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Queere Menschen kämpfen gegen Diskriminierung, wie hier in Krakau.

© IMAGO/NurPhoto

Neuer Bericht von Transgender Europe: Tödliche Gewalt gegen trans Personen auf „hohem Level“

Mindestens 320 trans Menschen wurden weltweit im vergangenen Jahr umgebracht. Häufig betroffen sind Schwarze Personen. Expert*innen sehen hier intersektionale Zusammenhänge.

Mindestens 320 trans und genderdiverse Menschen wurden im vergangenen Jahr weltweit getötet. Das geht aus dem Bericht „Trans Murder Monitoring 2023“ hervor, den das Netzwerk Transgender Europe am Montag veröffentlicht hat. Der Tag markiert den Beginn der „Trans Awareness Week“, einer Woche, die den Kampf und Aktivismus von trans Personen für ein selbstbestimmtes Leben und mehr Akzeptanz in der Gesellschaft würdigt. Ihre Beiträge zum gesellschaftlichen Leben werden gefeiert; gleichzeitig wird auf die fortbestehende Diskriminierung von aufmerksam gemacht.

In diesem Zusammenhang hat Transgender Europe nun den jährlichen Bericht „Trans Murder Monitoring“ veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass mindestens 320 trans und genderdiverse Menschen zwischen Oktober 2022 und September 2023 weltweit ermordet wurden. Im vorherigen Jahr waren es 327 Fälle. Die tödliche Gewalt gegen trans Menschen, sie bleibt „auf einem konstant hohen Level“, heißt es im Bericht.

Insgesamt 94 Prozent der Opfer waren trans Frauen, darunter vor allem Schwarze Frauen und Sexarbeiterinnen. In Europa handelte es sich bei 45 Prozent der ermordeten trans Personen um Geflüchtete und Migrant*innen.

Die Gruppe mit den meisten Opfern war 19 bis 25 Jahre alt. Insgesamt 73 Prozent der registrierten Morde wurden in Lateinamerika und der Karibik begangen, fast ein Drittel in Brasilien. Das Netzwerk führt die hohe Zahl darauf zurück, dass es in diesen Ländern mittlerweile zahlreiche Trans- und LGBTI-Organisationen gebe, die Monitoring betreiben und Mordfälle dokumentieren würden. Überdies meldete Transgender Europe zum ersten Mal Morde in Armenien, Belgien und der Slowakei.

Die Dunkelziffern dürften deutlich höher sein

Das Netzwerk verweist in seinem Bericht auf intersektionale Aspekte: So würden Misogynie, Rassismus, Xenophobie und Sexarbeiterinnenfeindlichkeit häufig zusammenhängen. Dies zeige sich daran, dass insbesondere Schwarze trans Frauen und Sexarbeiter*innen betroffen seien.

Die Zahlen würden insgesamt nur einen „kleinen Einblick in die Realität vor Ort“ zeigen. „Die meisten Fälle weltweit werden weiterhin nicht gemeldet. Diejenigen, die gemeldet werden, erhalten nur sehr wenig Aufmerksamkeit“, heißt es in dem Bericht.

„Die Daten zeigen deutlich die erhöhte Gefährdung und das Risiko, dem rassifizierte trans Migrant*innen und Geflüchtete ausgesetzt sind“, sagt auch Farah Abdi, Policy Officer bei Transgender Europe. Es würde die verschiedenen Formen von Diskriminierung, Gewalt und Ausgrenzung verdeutlichen, die betroffene Menschen erleben.

„Die Daten unterstreichen den dringenden Bedarf an umfassender Unterstützung, Schutz und Fürsprache für trans Migrant*innen und Geflüchtete. Es braucht eine Abkehr von Fremdenfeindlichkeit und stattdessen ernsthafte Bemühungen, um die systemischen Probleme anzugehen, die zu Marginalisierung und Gewalt beitragen“, sagt Abdi.

Bereits im Mai hatte Transgender Europe eine Analyse veröffentlicht, aus der hervorging, dass trans Menschen in zahlreichen Ländern täglich Diskriminierung erleben, sowohl auf rechtlicher als auch medizinischer und gesellschaftlicher Ebene. So besteht in zahlreichen europäischen und zentralasiatischen Ländern die Gefahr von Rückschritten, von „transfeindlichen Backlashes“.

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