zum Hauptinhalt
Der Südblock am Kottbusser Tor.

© Tagesspiegel/Nadine Lange

Keshet und Südblock: Streit um Channuka-Feier am Kottbusser Tor

Der queere jüdische Verein Keshet hatte eine Channuka-Party im Kreuzberger Südblock geplant. Doch nach dem 7. Oktober kam es zu Unstimmigkeiten – und der Verein suchte sich einen anderen Ort.

Wie geht die queere linke Szene mit dem Nahost-Krieg um, fehlt es ihr an Empathie für Jüd*innen? Darüber ist bereits viel debattiert worden. Jetzt ist es wegen einer abgesagten Chanukka-Feier zu einer Auseinandersetzung zwischen dem queeren jüdischen Verein Keshet und dem Südblock gekommen. Die direkt am Kottbusser Tor gelegene Café-Bar ist seit 13 Jahren eine queere Institution. Am Donnerstag wollten sich beide Parteien zu einer Aussprache treffen, doch ob der Konflikt damit beigelegt wurde, war bisher nicht zu erfahren.

Bereits im Sommer hatte Keshet die Idee, den Beginn des achttägigen Lichterfests mit einer Party im Südblock zu feiern. Bei einem Treffen zwischen den Südblock-Macher*innen und dem Keshet-Partyorganisator einigte man sich damals auf einen Termin. Doch nach dem Angriff der Hamas auf Israel sah der Südblock Redebedarf wegen des Sicherheitskonzeptes.

Die Schilderungen, was genau dann geschah, gehen indes auseinander. Keshets Feier-Organisator Dima Bilyarchyk griff den Südblock auf seinem privaten Instagram-Account scharf an und schrieb, ihm sei vom Südblock gesagt worden sei, mit Polizeiwagen vor der Tür fühle man sich „ein bisschen unwohl“. Der Südblock habe „eine total bedrückende Stimmung“ zu Bedenken gegeben, „wenn das alles im Zeichen von Security steht“.

Bilyarchyk unterstellte der Bar eine „komplette Selbstfixierung“ und die „unausgesprochene Sorge“, Juden zu hosten könne Sympathiepunkte in der queeren Community kosten. Der Post löste empörte Diskussionen in den sozialen Medien aus.

Das Südblock-Team wies Bilyarchyks Darstellung in einer Stellungnahme auf seiner Webseite zurück. Darin heißt es unter anderem: „Die uns mitgeteilten Sicherheitsmaßnahmen griffen unseres Erachtens zu kurz. Dies konnten wir im Telefonat nicht verständlich machen.“ Man habe Keshet mehrfach um ein Präsenz-Treffen angefragt, was aber nicht klappte.

„Ein gemeinsamer Austausch, der sowohl die Veranstaltung als auch den Ort im Blick hat, um ein empowerndes Miteinander zu gestalten, fand nicht statt.“ Man sei weiter interessiert, eine Veranstaltung von Keshet umzusetzen: „Für uns ist die Sichtbarkeit jüdischer Queers in der Szene wichtig, und sie sind selbstverständlicher Teil des Südblocks.“

Die für den 9. Dezember geplante Feier wurde inzwischen in eine andere Location verlegt, die man nur nach Anmeldung erfährt. Beide Seiten äußern sich nicht weiter. Keshet ließ mehrfache Anfragen unbeantwortet, der Südblock will über seine schriftliche Stellungnahme hinaus vorerst nichts öffentlich sagen. Für Donnerstag war laut Südblock ein Treffen verabredet gewesen. Vorab hätten man Stillschweigen verabredet, heiß es – aber auch danach waren keine Stellungnahmen von ihnen zu bekommen.

Dima Bilyarchyk von Keshet teilte stattdessen mit, es gebe für die Party nun doppelt so viele Anmeldungen wie geplant, nämlich 450. Damit sei es die größte queere Chanuka-Party, die es in Deutschland je gegeben habe und auch eine der größten jüdischen Veranstaltungen in diesem Jahr. Auch Politiker*innen hätten sich bereits angekündigt, darunter Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Chialo soll in dem „renommierten Klub in Kreuzberg“ gemeinsam mit Vertreter*innen der Ibn-Rushd-Moschee die Channuka-Kerzen anzünden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false