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Schauspieler Brix Schaumburg im Interview: „Niemand sollte sich vor einem Coming-out fürchten müssen“

Brix Schaumburg ist der erste deutsche trans Schauspieler, der sich geoutet hat. Ein Gespräch über Rollen, Chancen und das Coming-out von Elliot Page.

 

Brix Schaumburg ist Sänger, Schauspieler und Podcaster. Momentan spielt er in der TV-Now-Serie “Sunny – Wer bist du wirklich?” den trans Mann Nik. Seit dem 1.12. erscheint Brix Schaumburgs Podcast “Herzfarben”, in dem er über trans Themen spricht.

Wie haben Sie die Resonanz der Presse auf Elliot Pages Coming-out wahrgenommen?
 Sein Coming-out ging durch alle Medien, und ich meine wirklich alle. Auf der einen Seite finde ich das sehr wichtig, auf der anderen gab es zahlreiche Berichte, die so nicht hätten sein dürfen. Zum Beispiel wurde das sogenannte ‘Deadnaming’ betrieben. Also Elliots alter Name verwendet. Aber ich sehe ja immer alles positiv. Das ‘Busenfreundin’-Magazin hat einen klasse Artikel aufgesetzt, was ‘Deadnaming’ bedeutet und somit für Aufklärung gesorgt.

Welche Rollen sollte Elliot jetzt spielen: alle Rollen, trans Rollen, cis Rollen? 
Diese Entscheidung überlasse ich natürlich ihm selbst, aber ein Schauspieler sollte niemals limitiert werden. Das Handwerk sollte überzeugen und die Zuschauer*innen verzaubern.

Für welche Rollen werden Sie selbst gebucht?
Diesen Sommer habe ich das erste Mal eine trans Rolle angenommen, um ein Zeichen zu setzen. Sonst war das Thema für mich persönlich nie relevant. Ich habe durch meine Rolle in 'Sunny - Wer bist du?' den Titel 'erster geouteter trans Mann' in einer durchgehenden Hauptrolle im deutschen TV bekommen und das war mir so gar nicht bewusst.

Ich hätte gedacht, in 2020 wären wir schon einen Schritt weiter. Dadurch habe ich gesehen, wie viel Arbeit noch geleistet werden muss und ich möchte gerne weiterhin auch queere Projekte annehmen.

[Dieses Interview ist eine Leseprobe aus dem Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel, der monatlich, immer am dritten Donnerstag erscheint. Hier kostenlos anmelden]

Wer darf trans Rollen überhaupt spielen?
Wenn ich meiner Aussage treu bleibe, natürlich alle. Und so sehe ich das auch. Im Schauspiel ist mir die Leistung und die Liebe zum Detail wichtig. Trans Rollen sollten authentisch und grandios gespielt werden und nicht lediglich mit großen Namen besetzt werden. "The Danish Girl" ist das beste Beispiel. Eddie Redmayne hat als cis Mann einen grandiosen Job gemacht. Aber ein Casting aus den eigenen Reihen sollte es immer geben.

Welche Hoffnungen haben Sie, dass sich durch Coming-outs wie das von Page etwas verändert?
Ich habe Hoffnung auf mehr Selbstverständlichkeit und eine buntere Welt, in der das Menschsein im Vordergrund steht. Niemand sollte sich vor einem Coming-out fürchten oder für Akzeptanz kämpfen müssen, egal in welcher Hinsicht.

Was muss sich verändern, damit trans Schauspieler*innen bessere Chancen haben?
Jeder Mensch sollte sich frei entfalten dürfen. Vorurteile entstehen meist durch Angst und deswegen ist Aufklärung wichtig. Das Casting sollte stetig diverser und bunter werden.

Mit viel Respekt kann ein breiteres Rollenspektrum geschaffen werden. Ich kann nur aus meiner Perspektive sprechen. Auch wenn ich wenige Probleme in meinem Umfeld habe, heißt das nicht, dass es nicht auch anders laufen kann. Mutig zu sein ist leichter, wenn man sich wohlfühlt.

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