zum Hauptinhalt
Im Streit verbunden: Harald Martenstein und Pierre Baigorry aka Peter Fox treffen sich im Tagesspiegel.

© Mike Wolff

Peter Fox trifft Harald Martenstein: "Sie haben Lust an der Provokation, oder?"

Sind Radfahrer die besseren Menschen? Sollten Reiche mehr Steuern zahlen? Ein politisches Gipfelgespräch mit Pierre Baigorry alias Peter Fox und Harald Martenstein. Unsere Empfehlung für Blendle.

Herr Baigorry, Sie haben sich bei der Redaktion gemeldet, weil Sie sich sehr über die Texte unseres Kolumnisten Harald Martenstein geärgert haben und einen Leserbrief schreiben wollten. Wir schlugen vor, dass Sie ihm das am besten selbst sagen, und nun sitzen Sie beide im Tagesspiegel-Konferenzraum am Askanischen Platz. Bitte sehr.

Baigorry: Ja, Herr Martenstein, mir haben Ihre Kolumnen in letzter Zeit stark missfallen.

Martenstein: Wie langweilig wäre das Leben, wenn wir alle den gleichen Blick auf die Welt hätten.

Baigorry: Sie haben große Lust an der Provokation, oder?

Martenstein: Na ja, wenn du so Allerweltssachen schreibst, zum Beispiel „Krieg ist schlecht“ oder „Armut ist schlimm“, wird dir jeder zustimmen. Meine Aufgabe als Kolumnist sehe ich schon darin, mich auch mal ein bisschen neben den Mainstream zu stellen – aber nicht als Selbstzweck. In manchen Punkten bin ich ja auch Mainstream.

Baigorry: Aha, in welchen?

Martenstein: Ich finde, dass Krieg schlecht ist. Armut finde ich auch nicht gut.

Baigorry: Also, um mal eine Nummer kleiner anzufangen: Von Ihrer Kampagne gegen Fahrradfahrer habe ich mich ganz persönlich angegriffen gefühlt. Sie behaupten, das Fahrrad hätte in dieser Stadt „ein Image als Verkehrsmittel für Verhaltensgestörte“. Dabei sind es nur Sie selbst, der dieses Image aufbaut. Wenn man das auf der Titelseite des Tagesspiegels liest, hat es eindeutig mehr Durchschlagskraft, als wenn Omi das an der Kasse erzählt.

Martenstein: Manchmal ist das, was Omi an der Kasse erzählt, wahrer.

Baigorry: Sie betonen Ihre Angst, dass Fahrradfahrer die Bürgersteignutzer terrorisieren, sehr stark. Natürlich gibt es Fahrradfahrer, die sich schlecht benehmen und im Dunkeln ohne Licht fahren. Aber auf einer holprigen Pflasterstraße muss man eben auf den Gehweg ausweichen! Und dann läuft da eine Omi mit Yorkshire-Terrier und springt betont hektisch zur Seite und schimpft, obwohl man sie gar nicht berührt hat.

Martenstein: Aha, ich verstehe: Sie meinen, die Omi soll sich erst dann beschweren, wenn sie umgefahren wurde? So lange soll sie fein still sein?

Baigorry: Nein. Sie sollten Ihre Kolumne nicht dazu nutzen, Verkehrsteilnehmer massiv anzugehen, die im Vergleich zu Autofahrern eindeutig weniger Schaden anrichten. Radfahrer belasten die Umwelt nicht, halten sich fit und schonen das Gesundheitssystem. Wenn Berlin fahrradfreundlicher gebaut wäre, würden Sie sicher weniger Fahrradfahrer auf Bürgersteigen antreffen.

Martenstein: Weil Ihr CO2-Ausstoß geringer ist, müssen Sie sich nicht an Verkehrsregeln halten? Sie sagen, meine Klimabilanz ist so super …

Baigorry: … jetzt darf ich auch eine Bank überfallen. Quark! Ich sehe bloß die Gefahr, die angeblich von Fahrradfahrern ausgeht, nicht. Achtung, Statistik: Der Anteil der Radfahrer am Verkehr in Berlin liegt bei etwa 13 Prozent, in der Innenstadt bei 25 Prozent. Zählt man alle Unfallverursacher zusammen, sind die Radfahrer mit vier Prozent stark in der Minderheit. Und trotzdem hauen Sie immer wieder drauf.

Martenstein: Klar.

Baigorry: Klar? Warum haben Sie so ein Problem mit Fahrradfahrern? Wer zu Schaden kommt, ist der Radler, nicht der Autofahrer.

Martenstein: Wenn Sie die Oma umgefahren haben, dann ist es die Oma, die zu Schaden kommt.

Baigorry: Ist ja gut, trotzdem werden deutlich mehr Leute von Autos gerammt ...

Autofreie Innenstädte, der Umgang mit Flüchtlingen und Reichen und die Vorzüge des Mangels in der DDR: Das ganze Streitgespräch lesen Sie für 25 Cent im Digital-Kiosk Blendle.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false