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Für Benjamin Patch sind Pferde stark, sanft und sexy zugleich.

© Benjamin Patch

Von einer Schwärmerei zum Fotokalender: Benjamin Patch will die Gefühle seiner Mitspieler zeigen

Benjamin Patch von den BR Volleys hat seine Teamkollegen abseits des Spielfelds fotografiert. Es ist ein Zeichen seiner engen Verbundenheit mit dem Verein.

Eigentlich begann alles mit einer Schwärmerei. Vor drei Jahren sah Benjamin Patch von den BR Volleys bei einem Olympia-Qualifikationsspiel zwischen Frankreich und Deutschland zu. Damals habe er den „größten Crush“ auf Andrea Giani gehabt, der die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft trainiert, sagt Patch.

„Ein Freund und ich haben uns Bilder angeschaut, als Giani noch jung war und ein Schwarz-Weiß-Bild gefunden, wo er nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Wasser kommt.“ Da sei ihm klar geworden, dass er genau solche Fotografien von seinen Mitspielern anfertigen will. „In dem Moment wusste ich: Ich will auch einen sexy Kalender shooten.“ Doch dann kam Corona dazwischen und seine Pläne verzögerten sich – bis zu dieser Saison.

„In dieser Saison fühle ich mich mehr denn je verbunden mit dem Verein. Ich habe in mir drin Platz gemacht für Volleyball und für die Liebe zu den Teamkollegen“, sagt Patch. In Berlin ist der 27-jährige US-Amerikaner in den vergangenen Jahren zum Stammspieler avanciert und Geschäftsführer Kaweh Niroomand nennt ihn „eine tragende Säule des Vereins“.

Dass Patch seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat, liegt maßgeblich an „der totalen Ermutigung und der Unterstützung durch den Verein und die Stadt“. Er ist überzeugt, dass er auch besser spielt, seit er offen damit umgeht, queer zu sein. Im Interview mit dem Tagesspiegel hatte er 2020 zum ersten Mal öffentlich über seine Queerness gesprochen.

Die Unterstützung, die er selbst im Verein erlebt hat, will er nun zurückgeben, deshalb hat er einen eigenen Jahreskalender rausgebracht. In zwölf schwarz-weiß Fotografien hat er seine Mitspieler abseits des Spielfelds eingefangen, wie sie in Lederjacken, Leinenhemden und weiten Hosen an einer Pferdekoppel lehnen. Auf dem Titelbild posiert Teamkollege Cody Kessel mit einem Schimmel, „weil Pferde stark, sanft und sexy zugleich sind“, weil sie die Qualitäten verkörpern, die Patch in Männern sieht – und weil sie Patchs „liebste Tiere auf der Welt sind“.

Benjamin Patch hat seinen Vertrag bei den BR Volleys bis 2024 verlängert.

© Benjamin Patch

Die Erlöse der Kalender gehen an die Berliner Stadtmission. „Ich möchte jede Saison etwas machen, das der Stadt hilft“, sagt Patch. Im vergangenen Jahr versteigerte der Verein zahlreiche Vasen, die Patch getöpfert hatte. Für ihn ist das Töpfern auch ein Ausgleich, um sich zu entspannen und den Kopf freizubekommen, zum Beispiel von sportlichen Rückschlägen wie im Sommer 2021. Da wurde Patch, der eigentlich Stammspieler im US-Nationalteam ist, überraschend nicht für die Olympischen Spiele in Tokio nominiert.

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„Das letzte Jahr war hart und ich war dankbar, nach Hause zu kommen, wo ich Kollegen habe, die mich lieben und sich um mich sorgen. Diese Energie wollte ich in meinem Kalender visualisieren", sagt Patch. Umso glücklicher ist er, dass er hier in Berlin wertgeschätzt wird: „Es ist nicht üblich, dass jemand wie ich sich so wohlfühlt in einem Team.“ Mit den Fotografien möchte Patch die Geschichten seiner Mitspieler erzählen, die gegenseitige Unterstützung visualisieren und Platz für Volleyball machen, der „wunderschön und künstlerisch ist“. „Ich will mit den Fotos nicht nur die Spieler zeigen, sondern deren Gefühle.“ Jeder Monat symbolisiere deshalb eine bestimmte Energie und Stimmung.

Erhältlich ist der Kalender auf der Website der BR Volleys. Und für all jene, die Patch und seine Teamkollegen lieber live und in Farben sehen wollen, steht am Samstagabend ein Heimspiel der Volleys auf dem Programm. Gleich als erstes nach der Corona-Pause geht es gegen den Dauerrivalen Friedrichshafen.

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