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In Sri Lanka bilden sich lange Schlangen vor Tankstellen.

© REUTERS/Dinuka Liyanawatte

Schwere Finanzkrise in Sri Lanka: Vier Männer sterben beim stundenlangen Warten vor Tankstellen

Wegen einer Wirtschaftskrise in Sri Lanka werden Nahrungsmittel, Treibstoff und Arzneimittel knapp. Sogar Prüfungen in Schulen müssen wegen Papiermangels verschoben werden.

Tausende Demonstranten haben in Sri Lanka angesichts der anhaltend schlechten Wirtschaftslage den Rücktritt von Präsident Gotabaya Rajapaksa gefordert. An einer Kundgebung der Opposition in der Hauptstadt Colombo nahmen nach Angaben der Polizei am Dienstag rund 30.000 Menschen teil. Dies war der größte Protest gegen den Präsidenten, seit er 2019 an die Macht kam.

Der Grund für die Proteste ist die andauernde Finanzkrise. Der Inselstaat südlich von Indien ist stark verschuldet. Wegen ausbleibender Importe werden bereits Nahrungsmittel, Treibstoff und Arzneimittel knapp. Im ganzen Land bildeten sich lange Schlangen für Lebensmittel. Es kommt regelmäßig zu Stromausfällen.

Todesfälle beim Warten vor Tankstellen

Immer häufiger bilden sich vor Tankstellen lange Schlangen. Teils warten Menschen mehrere Tage lang in ihren Autos, um diese betanken zu können.

Seit dem Wochenende sind beim stundenlangen Warten vor Tankstellen vier Männer in Sri Lanka gestorben. Drei von ihnen hätten dabei Herzinfarkte erlitten und seien zusammengebrochen, sagten Krankenhausmitarbeitende am Montag. Der vierte sei demnach von einem anderen Mann erstochen worden, nachdem ein Streit zwischen ihnen über Vordrängeln eskaliert war.

Auch Schüler von Krise betroffen – Druckpapier für Prüfungen fehlt

Millionen von Schüler in Sri Lanka können aktuell ihre Prüfungen nicht ablegen, weil dem Land das Druckpapier ausgegangen ist. Die Bildungsbehörden der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes kündigten am Samstag an, dass für Montag angesetzte Prüfungen bis auf Weiteres verschoben werden.

"Die Schuldirektoren können die Tests nicht durchführen, da die Druckereien nicht in der Lage sind, Devisen für die Einfuhr des erforderlichen Papiers und der Tinte zu beschaffen", erklärte das Bildungsministerium der Westprovinz, in der auch die Hauptstadt Colombo liegt. Nach offiziellen Angaben könnten etwa zwei Drittel der 4,5 Millionen Schüler des Landes von der Verschiebung der Prüfungen betroffen sein.

Dem Staat gehen derzeit die Devisen in ausländischen Währungen aus. Fast sieben Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro) Staatsschulden werden in diesem Jahr fällig, die Reserven beliefen sich Ende Februar auf nur 2,3 Milliarden Dollar. Präsident Gotabaya beantragte am Mittwoch Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sri Lanka hatte Anfang des Jahres China, einen seiner Hauptgläubiger, um die Verschiebung von Schuldenzahlungen gebeten. Bislang gab es noch keine offizielle Antwort aus Peking. Zuletzt hatte die Regierung Sri Lankas angekündet, dass sie ihre Währung abwerte und beim Internationalen Währungsfonds (IMF) um Hilfe bitte. Derzeit ist Finanzminister und Präsidentenbruder Mahinda Rajapaksa wegen eines weiteren erhofften Kredits in Indien. (dpa/AFP)

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