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Krylon Superstar and Paisley Dalton.

© Poligonal

Festival im März erweckt sie zum Leben : Sieben queere Orte in Berlin, die es nicht mehr gibt

Von der „Lachbühne“ bis zur „Kiezmutter“: Das Festival „Constellations“ führt drei Tage lang durch queere Orte und Veranstaltungen in Berlin, die es nicht mehr gibt.

Das Festival „Constellations“ lädt dazu ein, queere Orte in Berlin zu besuchen, die es nicht mehr gibt. Hörbilder von und mit Zeitzeug:innen sollen vom 10. bis 12. März verschwundenes queeres Leben in Berlin wieder zum Leben erwecken.

Die berlinweite Spurensuche findet an sieben Orten statt: vom SO36 in Kreuzberg über die „Dreamboy Lachbühne“ bis zur Atelierwohnung von „Kiezmutter“ Christiane Seefeld im Helmholtzkiez. An allen Orten wird es Performances geben.

Seefelds Atelierwohnung war der Treffpunkt für Queerness im ehemaligen Ost-Berlin. Von der Staatssicherheit bespitzelt, hielt Christiane Seefeld politischen Schikanen stand und öffnete ihre Atelierwohnung in der Lettestraße jahrelang all jenen, die dem heteronormativen Gesellschaftsbild der DDR nicht entsprachen. Von geheimen Arbeitsgruppen, Gesangsproben auf dem Dach bis hin zu Silvesterpartys und drei Stück Kohle als Eintritt wird sie vor Ort erzählen.

„Kiezmutter“ Christiane Seefeld im Helmholtzkiez.

© Poligonal

„Was als wöchentliche Kaffeerunde begann, wurde zu einer der wichtigsten Institutionen queerer politischer und künstlerischer Arbeit in Ostberlin und legte den Grundstein für den noch heute aktiven Sonntagsclub“, schreiben die Festivalveranstalter Christian Haid und Lukas Staudinger von „Poligonal“.

„Wir haben mitbekommen, dass bestimmte queere Institutionen in Berlin verschwinden, erzählt Staudinger dem Tagesspiegel. „Sei es aus politischen Gründen oder wegen Gentrifizierung, aber auch aus persönlichen Gründen wie Alter oder Wegzug.“

All diese verlorenen Orte haben Netzwerke zurückgelassen

Lukas Staudinger forscht zu queerem Leben in Berlin.

„Aber all diese Orte haben Netzwerke zurückgelassen“, so Staudinger weiter. „Der Geist dieser Institutionen und eine kollektive Erinnerung werden weitergetragen.“ Staudinger beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema und möchte die Forschung nun mit den Stadtrauminszenierungen öffentlich machen.

In die Samariterstraße fand sich die „Black Girls Coalition“ zusammen

Seefeld lebt immer noch im Kiez. Zum Festival, am 12. März um 13 Uhr, erkundet sie mit Besucher:innen den Stadtteil. Es soll eine Fensterfahnenperformance stattfinden.

Das Festival startet mit „Black Cowboy wearing Dresses“, am 10. März um 17.30 Uhr im SO 36, Oranienstraße 190. Die Magic 3 und Black Gay Nights waren eine der ersten queeren BiPOC-Veranstaltungen (Black, Indigenous, and People of Color) im Berlin der 90er Jahre. Jeden Dienstagabend luden der Tänzer Todd Ford und der Poetry Slammer Rik Maverick ins SO36 zu Live-Musik, Spoken Word und Tanz.

Die „Dreamboys Lachbühne“ fand einst im SO36 in Kreuzberg statt.

© Andrea Mohr/ Poligonal

Es geht weiter in die Samariterstraße 32, dort fand sich die „Black Girls Coalition“ zusammen: „Punks Dancing to Marvin Gaye“. Das ursprünglich im Jahr 1994 in New York als Organisation für Schwarze Nordamerikaner:innen gegründete Konzept der Black Girls Coalition (BGC) brachte Paisley Dalton nach Berlin. Zu Beginn im Open Space in der Adalbertstraße, fanden die Veranstaltungen später im antikapitalistischen Hausprojekt in der Samariterstraße 32 statt. Dort trat auch die mittlerweile in Los Angeles lebende BGC-Performerin und Künstlerin Krylon Superstar auf.

Harry Troste, besser bekannt als Strapsharry, war eine schillernde Szenefigur im West-Berlin der 1980er-Jahre. Er führte nicht nur ein Autodrom auf dem Areal der heutigen Topografie des Terrors in Berlin-Mitte, er unterhielt auch die „Dreamboys Lachbühne“ – ein wichtiges Sprungbrett für Dragkünstler:innen der damaligen Zeit. Zu diesem Thema geht das Festival am 11. März um 18 Uhr weiter – der genaue Ort wird noch mitgeteilt. „Constellations“ endet mit Stand-Up-Comedy und Closing Party im SchwuZ, Neukölln.

Mehr LGBT-Themen gibt es im Tagesspiegel Queerspiegel, jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat auch als Newsletter.

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