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Dance-Pop und House-Tracks bestimmen den Sound von Lulu.FM.

© PantherMedia / Dmitriy Melnikov

Queerer Radiosender Lulu.FM: Radio in Regenbogenfarben

Bisher war der queere Radiosender Lulu.FM über DAB+ und im Netz zu hören. Am Samstag startet er nun in Berlin sein UKW-Programm.

Die Konkurrenz war groß: Insgesamt 18 Radioveranstalter hatten sich auf die Berliner UKW-Frequenz 104,1 MHz beworben. Durchsetzen konnte sich Lulu.FM – das queere Radio aus Köln. Am kommenden Samstag wird es ab 9 Uhr auf der Welle zu hören sein.

Ein wenig Stolz schwingt mit in der Stimme von Geschäftsführer Frank Weiler, als er am Telefon von dem Rennen um den Sendeplatz erzählt: „Wirklich große Player am Markt waren dabei, und wir haben sie alle ausgestochen.“ Denn die Medienanstalt Berlin-Brandenburg, die die Frequenzen vergibt, wollte keinen weiteren Rock- oder Schlagersender in den Äther bringen, sondern entschied sich für die queere Welle. Eine Farbe, die noch fehlte in der Radiolandschaft der Hauptstadt.

Es laufen Songs von Madonna, Kylie Minogue, George Michael

„Wir sind das queere Radio mit eingebauter Disko-Kugel. Wir reden, worüber die LGBTIQ-Community spricht“, so lautet die Profilbeschreibung auf der Website des Senders, wobei Weiler betont, dass man auch Menschen erreichen möchte, die nicht lesbisch, schwul, bi, trans oder inter sind. Wer gerne Dancemusik hört, ist bei Lulu.FM jedenfalls gut aufgehoben. Pop-, House- und Disco- Songs bestimmen den Sound.

Der Fokus liegt dabei auf Musiker*innen, die von vielen Queers verehrt werden: „Madonna, Kylie Minogue, George Michael, Elton John und Co.“, zählt der 51-jährige Geschäftsführer auf, der auch bei der Auswahl der Titel mitwirkt. Jeder Wochentag hat einen eigenen Schwerpunkt, so gibt es am Montag einige rockige Songs speziell für lesbische Zuhörerinnen, Dienstag sind die Diven dran, und den Donnerstag regiert der Eurovision Song Contest.

Zu hören ist der 2012 gegründete Sender bereits im Netz, über Apps und seit fünf Jahren in einigen Gebieten auch über DAB+. Berlin, Hamburg, Leipzig und Teile Hessens gehören dazu. Im Januar geht es zudem in Wien los – bloß in Köln, wo der Sender seinen Sitz hat, gibt es bisher keinen Empfang.

„Das ist vollkommen absurd, was mit dem Rundfunksystem in NRW zusammenhängt“, sagt Weiler, der sich für das kommende Jahr wünscht, dass Lulu.FM endlich auch in seiner Heimatstadt ausgestrahlt werden kann.

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Aber jetzt geht es erst mal mit der ersten UKW-Frequenz los. Eigentlich hatte der Sender geplant, zum Start vier Stunden lang vom queeren Weihnachtsmarkt am Nollendorfplatz zu senden. Doch aufgrund der derzeitigen Pandemie-Lage wurde das wieder abgesagt.

Sicher eine kluge Entscheidung, man will ja nicht mit einem potenziellen Spreadingevent starten – auch wenn es auf der Bühne wohl kaum so hoch hergegangen wäre wie zu Karnevalsbeginn in der derzeitigen NRW-Inzidenzspitzenreiterstadt Köln. Zur Feier des UKW-Sendebeginns werden bekannte Stimmen aus der queeren Szene Berlins zu hören sein, wie überhaupt die Stadt mehr Raum im Programm bekommen soll.

Lulu.FM-Geschäftsführer Frank Weiler.

© Promo

Bisher erreicht Lulu.FM geschätzte 20.000 Hörer*innen in der Stunde. Durch die neue Frequenz dürfte die Zahl stark steigen, weil der Sender nun auf allen Radiogeräten empfangen werden kann.

Er tritt damit übrigens in legendäre Fußspuren: Von 1987 bis 1991 gab es mit „Eldoradio“ die erste schwul-lesbische Radiosendung, die in Berlin terrestrisch empfangen werden konnte. Der Privatsender Radio 100 strahlte das vierstündige Programm wöchentlich aus und hatte damit zu Spitzenzeiten bis zu 100.000 Hörer*innen. Es ging – oft auch kontrovers – um Politik, Kultur, Sex sowie HIV und Aids.

Lulu.FM bezeichnet sein Programm als Infotainment. So gibt es zwischen den Liedern gelegentlich Meldungen aus der queeren Welt, Ausgehtipps und Interviews. Sonntags läuft seit einigen Wochen eine Astro-Show für queere Singles. Die stündlichen Nachrichten vermelden genau wie bei anderen Sendern das Wichtigste aus Deutschland und der Welt. So erfuhr man am Montag natürlich, dass Karl Lauterbach Gesundheitsminister wird, im späteren Programm gab es aber auch einen Bericht über die Innenministerkonferenz, die sich erstmals mit dem Thema queerfeindliche Hasskriminalität beschäftigt hatte.

Das Team des Senders, der mehr Vielfalt ins Radio bringen will, ist selbst allerdings recht homogen: Weiße Männer dominieren das Bild. Frank Weiler erklärt das mit der Geschichte und den finanziellen Mitteln von Lulu.FM, das sich bis Anfang der Woche noch „lesbisch-schwuler Rundfunk“ nannte. Jetzt lautet das Sub- Branding „queeres Radio“, um die gesamte Zielgruppe anzusprechen. Die Dinge sind also in Bewegung, vielleicht wird der Sender in Berlin ja noch bunter.

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