zum Hauptinhalt
ARCHIV - 20.12.2021, Berlin: Patricia Schlesinger, damals RBB-Intendantin, bei einem dpa-Interview. (zu dpa «Schlesinger zu Abendessen: Alles nach bestem Wissen abgerechnet») Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Britta Pedersen

Patricia Schlesinger im „Zeit“-Interview: „Es schmerzt mich bis heute“

Die geschasste RBB-Intendantin spricht über ihre Schuld, Massagesitze und -sessel sowie ihre mangelnde Wahrnehmung des Unmuts im RBB.

Patricia Schlesinger hat nach ihrer Entlassung als Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) ihr erstes Interview gegeben. Der „Zeit“ sagte sie, sie sei „bis heute erschüttert“, was an Berichterstattung über sie hereingebrochen sei. Die Anschuldigungen kämen aus ihrem engsten Umfeld, „das hat mich besonders getroffen, es schmerzt mich bis heute“.

Menschen hätten offenbar gezielt über Wochen und Monate Sachen gesammelt, die sie gegen sie verwenden wollten. „Nach dem Motto, die kriegen wir da weg. Und ich habe es nicht bemerkt“ , sagte Schlesinger.

Fakt sei, sagte Schlesinger weiter, dass sie „den großen Unmut, die Wut der Leute beim RBB unterschätzt“ habe. Als Ursache für den Unmut identifizierte sie „die großen Modernisierungsvorhaben, die die Geschäftsleitung und ich in den vergangenen Jahren angestoßen haben“.

Zum Beispiel Umschichtungen von Teilen des linearen Programmetats ins Digitale sowie Einsparungen in Produktion und Vorabendprogramm des Fernsehens. Das sei notwendig gewesen, habe aber den Arbeitsalltag vieler Mitarbeitenden auf den Kopf gestellt.

Es waren sehr produktive und konstruktive Gespräche.

Patricia Schlesinger

Die geschasste Senderchefin verteidigte ihre Abendessen im privaten Rahmen weiter. Sie habe den Sender dabei besser in der Stadt verankern wollen. Zu den Gästelisten sagte sie nichts, „es waren sehr produktive und konstruktive Gespräche“. Und sie habe alle nach bestem Wissen abgerechnet. Wer zu Gast war, sagte sie in dem Interview nicht.

Zu den Privilegien, die zu einer öffentlich-rechtlichen Intendanz gehören, stellte Schlesinger sich selbst die Frage, ob die noch zeitgemäß seien. Zu ihrem Dienstwagen inklusive der Massagesitze sagte sie, sie habe den Wagen und seine Ausstattung nicht selber konfiguriert, den Massagesessel in der Intendanz habe sie weder bestellt noch genutzt, den konnten alle nutzen, vor allem die Mitarbeitenden mit Bandscheibenvorfällen. Schlesinger erneuerte in dem Interview ihre Aussage, dass der Umbau der Intendanten-Etage im RBB nicht 1,4 Millionen Euro, sondern nur die Hälfte gekostet habe.

Was sich Schlesinger unverändert zugute hält: „Wir haben das legendäre Mittagsmagazin nach Berlin geholt, vorher wurde es aus München gesendet. Der stellvertretende Chefredakteur des Hauptstadtstudios kommt jetzt vom RBB. Wir haben die investigative Berichterstattung gestärkt und die Redaktion Film und Dokumentation gestärkt.“

Außerdem habe der seit dem 1. September ein Auslandsstudio. Es handele sich um das Studio in Warschau, was in diesen Zeiten besonders wichtig sei. Der RBB habe jetzt ein crossmediales Newscenter, aus dem gesendet werde. „Ich wollte den Sender zu einem starken Partner in der ARD machen. All das habe ich natürlich nicht allein ersonnen und entschieden, ich habe immer gesagt: Das ist hier keine One-Woman-Show’“, sagte Schlesinger weiter. 

Dass die Liste der Vorwürfe an ihre Adresse lang ist, bestreitet sie nicht. Aber: „Es geht hier auch um die Macht des Anscheins und die Ohnmacht der Fakten. Die Fehler, die ich gemacht habe, sehe ich. Ich habe über die Außenwirkung meines Handelns zu wenig nachgedacht.“ Und sie betonte, dass sie bei Gehalt und Boni nicht versucht habe, immer mehr rauszuschlagen. Sie ließ offen, ob sie gegen die fristlose Kündigung, durch die ihre Pensionsansprüche verloren gehen, vorgehen wird.

Patricia Schlesingers Schlusswort im Interview: „Ich bedaure zutiefst, dass vor allem das gesamte öffentlich-rechtliche System unter Beschuss gerät.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false