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Das Computergenie Carlo Acutis starb 2006 mit 15 Jahren an Leukämie.

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Vatikan prüft Seligsprechung: Verstorbener Schüler könnte Schutzpatron des Internets werden

Der Vatikan prüft einen Antrag für den 2006 verstorbenen Italieners Carlo Acutis. Das fromme Computergenie ist im Alter von 15 Jahren an Leukämie gestorben.

„Carlo war ein ,ragazzino‘ (kleiner Junge) wie alle anderen auch“, sagte seine Mutter Antonia diese Woche dem „Corriere della Sera“. Das heißt: Er spielte mit der Playstation, er liebte seine Katzen und seinen Hund, er schaute Actionfilme, er spielte mit seinen Freunden Fußball – und er saß oft am Computer. In Letzterem war der Mailänder Schüler besonders gut: Am PC, den ihm seine Eltern im Alter von neun Jahren gekauft hatten, programmierte Carlo Acutis schon als Dreikäsehoch komplizierte Algorithmen, erstellte Websites mit Multimedia-Inhalten und fertigte Layouts für Internet-Zeitungen an. Er soll am Computer Dinge beherrscht haben, für die andere erst mehrere Semester Informatik hätten studieren müssen.

Noch heimischer als in der virtuellen Welt fühlte sich Carlo in der spirituellen Welt. Schon als 7-Jähriger habe er eigens ein Kloster besucht, um vorzeitig die Kommunion zu erhalten; danach sei er täglich mindestens einmal in die Kirche gegangen, um den Rosenkranz zu beten, sagt Mutter Antonia. Darin unterschied sich Carlo dann doch erheblich von den anderen „ragazzini“. Als Gymnasiast habe er neben seinen schulischen Verpflichtungen begonnen, sich um Obdachlose, Flüchtlinge und andere Bedürftige in seinem Quartier zu kümmern. Zu seinem Begräbnis im Oktober 2006 seien Hunderte von Menschen gekommen – Menschen, die sie zuvor noch nie gesehen habe, wie die Mutter gegenüber der Zeitung sagte.

Carlo war 2006 im Alter von erst 15 Jahren einer schweren Leukämie erlegen. Angesichts seiner tiefen Frömmigkeit hat ihm der Vatikan 2012 den Titel „Diener Gottes“ verliehen, und ein Jahr später leitete die Diözese von Mailand das Seligsprechungsverfahren auf Bistumsebene ein. Dieses Verfahren ist nun abgeschlossen; die Akten wurden in der vergangenen Woche an den Vatikan geschickt, wo sich von nun an die Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse um das Mailänder Computergenie kümmern wird. Als Erstes wird Carlos „heroischer Tugendgrad“ abgeklärt; anschließend müsste für die Seligsprechung noch ein Wunder gefunden werden, das auf die Intervention des Verstorbenen zurückzuführen wäre.

Carlo Acutis hat ein beträchtliches geistiges Erbe hinterlassen

Neben seinem Einsatz für Bedürftige hat der Mailänder Gymnasiast in seinem kurzen Leben ein beträchtliches geistiges Erbe hinterlassen. Unter anderem hatte er eine virtuelle Ausstellung über rund 140 eucharistische Wunder zusammengetragen, die sich nach katholischer Auffassung in der ganzen Welt ereignet haben. Zur Ausstellung, die sich immer noch gratis im Internet herunterladen lässt (http://www.miracolieucaristici.org), hat Kardinal Angelo Comastri, Stellvertreter des Papstes im Bistum Rom und Erzpriester der Päpstlichen Basilika, das Vorwort geschrieben. Sie ist inzwischen in tausenden Pfarreien auf dem ganzen Globus gezeigt worden.

Auch über Carlo selbst sind bereits mehrere Bücher erschienen, unter anderem die Biografie „Eucaristia – Mia autostrade per il cielo“ („Eucharistie – Meine Autobahn in den Himmel“). Verfasst wurde sie von Nicola Gori, Redakteur der Vatikan-Zeitung „L’Osservatore Romano“. Der jung verstorbene Computer-Fan lebt nicht nur auf seinen eigenen Websites weiter; seit seinem Tod sind mehr als 200 weitere Seiten und Blogs entstanden, die sich mit ihm beschäftigen. Laut dem religiösen italienischen Webportal „tempi.it“ haben sich schon unzählige Jugendliche zum katholischen Glauben bekehrt oder haben zu ihm zurückgefunden, nachdem sie sich mit der Geschichte von Carlo beschäftigt hatten. Am Weltjugendtag in Rio de Janeiro 2013 ist der Mailänder posthum zu einem regelrechten Kinderstar geworden.

„Wer weiß, vielleicht wird Carlo, wenn er einmal seliggesprochen ist, zum Schutzpatron des Internets ernannt“, erklärte der brasilianische Kurienprälat Dario Edoardo Viganò, Präfekt des Sekretariats für Kommunikation am Heiligen Stuhl, gegenüber dem „Corriere della Sera“. Natürlich ist der Weg dorthin noch lang; gerade bei der Überprüfung der Wunder nimmt man es im Vatikan sehr genau. Allerdings: Viele halten es schon für ein Wunder, dass ein 15-Jähriger im 21. Jahrhundert noch täglich in die Kirche gegangen ist.

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