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Boyle

© promo/ITV 1

Talentshow: Susan Boyle: Trauriger Kultstar

Die Favoritin Susan Boyle scheitert im Finale der TV-Show "Britain's Got Talent" – und muss in die Klinik.

Am Ende war alles doch ein bisschen zuviel. Am liebsten wäre Susan Boyle jetzt wahrscheinlich zu Hause, würde in ihrem lokalen Pub eine Limonade trinken, wie früher beim Karaoke mitmachen oder zu Hause, die Katze auf dem Schoß, eine kräftige Portion Fish & Chips essen. Stattdessen wurde sie am Sonntag nach einem Bericht der Boulevardzeitung „Sun“ in die psychiatrische Klinik eingeliefert. Diagnose: Nervenzusammenbruch. Mitarbeiter der TV Show „Britain’s Got Talent“ riefen die Polizei, weil sie sich in ihrem Hotel „seltsam benommen hatte“. Von einer Streife und einer Ambulanz wurde sie abgeholt.

„SuBo“, wie die Fans sie nennen, hatte am Samstagabend die aufregendste Auswahl eines Talentwettbewerbs seit Jahren hinter sich gebracht. Fans, Wettbüros, Musikkritiker hatten die kräftige 48-Jährige mit einer leichten Lermbehinderung als haushohen Favoriten gesetzt – doch vier Millionen Zuschauer, die am Telefon ihre Stimme abgaben, dachten anders und setzten die fröhliche Jugend-Tanztruppe „Diversity“ auf den ersten Platz. Offensichtlich fiel es Susan Boyle nicht leicht, die Niederlage hinzunehmen. „Es war es wohl wert, diesen Druck zu ertragen“, sagte Boyle nach ihrem Wettbewerbsbeitrag, dem Song „I dreamed a dream“ aus dem Musical „Les Miserables“. Aber dann soll sie hinter der Bühne die Fassung verloren und geschriehen haben: „Ich hasse diese Show.“

Glücklicherweise ist die Priory-Klinik in Nordlondon nicht irgendeine Klinik. Es ist die Klinik der Wahl für Entertainment Stars, die sich von ihrem nervenaufreibenden Berufsleben erholen müssen oder auch nur eine Entziehungskur brauchen. Kein geringerer als Premier Gordon Brown, schon als Landsmann der Schottin zu Mitgefühl verpflichtet, soll sich telefonisch bei der kranken Sängerin gemeldet haben. „Ich hoffe, Susan Boyle wird schnell wieder gesund, sie ist eine wirklich nette Person und ich glaube, sie wird noch Erfolg haben“, ließ er verlauten.

Boyle war vor sieben Wochen eine völlig Unbekannte, die außer einer kraftvollen Stimme nicht viel hatte. Eine Schönheit ist sie nicht. Sie sei Jungfrau, bekannte sie, und noch nie geküsst worden. Jahrelang hatte sie mit ihrer Mutter zusammengelebt und sie gepflegt, nun war sie arbeitslos und hatte wenig zu tun, außer ein bisschen in der Kirche in Bathgate bei Blackburn auszuhelfen. Doch ihr Auftritt bei der ersten Vorentscheidung der Fernsehshow war ein globaler Hit. Auf Youtube wurde der Streifen über 100 Millionen Mal angeklickt, sie wurde von der Oprah-Winfrey-Show in den USA eingeladen und bekam einen Plattenvertrag von Sony. Sogar Filmschauspielerin Demi Moore twitterte, ihr seien die Tränen in die Augen gestiegen, als sie den Clip gesehen habe.

Ungeachtet des Ausgangs soll Boyle durch ihre jähe Berühmtheit mindestens fünf Millionen Pfund verdienen, heißt es aus der Entertainment Branche. Werbeverträge, Auftritte und das erste Album, das in den nächsten Wochen aufgenommen wird. Sie soll darauf ein Duett mit ihrem großen Vorbild singen, dem einstigen Miserables-Star Elaine Page. Auch Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber soll mit von der Partie sein. „Sie kann vielleicht nicht als Covergirl mit Madonna konkurrieren, aber sie ist der größte Star, den es je im Reality-TV gab“, so der britische Disk-Jockey Paul Gambaccini über ihre Erfolgsaussichten.

Nie wurde ein Star so von Juroren der Show gepuscht. Boyle sei die „großartigste Entdeckung“ seit Erfindung der Show, schrieb Juror Piers Morgan in seinem Blog. Der Produzent der TV-Serie, Simon Cowell, gleichzeitig Chef des Plattenlabels, das Boyle unter Vertrag hat, ließ nach Boyles Auftritt am Samstag jede Neutralität fallen und sagte, es sei der beste Auftritt seit Beginn der Talentshow gewesen – dabei war Boyle spürbar unsicher.

19,2 Millionen Fernsehzuschauer waren am Samstag dabei – die höchste Quote des Britischen Fernsehens seit fünf Jahren. Aber sie ließen sich weder von dem Hype noch den Juroren beeinflussen: Susan Boyle erhielt etwas über 20 Prozent der Stimmen, aber die elf akrobatischen Street-Dancer aus Ostlondon erhielten ein Viertel der Stimmen.

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