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Justizbeamte führen den Angeklagten in den Gerichtssaal des Oberlandesgerichts (Archivbild vom Novemebr 2022).

© dpa/Thomas Frey

Tödlicher Anschlag auf Asylbewerberheim: Neonazi muss fast sieben Jahre lang in Haft

Bei der Attacke im Jahr 1991 wurde der ghanaische Asylbewerber Samuel Yeboah getötet. Mehr als drei Jahrzehnte später kam der Brandstifter von Saarlouis vor Gericht. Nun wurde ein Urteil gesprochen.

Mehr als 30 Jahre nach einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im saarländischen Saarlouis ist der Brandstifter wegen Mordes verurteilt worden. Das zuständige Oberlandesgericht (OLG) im rheinland-pfälzischen Koblenz verhängte gegen den heute 52-Jährigen am Montag eine Jugendstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten, wie der Vorsitzende Richter Konrad Leitges mitteilte.

Die Verurteilung erfolgte nach Jugendstrafrecht, da der Angeklagte zum Tatzeitpunkt erst 20 Jahre alt war. Damit lag die Höchststrafe in diesem Prozess bei zehn Jahren. Verurteilt wurde der Mann unter anderem auch wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung.

Der heute 52-jährige Deutsche stand seit November vor dem OLG. Er soll im Jahr 1991 nach einem Treffen mit rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen in der Asylbewerberunterkunft Benzin verschüttet und diese angezündet haben. Er hatte im Prozess ausgesagt, bei dem Brand dabei gewesen zu sein, das Feuer habe aber ein damaliger Bekannter gelegt.

Die Anklage hatte Ende September neun Jahre und sechs Monate Haft gefordert. Die Verteidigung hatte hingegen gefordert, den Mann nur wegen Beihilfe zum Mord zu verurteilen.

Asylbewerber Samuel Yeboah starb bei dem Anschlag

Die Tat, um die es seit November 2022 in dem Prozess ging, liegt 32 Jahre zurück. 1991 brannte ein Asylbewerberheim in Saarlouis. Der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana starb infolge der Flammen, zwei andere Hausbewohner sprangen aus einem Fenster und brachen sich Knochen. 18 weitere Bewohner konnten unverletzt fliehen.

Der Fall galt lange als bekanntester ungelöster extremistischer Mordfall Deutschlands. Die ursprünglichen Ermittlungen hatte die saarländische Polizei vor rund 30 Jahren zunächst eingestellt - und sich später für Defizite ihrer Arbeit entschuldigt.

Jahre später kam der Fall noch einmal ins Rollen. 2007 soll der heute 52 Jahre alte Deutsche auf einem Grillfest zu einer Zeugin gesagt haben: „Das war ich und sie haben mich nie erwischt.“ Jahre später erstattet die Zeugin Anzeige, als sie laut eigener Aussage gelesen habe, dass jemand bei dem Brand umgekommen war. (AFP, dpa)

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