zum Hauptinhalt
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

© Kay Nietfeld/dpa

Kritik an der Uefa: Die Regenbogen-Heuchelei der Union

Auch Politiker von CDU und CSU empören sich über das Verbot der Regenbogenarena. Dabei verhindert die Union die Gleichstellung queerer Menschen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Tilmann Warnecke

Hach, da sind sich Union, SPD, Grüne, FDP und Linke endlich mal ganz einig. Eine ganz große Koalition – und zwar gegen die Uefa und ihre Entscheidung, die Regenbogenarena in München zu verbieten.

Annalena Baerbock twitterte dagegen, Christian Lindner ebenso, der SPD-Parteivorstand versprach markig „Mit uns bleibt die Welt bunt“. Die Linke färbte in den sozialen Medien ihr Logo sogleich regenbogenfarben ein.

Ganz schnell empörten sich auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. „Schade“, twitterte Söder: „Wir müssen uns stark machen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung.“ „Falsch und enttäuschend“ nannte Ziemiak die Uefa-Entscheidung: Deren Kampagnen gegen Rassismus und Diskriminierung von Homosexuellen würden so „unglaubwürdig“ wirken.

Unglaubwürdig? So könnte man auch die Worte Söders und Ziemiaks nennen. Denn anders als die politische Konkurrenz ist die Union bisher beim Umgang mit Anliegen der LGBTI-Bewegung nicht als besonders engagiert aufgefallen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Zunächst ist da die jahrelange Nähe zu Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán. Zur Erinnerung: Dessen neuestes Anti-LGBTI-Gesetz ist der Anlass für die Aufregung. Aufklärung für Kinder und Jugendliche zu queeren Themen wird in Ungarn damit weitgehend verboten, es läuft auf die Zensur von queeren Inhalten im öffentlichen Raum und in den Medien hinaus, wenn Unter-18-Jährige damit erreicht werden.

Die CSU hat Orbán jahrelang hofiert

Ausgerechnet die Union, insbesondere die CSU, hat Orbán aber früher stark hofiert. Unvergessen, wie ihn die CSU zu einer Klausurtagung einlud, Horst Seehofer und andere CSU-Granden mit ihm kumpelten. Von einem Rauswurf der Fidesz-Partei Orbáns aus der Europäischen Volkspartei wollten CSU und CDU lange nichts wissen.

Und von Armin Laschet hat man - anders als etwa von Annalena Baerbock - bis heute nichts zum Anti-LGBTI-Gesetz Orbáns und zu möglichen Konsequenzen daraus für Ungarn gehört.

[Wer mehr über queere Themen erfahren will: Der Tagesspiegel-Newsletter Queerspiegel erscheint monatlich, immer am dritten Donnerstag. Hier kostenlos anmelden]

Auch innenpolitisch hat sich die Union zuletzt nicht gerade hervorgetan, wenn es um queere Themen geht. In Deutschland hat sich im vergangenen Jahrzehnt zwar viel bewegt – übrigens oft erst, wenn Gerichte die Politik dazu gezwungen haben. Doch es bleiben noch einige Schritte bei der Gleichstellung zu gehen.

Dazu gehören: Ein neues Selbstbestimmungsrecht für trans Menschen, das das unselige Transsexuellengesetz ersetzt. Ein neues Abstammungsrecht, das Regenbogenfamilien mit Hetero-Familien gleichsetzt. Sexuelle und geschlechtliche Identität könnte als Diskriminierungsgrund im Grundgesetz verankert werden.

Die Union in einer anti-queeren Totalblockade

Alles Punkte, die die Mehrheitsgesellschaft nicht berühren, geschweige denn ihr schaden würden – aber für die betroffenen Menschen einen enormen Unterschied machen.

Mit der Union ist das alles nicht zu machen, sie befindet sich aktuell in einer anti-queeren Totalblockade. Die SPD trägt es aus Koalitionsräson mit. Und so sind entsprechende Gesetzesinitiativen allesamt gerade wieder im Bundestag gescheitert.

Die Uefa kritisieren, aber bei Orbán lange schweigen und in Deutschland Gleichstellung verhindern: Das ist eine ziemliche Regenbogen-Heuchelei der Union, und eine große Portion Gratismut.

Es drängt sich das Gefühl auf, Vielfalt ist für sie nur dann wichtig, wenn sie auf Kosten eines ohnehin extrem unbeliebten Fußballverbandes punkten kann. Ihre Regenbogenfahnen sollte die Union da lieber eingerollt lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false