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Die Amurleoparden zählen zu den seltensten Säugetieren auf der Welt.

© imago/blickwinkel

Tag der Stiftungen: Milliarden gegen das Artensterben

Jeden Tag verschwinden bis zu 150 Arten von der Erde. Wie Stiftungen mit sehr viel Geld versuchen, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt zu bewahren.

Zwischen drei und 150 Arten verschwinden jeden Tag von der Erde – für immer. Bedroht sind zum Beispiel der Feldhamster, das Rebhuhn, der Amurleopard. Zwar haben Evolution und Veränderungen der Erde seit jeher Arten ausgelöscht und andere hervorgebracht. Doch inzwischen liegt die Rate nach Einschätzung des WWF um den Faktor 100 bis 1000 über dem natürlichen Wert.

Demnach sind in Deutschland 33 Prozent der Wirbeltiere, 34 Prozent der wirbellosen Tiere, 31 Prozent der Pflanzen und 20 Prozent der Pilze gefährdet. Weltweit stehen eine Million Tierarten und acht Millionen Pflanzenarten auf sogenannten roten Listen.

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Eine ausreichende Biodiversität ist Experten zufolge für Erde und Mensch jedoch wichtiger als der Kampf gegen den Klimawandel. Denn eine fortgesetzte Ausdünnung der Artenvielfalt schwächt die genetische Vielfalt, die biologischen Systeme insgesamt und könnte letztlich auch dem Menschen gefährlich werden. Doch der Einsatz für den Erhalt von Schutzzonen, intakten Ökosystemen, für mehr Artenschutz und Hilfen für bedrohte Tiere und Pflanzen ist teuer. Milliarden sind notwendig. Sehr viel Geld stellen gemeinnützige Stiftungen zur Verfügung.

Fünf Milliarden Dollar, um die Artenvielfalt zu schützen

Am Rande der jüngsten UN-Generalversammlung kam kürzlich sogar eine neue Rekordsumme zusammen. Neun Stiftungen werden im Rahmen der „Protecting our Planet Challenge“ in der nächsten Dekade fünf Milliarden Dollar bereitstellen, um die Artenvielfalt zu fördern und zu schützen. Angepackt werden sollen dabei vor allem Probleme, die zum Artenschrumpfen führen: hoher Landverbrauch, massiver Einsatz von Pestiziden, Überdüngung, Probleme mit invasiven Arten, Wilderei, aber auch der Klimawandel.

Der Feldhamster steht in der Europäischen Union unter strengem Naturschutz.
Der Feldhamster steht in der Europäischen Union unter strengem Naturschutz.

© Uwe Anspach/dpa

Das Geld stellen unter anderem Bloomberg Philantropies, die Wyss Foundation, der Rainforest Trust oder die Gordon and Betty Moore-Stiftung von Google-Mitgründer Gordon Moore zur Verfügung, die über ein Stiftungskapital von 6,4 Milliarden Dollar verfügt. Auch der Bezos Earth Fund von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der in den kommenden Jahren zehn Milliarden Dollar für Arten- und Klimaschutz zur Verfügung stellen will, ist mit an Bord.

Mit dem Geld wollen die Stiftungen dazu beitragen, in der kommenden zehn Jahren mindestens 30 Prozent der Land- und Wasserflächen der Erde unter einen wirksamen Schutz zu stellen. So wird der WWF 100 Millionen Dollar vom Bezos Earth Fund erhalten und damit Mangrovenbäume vor „klimabeschleunigten Wetterereignissen“ schützen beziehungsweise wiederherstellen sowie neue Märkte für Seetang als Alternative zu Produkten auf Basis fossiler Brennstoffe erschließen. Die Initiative soll auch dabei helfen, weiteren Stiftungen, reichen Privatpersonen und Staaten Geld zum Schutz der Biodiversität und zum Kampf gegen die Folgen des Klimawandels zu entlocken.

Er hoffe, dass sich auch deutsche Stiftungen und Milliardäre der „Protecting our Planet Challenge anschließen“, sagt Georg Schwede, Europachef der Campaign for Nature, einem Zusammenschluss von mehr als 100 Stiftungen und Organisationen, die vor der 15. UN-Konferenz für mehr Biodiversität Mitte Oktober im chinesischen Kunming die Lobbyarbeit organisieren.

Auch deutsche Stiftungen kümmern sich um den Naturschutz

Ebenfalls unter den knapp 24 000 deutschen Stiftungen gibt es immer mehr Philantropen, die sich dem Schutz von Natur und Artenvielfalt widmen. Hatten sich in den Fünfzigerjahren nur 2,1 Prozent aller Stiftungen in Deutschland den Umweltschutz als Ziel in ihre Satzung geschrieben, so sind heute bundesweit rund 20 Prozent.

Besonders in der Stiftungswelt von Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen ist das Thema weithin vertreten, während in Berlin, das Sitz von gut 1000 Stiftungen ist, sich nur zehn Prozent den Themen Umwelt, Klimawandel und Biodiversität widmen. Zudem konzentriert sich die Stiftungsarbeit hierzulande eher auf einen lokaleren Maßstab, denn die Stiftungen verfügen über ein deutlich geringeres Stiftungskapital als ihre reichen US-Geschwister. Nur 2,9 Prozent der deutschen Stiftungen verfügen über mehr als zehn Millionen Euro.

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Dem Artenschutz verschrieben haben sich beispielsweise die Stiftung Pro Artenvielfalt und die Heinz-Sielmann-Stiftung. Die Stiftung des 2006 verstorbenen Tierfilmers, dessen „Expeditionen ins Tierreich“ Generationen deutscher Fernsehzuschauer prägten, will vor allem Refugien für seltene Arten erhalten und die Öffentlichkeit für Fragen der Artenvielfalt sensibilisieren.

Die Sielmann-Stiftung leistet beispielsweise systematisches Monitoring für Spechtarten, Wildbienen, Laufkäfer und Spinnen, betreut Biotopverbünde, berät Unternehmen bei der Anlage naturnaher Firmengelände und engagiert sich bei der Wiederbewaldung in Äthiopien und Uganda.

Auch die Stiftung Pro Artenvielfalt aus Bielefeld hat sich den Schutz bestimmter gefährdeter Arten zur Aufgabe gemacht. Sie kauft Land in Deutschland und Italien um Zugvogel-Hotspots zu bewahren, pflegt Feucht-, Streuobst- und Bergwiesen, um die Vielfalt der an diese Biotope angepassten Arten zu schützen. Gekauft hat die Stiftung den kleinen Gollinsee in Brandenburg mit seinen Feuchtwiesen, der damit der Nutzung durch Besucher entzogen wurde. Nun können dort wieder Fischotter und Teichrohrsänger ungestört leben.

Veronika Czisi

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