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Internationale Konzerne machen satte Profite mit der Altenpflege.

© Alexia Barakou/Investigate Europe

Spekulationen im Pflegegeschäft: Wie operieren die Finanzjongleure?

Altenheim-Ketten sind für Finanzinvestoren attraktiv, weil sie zuverlässig Zahlungen aus den staatlichen Kassen für die Pflegebedürftigen einbringen.

Das ermöglicht es den Private-Equity-Fonds (PE) , den Ertrag auf das eingesetzte Kapital mit Hilfe des sogenannten Kredithebels zu vervielfachen. Ein früherer PE-Manager erklärt das anhand eines Rechenbeispiels:

Ein PE-Fonds kauft ein Altenheim-Unternehmen zum Preis von 100 Millionen Euro. Das finanziert er mit 20 Millionen Euro aus der eigenen Kasse und einem Kredit von 80 Millionen Euro. Die Einnahmen abzüglich der Sach- und Personalkosten reichen aus, um über fünf Jahre ein Viertel des Kredits zu tilgen. Am Betrieb und am Wert der Heime ändert sich nichts. Aber wenn der PE-Fonds nach dieser Zeit zum gleichen Preis wieder verkauft, liegt der Schuldenstand nur noch bei 60 Millionen Euro und der Wert des Eigenkapitals beträgt 40 Millionen Euro. Der Einsatz hat sich also verdoppelt und im Schnitt 20 Prozent Gewinn pro Jahr gebracht.

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Mit dem Zukauf von kleinen Unternehmen lässt sich das noch steigern. Kleine Betriebe kosten relativ zum Gewinn weniger als große. Wenn man sie zu einem großen zusammenschließt, lässt sich ein höherer Verkaufspreis erzielen („Buy and build“). Kauft nun der PE-Fonds weitere zehn Unternehmen, die jeweils einen Gewinn von 10 Millionen Euro im Jahr erzielen, für das Zehnfache dieses Gewinns, dann kostet das 10 x 10 x 10 Millionen Euro, also eine Milliarde Euro. Das lässt sich erneut mit 200 Millionen Euro eigenem Geld und einem Kredit von 800 Millionenn Euro finanzieren.

Operativ ändert sich wieder nichts, die Gewinne bleiben gleich hoch, betragen also 10 x 10 = 100 Millionen Euro im Jahr. Aber sie entstehen jetzt in einem neu geschmiedeten Großunternehmen. Das kann man für ein höheres Vielfaches des Gewinns, das sogenannte Multiple, verkaufen. Plausibel wäre etwa ein Verkaufspreis von 12 x 100 Millionen, also 1,2 Milliarden Euro. Auch wenn keine Schulden getilgt wurden, hat sich der Wert des eingesetzten Eigenkapitals erneut auf 400 Millionen Euro verdoppelt.

Dazu kommt: Die kleinen Firmen sind meist nicht so gut geführt. Für den Zusammenschluss kann man bessere Manager anheuern. Das steigert den Gewinn. „Das Problem bei den großen Läden ist: Man ist weit weg vom operativen Geschäft“, erklärt der erfahrene Finanzingenieur. Da geschehe es schnell, „dass die Rendite zu Lasten der alten Leute oder des Pflegepersonals getrimmt wird. „Daher war ich immer gegen diese Deals.“

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