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Die Straftaten häufen sich vor allem im Regenbogenkiez rund um den Nollendorfplatz.

© Thilo Rückeis

Update

Neuer Maneo-Report: Mehr homofeindliche Übergriffe in Berlin gezählt

In Berlin wurden im vergangenen Jahr erneut mehr homo- und transfeindliche Übergriffe erfasst. Die meisten Taten fanden in Schöneberg und Tiergarten statt.

Von Laura Hofmann

Anfang 2017 wird ein 16-Jähriger in Alt-Moabit von einem Mann attackiert, nachdem der Jugendliche selbstbewusst angegeben hat, schwul zu sein. Passanten können Schlimmeres verhindern, weil sie beherzt einschreiten. Ende April vorigen Jahres zeigt ein 22-jähriger Mann bei der Polizei an, dass er dreimal an einem Tag von verschiedenen Personen in Neukölln homofeindlich beleidigt und geschlagen worden sei.

Dies sind nur zwei der 801 Hinweise auf homo- und transfeindliche Straftaten, die das Anti-Gewalt-Projekt Maneo im vorigen Jahr entgegen genommen hat. Davon konnten 407 Vorfälle ausgewertet werden, in 324 Fällen wurde ein homo- und transfeindlicher Hintergrund erkannt. Das sind so viele wie noch nie. 2016 wurden 291 Fälle registriert. Der Berliner Polizei wurden dagegen im vergangenen Jahr 164 Straftaten gegen queere Menschen gemeldet – genauso viele wie 2016.

Am meisten Taten aus Schöneberg registriert

Zu den dominierenden Taten im Maneo-Report zählen Körperverletzung, Raubstraftaten und Beleidigungen. Am häufigsten kamen die Meldungen aus Schöneberg (27%), wo sie im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gestiegen sind. Danach folgen Tiergarten (12%), Mitte (8%), Kreuzberg (7%) und Neukölln (7%). In Neukölln kam es auch in diesem Jahr schon zu mehreren öffentlich gewordenen Angriffen gegen Homo- und Transsexuelle - mehrere Initiativen wollen sich jetzt dagegen wehren.

Maneo besteht seit 28 Jahren und bezeichnet sich selbst als das erste „schwule Anti-Gewalt Projekt in Berlin“. Die Mitarbeiter erfassen vorurteilsmotivierte, homofeindliche Gewalttaten in Berlin und werten diese aus, einmal im Jahr werden die Daten dann als Report veröffentlicht. „Mit den Zahlen können wir jedoch keine Aussage darüber treffen, ob homophobe oder transphobe Übergriffe insgesamt in Berlin zu- oder abgenommen haben“, erläutert Bastian Finke, der Leiter von Maneo. Er rechnet mit einer hohen Dunkelziffer.

„Doch die Zahlen weisen für viele Menschen eine erschreckende Alltagsrealität aus.“ Finke betont, dass immer mehr Fälle gemeldet würden und auch die Berliner Strafverfolgungsbehörden die Taten ernstnähmen und ahnden.

Weil es in Berliner Randbezirken wie Lichtenberg-Hohenschönhausen kaum Angebote für queere Jugendliche gibt und gleichzeitig Homo- und Transfeindlichkeit zum Alltag vieler junger Menschen aus der LGBTI-Community gehört, haben Lichtenberger Vereine die Kampagne „Raise your Voice“ ins Leben gerufen: Noch bis zum 31. Mai finden zahlreiche Podiumsdiskussionen und Workshops zum Thema „Queer im Randbezirk" statt.

Beim Landeskriminalamt Berlin gibt es für Opfer homo- und transfeindlicher Verbrechen eine eigene Ansprechpartnerin. Lesen Sie hier einen Bericht dazu. Auch bei der Berliner Staatsanwaltschaft gibt es eine Abteilung, die Hasskriminalität gegen Homo- und Transsexuelle verfolgt und Ansprechstelle für Opfer ist. Lesen Sie hier ein Interview mit den zuständigen Staatsanwält*innen

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