortes ,Remigration’ verstecken“.

Bundesweit würden derzeit Vertreter der AfD und rechtsextreme Kreise diebische Freude darüber äußern, dass der Begriff Eingang in eine Stellenausschreibung Rostocks gefunden hat, sagte unterdessen Julian Barlen, Fraktionschef der SPD-Landtagsfraktion. Er differenziert zwischen der Deutung des Worts der Rechtsextremen („schlichtweg die Vertreibung missliebiger Personen, sogar solcher mit deutschem Pass“) und der Bedeutung von „rechtmäßigen Abschiebungen“.

In Zusammenhang mit einem Treffen von Rechtsradikalen in Potsdam im November vergangenen Jahres hatte der Begriff „Remigration“ bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Dort sollen einer Recherche des Netzwerks „Correctiv“ zufolge Pläne für eine Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund besprochen worden sein.

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