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Toni Ebel, Charlotte Charlaque und Dora Richter (v. l.) in „Eldorado“.

© Netflix

Netflix-Doku „Eldorado“: Wie das queere Berlin der Zwanziger feierte – und unterging

Mit einem sehenswerten Mix aus historische Aufnahmen, Interviewpassagen und Spielszenen zeichnet „Eldorado – Alles, was die Nazis hassten“ Lebenslinien aus dem queeren Berlin der Weimarer Republik nach.

Toni und Charlotte lächeln in die Kamera. Sie tragen Schmuck, sind fein frisiert und posieren zusammen mit einer weiteren Frau namens Dora für eine Filmaufnahme. Diese Anfang der Dreißiger entstandene Szene ist ein wunderbares frühes Dokument von trans Frauen, die sich voller Stolz präsentieren. Alle drei lebten und arbeiteten damals in Magnus Hirschfelds Institut für Sexualwissenschaft in Berlin, wo sie geschlechtsangleichende Operation an sich hatten durchführen lassen.

Die Geschichte der Malerin Toni Ebel und der Schauspielerin Charlotte Charlaque, die zudem ein Paar waren, gehört zu den Erzählsträngen der neuen Netflix-Dokumentation „Eldorado – Alles, was die Nazis hassen“ von Benjamin Cantu und Matt Lambert. Ausgehend von dem gleichnamigen Schöneberger Nachtclub blicken sie auf das queere Berlin der Weimarer Republik und dessen Untergang nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

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Dabei mischen sie historische Aufnahmen mit Interviewpassagen und Spielszenen. Insbesondere die inszenierten Tanz- und Showabende lassen umgehend an Produktionen wie „Babylon Berlin“ oder „Eldorado KaDeWe“ denken. Was die rund 90-minütige Doku aber nicht weniger sehenswert macht. Denn vor allem für das Mainstream-Publikum, das nicht mit deutscher LGBTIQ-Geschichte vertraut ist, entwirft sie ein fesselndes Bild von der Freiheit und der Vielfalt des queeren Lebens im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre.

80 bis 100 Bars, Cafés und Clubs für lesbische, schwule und trans Gäste soll es zu dieser Zeit in der Stadt gegeben haben, hinzu kamen zahlreiche Publikationen und mit Hirschfelds Institut auch eine weltweit führende wissenschaftliche Einrichtung.

„Eldorado – Alles, was die Nazis hassen“ stellt nicht nur nach, wie sich Toni und Charlotte im Eldorado kennenlernten, sondern verfolgt auch die Lebenslinien des Tennisstars Gottfried von Cramm, der dort seinen jungen Liebhaber Menasse Herbst traf, und des schwulen SA-Führers Ernst Röhm, der sich ebenfalls in dem Club amüsierte. Schon 1932 wird dieser geschlossen.

Die zweite Hälfe des Films ist geprägt vom Unrecht, das vor allem an schwulen Männern verübt wurde – sogar über die NS-Zeit hinaus. Eine besonders eindringliche Sequenz zeigt farbige Polizei-Aufnahmen von Inhaftierten, über deren Schicksal nichts bekannt ist. Doch ihre verstörten Blicke erzählen eine eigene Geschichte.

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