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Ein Geisterfahrrad steht am Straßenrand, um an einen tödlichen Unfall zu erinnern.

© Tobias Kleinschmidt dpa

Verkehr: Immer mehr tödliche Fahrradunfälle

Tödliche Fahrradunfälle sind um 16,5 Prozent gestiegen - 445 Tote gab es 2018 bundesweit. Grüne fordern verpflichtende Lkw-Abbiegeassistenten.

Die Zahl der getöteten Radfahrer ist im vergangenen Jahr von 382 auf 445 Tote auf den höchsten Wert seit zehn Jahren angestiegen. Das ist ein Zuwachs um 16,5 Prozent, wie aus am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Unter den Getöteten waren 21 Kinder, sechs davon starben durch rechtsabbiegende Lkw. Insgesamt hatten 2018 rund 88 850 Radfahrer Unfälle auf deutschen Straßen.
Insgesamt starben nach den Unfallzahlen im vergangenen Jahr 3275 Menschen bei Unfällen auf den Straßen in Deutschland, 95 mehr als im Jahr zuvor. Der Großteil des Zuwachses entfällt dabei auf Radler, während ansonsten die meisten Opferzahlen rückläufig sind. Mit 1424 Menschen starben die weitaus meisten weiterhin bei Autounfällen, 697 mit einem Motorrad, außerdem 458 Fußgänger. Hinzu kommen Todesopfer etwa durch Lkw- und Busunfälle.
Zwar gibt es immer mehr Radverkehr, aber der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur kann damit kaum Schritt halten, wie gerade Großstädte wie Berlin zeigen, wo es täglich zu Unfällen gerade bei Abbiegemanövern kommt.

Gefahr durch E-Scooter

Die Zahl der Unfälle im Radverkehr könnte 2019 noch weiter zunehmen, befürchtet der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC). So nehme nicht nur der Radverkehr in den Städten zu, auch würden Radwege durch die neu zugelassenen E-Scooter immer gefährlicher. Es sei unverantwortlich, immer mehr Fahrzeuge auf Radwege zu lassen, „ohne die Infrastruktur dem gewachsenen Bedarf anzupassen“, sagte ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork. „Täglich stirbt mindestens eine Radfahrerin oder ein Radfahrer auf unseren Straßen und alle halbe Stunde wird eine Person auf dem Rad schwer verletzt.“ Notwendig sei eine Umgestaltung der Städte, mit durchgängigen, sicheren Radwegen und geschützten Kreuzungen, wie sie in den Niederlanden bereits gebaut werden.
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat als eine Maßnahme angekündigt, das Bußgeld auf 100 Euro zu erhöhen, wenn Autos auf Geh- und Radwegen oder in der zweiten Reihe parken. Das bisherige Kurzzeithalten auf Schutzstreifen, die den Rad- vom Autoverkehr trennen, soll ganz untersagt werden – bisher sind diese Autos oft gefährliche Hindernisse für Radler.
Der fahrradpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Stefan Gelbhaar, warf Scheuer reine Schaufenster-Politik vor – notwendig sei eine Investitionsoffensive in Radschnellwege, bisher sind erst 25 Millionen Euro im Jahr geplant. Scheuer habe außer Prüfaufträgen und Planungsabsichten nichts zu bieten.

Es sei zudem völlig unverständlich, dass eine Regelung zu Lkw-Abbiegeassistenten in Scheuers Reformplänen für die Straßenverkehrsordnung fehle. „Diese würde es Kommunen ermöglichen, nur noch Lkw mit Abbiegeassistenten einfahren zu lassen.“ Scheuer müsse diese „eklatante Leerstelle“ schließen.

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