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Im SchwuZ wird es am 30. Oktober eine große Wiedereröffnungsparty geben.

© G. Woller/promo

"Der Tanzhunger kann endlich wieder gestillt werden": Was die queere Community zur Wiedereröffnung der Berliner Clubs sagt

Wir haben unsere Leser*innen gefragt, was sie von der Wiedereröffnung der Berliner Clubs halten. Die Meinungen sind vielfältig. Einige bilden wir hier ab.

Nach 18 Monaten Lockdown haben die Clubs in Berlin wieder geöffnet. Auf Instagram wollten wir von unseren Leser*innen wissen, unter welchen Bedingungen sie wieder feiern gehen würden. Was sofort auffällt: Die meisten sind mit der aktuellen Regelung zufrieden. Einigen geht 2G jedoch nicht weit genug: „Feiern nur mit Impfung UND aktuellem Test“, schreibt etwa moxi4ever - und fügt hinzu: „Macht PCR-Tests gratis, wie in Dänemark!“

In den Berliner Clubs darf seit dem 4. September wieder tanzen, wer vollständig geimpft oder genesen ist. Der Senat hatte mit dieser Regelung auf ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts reagiert, das zwei Wochen zuvor ein generelles Verbot von Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen gekippt hatte.

Im SchwuZ wird es am 30. Oktober eine große Wiedereröffnungsparty geben. "Der Tanzhunger kann endlich wieder gestillt werden. Und dass die queere Community damit wieder einen Ort der Begegnung hat, freut uns umso mehr", sagt Geschäftsführer Marcel Weber.

Andere sind skeptischer: „Wie kann es sein, dass gefeiert werden darf, wir aber nicht in die Uni gehen dürfen?“, wirft finja_wa_ ein. Sie sei hin und hergerissen: Die Regelung gehe auf Kosten derjenigen, die sich nicht impfen lassen können: Kinder oder Menschen mit Allergien beispielsweise.

„Es juckt so in den Füßen nach all der Zeit"

Natürlich gibt es auch unter den Queerspiegel-Leser*innen einzelne Menschen, die von den Maßnahmen überhaupt nichts halten, so wie sebastian_marroquin45: „Sobald Gesunde wieder rein dürfen - ohne irgendwelchen Firlefanz“, schreibt er.

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Und dann gibt es noch die umsichtigeren Stimmen: „Es juckt so in den Füßen nach all der Zeit. Aber ohne Vorsicht geht das alles nach hinten los und wir verlieren noch mehr Orte unserer Community“, schreibt alexvomalex. Tatsächlich hat eine Befragung des Gaststätten- und Hotelverbandes Dehoga bereits Ende 2020 ergeben, dass 94 Prozent der Berliner Clubs akut von einer Pleite bedroht seien. Vor allem für kleinere Locations - darunter auch viele queere Bars und Clubs, war die Situation dramatisch.

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Und die erneute Öffnung jetzt bedeutet für viele noch kein Aufatmen: Generell gilt eine Obergrenze von 1.000 zeitgleich anwesenden Personen. Hinzu kommt, dass die Tourismuszahlen derzeit noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau liegen. Problematisch für die Clubs ist das, weil vor der Pandemie etwa 30 Prozent der Gäste Tourist*innen waren.

„Der Wunsch nach Kontakten ist generell viel geringer geworden"

Die Clubszene wird kreative Übergangslösungen finden - dass sie das kann, hat sie in den vergangenen Monaten bewiesen: Die Plattform "United we Stream", die bereits am 18. März 2020 von der Club Commission als Kooperation mit Arte Concert gestartet war, zog 40 Millionen Besucher*innen an. In 73 Live-Streams aus leeren Berliner Clubs wurden insgesamt 570.000 Euro Spenden gesammelt und an 66 Locations in der Hauptstadt übergeben. 45.000 Euro gingen zudem an den Stiftungsfonds Zivile Seenotrettung. Insgesamt nahm die Plattform sogar 1,5 Millionen Euro Spenden ein - mit Streams aus 425 Locations in 92 Städten weltweit.

Hinzu kommt, dass auch in der queeren Szene einige gar keine Rückkehr in Prä-Corona-Zeiten wollen. Auch das ist Realität: „Der Wunsch nach Kontakten ist generell viel geringer geworden. Feiern reizt mich 0,00 inzwischen“, schreibt P.a.gla auf Instagram. Cave-Syndrom nennt die Wissenschaft dieses Phänomen. Eine Krankheit ist das nicht.

Der Grund sei vielmehr eine antrainierte Angst vor dem Virus, sagen Wissenschaftler*innen. Wir haben gelernt, dass Kontakte mit anderen potenziell gefährlich sind, weil wir uns dabei anstecken könnten. Es wäre ein Wunder, wenn wir diese antrainierte Angst sofort wieder ablegen könnten. Es wird also noch eine ganze Weile dauern, bis alles wieder so ist "wie früher". Wenn überhaupt.

Vanessa Fischer

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