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Alex fängt etwas mit der französischen Touristin Marion an.

© Lez Spread The Word

Webserie "Féminin/Féminin": Wer darf die Katzen behalten?

Die kanadische Webserie "Féminin/Féminin" spielt in einem queeren Freund*innenkreis von Montréal. Jetzt ist die zweite Staffel auch in Deutschland zu sehen.

Trinken queere Frauen mehr Alkohol als der heterosexuelle Durchschnitt? Leá (Noémi Yelle) kann da nur gequält grinsen. Muss sie das jetzt wirklich beantworten? Schon in der ersten Staffel der Webserie "Féminin/Féminin" wird der fiktionale Plot durch Interviews unterbrochen. Diese sind, wie der Titel der kanadischen Serie an Jean-Luc Godards Film „Maskulin-Feminin“ (1966) angelehnt.

Wie stellst du dir eine gute Partnerschaft vor?, werden die Protagonistinnen gefragt, oder: Was bedeutet Liebe für dich? Leá rauft sich bei fast allen Fragen die Haare. Sie verliebt sich trotz einstudierter, distanzierter Coolness in Sophie. Steph (großartig gespielt von Eve Duranceau) muss sich mit der schweren Krankheit ihrer Freundin auseinandersetzen und Emilie landet mit ihrer Affäre ziemlich ungemütlich auf den Couches ihrer Freundinnen.

Zehn Jahre nach der lesbischen Kultserie „The-L-Word“ erschien 2014 die erste Staffel von „Féminin/Féminin“, in der es ebenfalls um einen queeren Freundinnenkreis geht. Statt im schnieken L.A. spielt sich das Leben der Frauen allerdings im lässigen Montréal ab. 

 Vorurteile gegen eine ältere Geliebte

Hinter der Webserie steckt die Crew der kanadischen Online-Plattform LezSpreadTheWord.com. Die Regisseurin Chloe Robichaud hatte sich schon mit ihrem Debütfilm „Sarah prefers to run“ einen Namen gemacht, der 2013 in Cannes in der Sektion „Un Certain Regard“ lief. Nachdem sich sogar in Frankreich eine große Anhänger*Innenschaft der Webserie entwickelt hatte, hat sie mit ihrer Produzentin Florence Gagnon eine zweite Staffel abgedreht. Seit Januar 2019 kann die auch endlich außerhalb Kanadas gestreamt werden.

Die Freundinnen besuchen die Pride-Parade von Montréal.
Die Freundinnen besuchen die Pride-Parade von Montréal.

© Lez Spread The Word

Alex schafft es zu Beginn der zweiten Staffel endlich, sich als Lesbe zu bezeichnen, nachdem sie sich die gesamte erste Staffel vehement dagegen wehrte, in die lesbische Schublade gesteckt zu werden. Das Wort klingt für sie allerdings immer noch komisch.

Einige der emotionale Knoten haben sich gelöst, aber trotzdem bleibt das Leben der acht Frauen turbulent. Auch mit 25 oder 46 Jahren -  es wird nicht einfacher. Leá verliebt sich in ihre Ex, der mittlerweile J.P. heißt und als trans Mann lebt und Céline hält die ständigen Kommentare über den großen Altersunterschied zwischen ihr und ihrer Freundin Julie nicht mehr aus.

In der zweiten Staffel geht es darum sich in seine beste Freundin zu verlieben, um das Älterwerden, um Mutterschaft, schmerzhafte Trennungen, um Scham und Ausgelassenheit. Chloe Robichaud erzählt von Unsicherheiten beim Sex, ohne dass sie diesen für den männlichen Blick hypersexualisiert. Mit Klischees wird gekonnt kokettiert, zum Beispiel wenn es nach einer Trennung wichtiger ist, wer die Katzen bekommt, statt wer ausziehen muss. Bis am Staffelende der Gruppenurlaub ansteht, folgt man dem LGBTQ- Freundeskreis durch lustige, absurde und traurige Alltagsmomente.

 Breites Spektrum queerer Identitäten

"Féminin/Féminin" ist eine unprätentiöse Ode an die Stärke menschlicher Beziehungen, egal welcher Form”, sagt Robichaud. Und, ja- das ist in der heutigen Serienflut immer noch etwas besonderes. Die zweite Staffel geht zudem darüber hinaus, sich eindimensional auf weiße, lesbische Frauen zu konzentrieren und vereint ein weites Spektrum an queeren Identitäten. Mit poppigen Soundtrack von Charlotte Day Wilson und Laurence Nerbonne zelebriert „Féminin/Féminin“ die Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Unbeholfenheit im sonnigen Montréal. Und das auf wunderbar sympathische Weise.

"Féminin/Féminin" kann bei Vimeo gestreamt werden.

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Alexandra Ketterer

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