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Satellitenbild von Schäden auf einer Insel von Tonga

© Reuters/Maxar Technologies

Update

Vulkanausbruch im Südpazifik: Tonga bestätigt drei Tote – Insel sendete Notsignal

Drei Tage nach dem Ausbruch eines Unterwasservulkans sind die Zerstörungen auf Tonga kaum einzuschätzen. Ein Experte warnt, der Vulkan könne erneut ausbrechen.

Tongas Regierung hat in einer ersten offiziellen Mitteilung seit der gewaltigen Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai im Pazifik mindestens drei Tote bestätigt. Es handele sich um zwei Tongaer und eine britische Staatsbürgerin, teilte das Büro von Premierminister Siaosi Sovaleni am Dienstag mit. Infolge der „beispiellosen Katastrophe“ seien auch Verletzte gemeldet worden, hieß es weiter.

Tongas Marine habe lebenswichtige Vorräte auf einige Inseln gebracht. Auf der tiefliegenden Insel Mango, von der ein Notsignal empfangen wurde, seien alle Häuser zerstört. Dort leben nach Angaben der letzten Volkszählung von Tonga mehr als 30 Menschen.Auf Fonoifua seien zwei Häuser übrig geblieben. Die Inselbewohner würden von der Marine in Sicherheit gebracht. Die Asche und Schäden an den Anlegestellen erschwerten den See- und Lufttransport.

Zuvor war bereits eine der Toten identifiziert worden: eine 50-jährige Britin, die mit ihrem Mann in Tongas Hauptstadt Nuku'alofa lebte. Sie wurde von der bis zu 15 Meter hohen Tsunami-Welle ins Meer gezogen und starb, wie ihr Bruder am Montag britischen Medien sagte. Sie hatte ihre Hunde retten wollen. Die Frau leitete auf Tonga ein Tierheim.

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Australien und Neuseeland bereiteten unterdessen Schiffe für einen Hilfseinsatz in dem entlegenen Pazifikstaat vor. Neuseeland wollte noch am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern nach Tonga schicken. Ein formelles Hilfeersuchen stehe zwar noch aus, aber die neuseeländische Regierung wolle die Schiffe HMNZS Wellington und HMNZS Aotearoa dennoch bereits entsenden. Denn diese brauchten drei Tage, um die betroffene Region zu erreichen, hieß es.

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Am Mittwoch sollte im australischen Brisbane ein Schiff gen Tonga ablegen. Laut der Nachrichtenagentur AAP führt die HMAS Adelaide sowohl humanitäre Hilfen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord. Frankreich, das über Territorien im Südpazifik verfügt, sagte ebenfalls Hilfe zu.

Riesige Wolken über dem ausgebrochenen Vulkan (am 14.01.2022)
Riesige Wolken über dem ausgebrochenen Vulkan (am 14.01.2022)

© dpa/Zuma Press/Tonga Geological Services

Auch drei Tage nach dem Ausbruch des Vulkans herrscht noch immer Unklarheit über das gesamte Ausmaß der Schäden in dem Pazifikstaat. Tonga war weiterhin nahezu komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Telefonverbindungen sind unterbrochen, da ein unterseeisches Internetkabel bei dem Vulkanausbruch beschädigt wurde. Die verfügbaren Informationen gelangen über Satellitentelefone nach außen. Die Behörden werten zudem Luftaufnahmen aus.

Speziell zur Inselgruppe Ha'apai gebe es bisher keinen Kontakt, teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit. Die UNO berichtete, dass ein Signal von einem Notsender auf der nur wenig über den Meeresspiegel ragenden Insel Mango empfangen worden sei. Sorge gibt es nach dem Tsunami auch um die tiefliegende Insel Fonoi.

Trümmer beschädigten Uferpromenade

Das OCHA meldete ebenfalls „umfangreiche Schäden“ an den westlichen Stränden der Hauptinsel Tongatapu. Die Hauptstadt des 107.000 Einwohner großen Tonga, Nuku'alofa, wurde von zwei Zentimetern Vulkanasche und Staub bedeckt, hieß es. Die vom Tsunami ins Landesinnere geschleuderten Felsen und Trümmer beschädigten die Uferpromenade der Hauptstadt demnach schwer.

[Lesen Sie auch: Kühlt Vulkanausbruch die Erderwärmung? Experten erwarten messbare Effekte (T+)]

Der australische Entwicklungsminister, Zed Seselja, sagte, ein kleines Kontingent australischer Polizisten, das in Tonga stationiert ist, habe eine „ziemlich besorgniserregende“ erste Bewertung des westlichen Küstengebiets abgegeben. Der 1800 Meter hohe und 20 Kilometer breite Untersee-Vulkan liegt nur 65 Kilometer nördlich von Nuku'alofa.

Trinkwasser durch Asche verschmutzt

Die Stromversorgung wurde in Teilen der Hauptstadt wiederhergestellt, ebenso die lokalen Telefonleitungen. Die internationale Kommunikation war jedoch nach wie vor unterbrochen. Der Flughafen der Hauptstadt sollte laut OCHA bis Montag von der Vulkanasche befreit sein. Australien hatte erklärt, dass die Landebahn frei von Asche sein muss, bevor Militärflugzeuge mit Hilfsgütern landen können.

Auch das Trinkwasser auf Tonga ist durch Asche verschmutzt. Eines der neuseeländischen Schiffe soll dringend benötigtes sauberes Trinkwasser bringen. „Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und die HMNZS Aotearoa kann 250.000 Liter transportieren und 70.000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren“, sagte Neuseelands Verteidigungsminister Peeni Henare.

Am Montag hatten Australien und Neuseeland Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen.

Immense Verwüstung auf abgelegenen Inseln möglich

Vom Satellitenzentrum der UNO veröffentlichte Luftbilder zeigten die Auswirkungen des Vulkanausbruchs und des folgenden Tsunamis auf die winzige Insel Nomuka, die dem Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha'apai am nächsten liegt. Das Satellitenzentrum teilte mit, dass von 104 untersuchten Strukturen in dem wolkenfreien Gebiet 41 Strukturen als beschädigt identifiziert wurden und fast alle mit Asche bedeckt waren.

„Die durch den Ausbruch verursachten Kommunikationsprobleme machen diese Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung“, sagte die neuseeländische Außenministerin Nanaia Mahuta. Die großen Hilfsorganisationen erklärten, sie seien nicht in der Lage, die Mitarbeiter vor Ort zu kontaktieren. „Nach den wenigen Informationen, die wir haben, könnte das Ausmaß der Verwüstung immens sein – vor allem für die abgelegenen Inseln“, sagte die Delegationsleiterin des Internationalen Roten Kreuzes für den Pazifik, Katie Greenwood.

Der Vulkanausbruch am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten und noch im weit entfernten Alaska messbar. Eine gigantische Wolke aus Asche und Gas wurde kilometerweit in die Höhe geschleudert. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Aschepartikel und saurer Regen nieder.

Bis nach Japan reichten die Wellen, die der Vulkanausbruch ausgelöst hatte
Bis nach Japan reichten die Wellen, die der Vulkanausbruch ausgelöst hatte

© dpa/kyodo

Die Eruption führte zu Tsunamiwellen, die noch an weit entfernten Küsten von Japan bis in die USA zu bemerken waren. Im mehr als 10.000 Kilometer entfernten Peru ertranken zwei Frauen durch ungewöhnlich hohe Wellen.

Auf Satellitenbildern waren spektakuläre Aufnahmen der Eruption zu sehen, die Experten zufolge wahrscheinlich die stärkste weltweit seit dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 war. Die Druckwelle des Vulkanausbruches wurde sogar von Messgeräten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über Deutschland erfasst.

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Vulkan könnte wieder ausbrechen

Und der Vulkan könnte noch weiter brodeln, sagte der Geochemiker Oliver Nebel von der renommierten Monash University in Melbourne dem australischen Sender ABC. Mehr noch: „Ich glaube, dass er in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten erneut ausbrechen wird“, so Nebel. Es sei aber unmöglich vorherzusagen, ob ein neuer Ausbruch die gleiche Intensität haben werde.

Die Magmakammer in der Erdkruste könne Dutzende Kilometer tief sein. Und niemand wisse, wie viel Magma sich noch in der Kammer befinde. „Das einzige, was wir sagen können, ist, dass der Vulkan jetzt ausgebrochen ist. Also ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass darunter noch viel mehr Magma ist“, erklärte Nebel. Jedoch sei das keine Garantie: Es habe in der Vergangenheit schon mehrere schwere Ausbrüche eines Vulkans in Folge gegeben. (dpa/AFP)

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