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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Feier zu 30 Jahren Nachrichtensender ntv.

© Foto: dpa/Julia Nikhinson

Raketeneinschlag in Polen: Teile der Berichterstattung „verantwortungslos“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnert Journalisten an ihre besondere Verantwortung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Teile der Berichterstattung über den Raketeneinschlag in Polen in der Nähe der Grenze zur Ukraine als „verantwortungslos“ kritisiert. Nach dem Vorfall am 15. November sei zu schnell von einem Bündnisfall der Nato und von einem bewaffneten Angriff auf das Nato-Mitglied Polen die Rede gewesen, sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin. Die Lage sei jedoch „alles andere als klar“ gewesen. „Aber trotz dieser unklaren Lage, obwohl man als Journalist noch gar nichts wissen konnte, hatten sich manche Journalisten schon festgelegt; und nicht nur die“, meinte der Bundespräsident laut Redemanuskript bei einem Festakt zu 30 Jahren Nachrichtensender ntv.

„Besondere Verantwortung“

„Journalisten tragen eine besondere Verantwortung“, sagte Steinmeier. Auch wenn die Komplexität vieler Themen es schwieriger mache, sie zu durchdringen und zu verstehen, bestehe die Arbeit der Journalisten darin, „Geschichten zu entdecken, ihnen nachzugehen, Fakten zu überprüfen, Ereignisse, Bilder und Aussagen einzuordnen, zu gewichten, zu erläutern und zu kommentieren – in dieser Reihenfolge“.

Wenn man hingegen ein Ereignis nicht erklären könne, weil die Faktenlage unsicher sei, sich die Quellen widersprächen oder man es einfach noch nicht wissen könne, „dann halten sich gute Journalistinnen und Journalisten mit der Bewertung zurück“, so der Bundespräsident. Es sei deren demokratische Aufgabe, zunächst zu beobachten, dann zu erklären und erst dann zu bewerten. Er sehe es zudem mit Sorge, wenn Journalisten auf jede Empörungswelle in den sozialen Netzwerken aufsprängen.

Zugleich betonte Steinmeier, dass Journalismus viel mehr Anerkennung verdiene. Reporterinnen und Reporter in Kriegs- und Krisengebieten riskierten ihr Leben, um Verbrechen ans Licht zu bringen. Journalisten, die von Terroranschlägen berichteten oder die in autoritären Staaten nach Wahrheit suchten, bewiesen „Leidenschaft für die Freiheit“. Ohne Journalismus gebe es keine informierten Bürger, ohne informierte Bürger gebe es keine Demokratie. (mit KNA)

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