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Treffpunkte sind wichtig für junge queere Menschen.

© Imago

Ein Safe Space und Anlaufpunkt: Schöneberg könnte ein queeres Jugendzentrum bekommen

Berlin hat Gelder für ein drittes queeres Jugendzentrum in Aussicht gestellt. Die Grünen wollen, dass der Bezirk Schöneberg-Tempelhof sich dafür bewirbt.

Dieser Tage zieren Regenbogenflaggen die Schaufenster der Läden am Nollendorfplatz. Bars und Cafés rund um die Motzstraße haben passend zum Pride-Monat dekoriert. Doch während es für queere Erwachsene zahlreiche Ausgehmöglichkeiten gibt, mangelt es Kindern und Jugendlichen an Anlaufstellen im Kiez.

Das könnte sich allerdings bald ändern, denn das Land Berlin hat im kürzlich beschlossenen Doppelhaushalt 100.000 Euro für ein drittes queeres Jugendzentrum in Berlin in Aussicht gestellt und die Grünen-Fraktion Schöneberg-Tempelhof hat in der vergangenen Woche beantragt, dass der Bezirk sich dafür bewirbt.

Das Bezirksamt soll bei der Anfertigung eines entsprechenden Konzepts aktiv auf queere Organisationen zugehen und diese in die Planung einbinden, heißt es in dem Grünen-Antrag. Denkbar wäre beispielsweise eine Zusammenarbeit mit dem queeren Bandprojekt der Leo-Kestenberg-Musikschule, so das Papier. Ein erster Zwischenbericht solle der Bezirksversammlung bis spätestens Ende des Jahres vorgelegt werden, die Fertigstellung würde dann für Juni 2023 angestrebt werden.

„Ein offenes Ohr und Hilfsangebote“

Der Antrag wurde nun an drei Ausschüsse weitergeleitet, die nach der Sommerpause darüber abstimmen und eine Empfehlung aussprechen. Anschließend geht er zurück ins Plenum, wo er entweder direkt auf die Beschlussliste gesetzt wird oder erneut darüber abgestimmt wird. Bisher gibt es in Berlin zwei queere Jugendzentren in Mitte und in Pankow.

Tempelhof-Schöneberg hat bislang nur die Gruppe Q-Kollektiv – ein monatlicher Treffpunkt für queere Jugendliche, wo Ausflüge, Selbstverteidigungskurse und Tanzkurse angeboten werden. Die Schaffung eines queeren Jugendzentrums böte diverse Vorteile, heißt es von Seiten der Fraktion. So gebe es einen festen Ort, „einen Safe Space, in dem Kindern und Jugendlichen einen verlässlichen Anlaufpunkt geboten wird, den sie zeitlich flexibel und bei Bedarf aufsuchen können.“

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Elias Joswich, queerpolitischer Sprecher der Günen-Fraktion, sagt zu dem im Haushalt enthaltenen Posten für ein Jugendzentrum: „Wir diese Chance in Tempelhof-Schöneberg nutzen, um die queere Jugendarbeit im Südwesten Berlins zu stärken.“ Mit dem Beschluss solle auch ausgedrückt werden, dass das Konzept nur ein erster Schritt sei und sich die Bezirksverordnetenversammlung klar für ein Jugendzentrum ausspreche.

„Wir wollen einen festen Ort schaffen, einen Safe Space, in dem Kinder und Jugendlichen ein verlässlicher Anlaufpunkt geboten wird“, sagt auch Yasmin Vadood, frauenpolitische Sprecherin. „Hier finden sie immer ein offenes Ohr und Hilfsangebote.“

Ein wichtiger Safe Space

Wie wichtig solche Safe Spaces sind, zeigt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts von 2019: Dafür wurden mehr als 1700 queere Jugendliche von 14 bis 27 Jahren gefragt, wie sie ihre Freizeit gestalten und wie ihr Umfeld auf ihr Queersein reagiert.

Daraus ging hervor, dass viele Jugendliche in ihrer Freizeit Diskriminierung erleben; die Freizeit aber gleichzeitig die Möglichkeit bietet, gezielt Schutzräume zu suchen. Die Studie hob die Bedeutung queerer Jugendzentren hervor, denn fast jede*r dritte Befragte besucht eine queere Jugendgruppe. „Sie treffen dort auf Gleichgesinnte, erleben Rollenmodelle, können über für sie relevante Themen sprechen, die sonst im Alltag nicht selbstverständlich und offen angesprochen werden können“, heißt es in der Studie.

Einen solchen Ort könnte es in Schöneberg in Zukunft geben; dann würden vielleicht schon im nächsten Pride-Monat noch ein paar Fahnen mehr wehen.

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