zum Hauptinhalt
 Ferien mit Hindernissen. Viele Urlauber wurden auf der Baleareninsel von der Nachricht überrascht, dass die Bundesregierung Spanien zum Hochinzidenzgebiet hochstuft.

© dpa

Strengere Auflagen ab Dienstag: Was nun auf Reiserückkehrer aus Mallorca zukommt

Für Reiserückkehrer aus Mallorca gelten ab jetzt strengere Auflagen – vor allem Familien mit Kindern müssen sich umstellen.

An Mallorcas berühmtestem Sandstrand, der Playa de Palma, sonnen sich Tausende Urlauber. Kinder planschen im badewannenwarmen Wasser. Die Palmen wehen an der dahinterliegende Meerespromenade im leichten Wind.

Es scheint so, als ob auf Mallorca, der meistbesuchten Urlaubsinsel Europas, wieder die Normalität eingezogen ist – bis die schlechten Nachrichten aus Deutschland eintrafen. Das Land, aus dem alljährlich die meisten Touristen auf die Baleareninsel kommen, sprach eine formelle Reisewarnung für ganz Spanien aus und erklärte es zum Hochinzidenzgebiet. Die neuen Regelungen gelten ab diesem Dienstag und überraschten viele Urlauber vor Ort.

Nichtgeimpfte Rückkehrer müssen von nun an in eine Quarantäne, die erst nach mindestens fünf Tagen Selbstisolierung und einem negativen Test beendet werden darf. Diese Auflagen treffen vor allem Familien mit Kindern, weil die allermeisten Minderjährigen nicht gegen Covid-19 geimpft sind. Offenbar haben einige deshalb auch vorzeitig die Koffer gepackt und die Insel verlassen, darauf deuten die stark gestiegenen Preise für kurzfristige Rückflüge in den vergangenen Tagen hin.

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt auf Mallorca nach Angaben der örtlichen Behörden bei über 400 – das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. In ganz Spanien sieht die Lage mit einer Inzidenz von 380 nicht viel besser aus. Auf den Balearen werden derzeit täglich nahezu 900 neue Ansteckungen gemeldet, im ganzen Königreich sogar 30 000. Inzwischen liegen im Land schon wieder 8000 Covid-Patienten mit Komplikationen im Krankenhaus.

Bei Tui, Europas größtem Reiseveranstalter, sieht man nach der Verschärfung der Maßnahmen keinen Grund zur Panik. „Eine Reisewarnung ist kein Reiseverbot“, erklärt der Konzern auf seiner Webseite. „Darum können alle Urlaube mit Anreise bis 15. August auf Wunsch angetreten werden.

Viele reagieren gelassen

Alternativ können Sie Ihre Reise kostenfrei umbuchen oder stornieren.“ Tui-Vorstandsmitglied David Schelp verspricht, dass Pauschalurlaube wegen der ausgefeilten Hygienekonzepte sicher seien: „Die Inzidenzrate unter Tui Urlaubern liegt bei unter eins.“ Tatsächlich scheinen die meisten deutschen Feriengäste die Situation bisher entspannt zu sehen. „Viele Urlauber reagieren gelassen“, stellte die „Mallorca-Zeitung“ bei einer Umfrage auf der Straße fest.

[Behalten Sie den Überblick: Jeden Morgen ab 6 Uhr berichten Chefredakteur Lorenz Maroldt und sein Team im Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint das Aktuellste und Wichtigste aus Berlin. Jetzt kostenlos anmelden: checkpoint.tagesspiegel.de]

Die Kommentare von Reisenden in einschlägigen Mallorca-Foren sind unterschiedlich. „Wir kommen auf alle Fälle, solange Mallorca nicht noch weiter höhergestuft wird“, schreibt eine Inselfreundin namens Sabine. Eine Absage gibt es von Userin Nadine: „Gut, dass wir storniert haben. Das bringt doch nichts, wenn man mit Kindern hinterher in Quarantäne muss.“

Bereits vor der Entscheidung der deutschen Regierung hatten die Hotelbetriebe einen Rückgang der Reservierungen um 30 Prozent gemeldet, was sie auf die wachsende Verunsicherung der Touristen zurückführen.

Der mallorquinische Hotelierverband fürchtet, dass nach dem verhagelten Corona- Sommer des vergangenen Jahres nun auch in dieser Saison ein touristischer Einbruch droht. „Die Hochstufung Spaniens zum Hochinzidenzgebiet mitten in der Ferienzeit macht zahlreichen Reisenden und insbesondere vielen Familien mit Kindern die Urlaubspläne zunichte“, sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes. Er schätzt, dass sich derzeit rund 400 000 deutsche Urlauber in Spanien befinden – davon Zehntausende auf Mallorca.

[Mehr aus der Hauptstadt. Mehr aus der Region. Mehr zu Politik und Gesellschaft. Und mehr Nützliches für Sie. Das gibt's jetzt mit Tagesspiegel Plus. Jetzt 30 Tage kostenlos testen]

Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto hatte noch vergangene Woche den Traum von einer touristischen Erholung der Nation genährt: „Wir wollen dieses Jahr wenigstens die Hälfte der Urlauber, die 2019 gekommen sind, zurückgewinnen.“ In 2019 waren 10,3 Millionen Urlauber nach Mallorca gekommen, darunter 4,2 Millionen Deutsche. Aus diesem Traum wird wohl nun nichts mehr.

Es könnte noch schlimmer kommen

Es könnte sogar noch schlimmer werden, wenn die neuen Beschränkungen, die von der Inselregierung gerade erlassen wurden, nicht greifen: Am Wochenende trat ein weitgehendes nächtliches Versammlungsverbot in Kraft, das von ein Uhr bis sechs Uhr morgens gilt.

Die Gastronomie muss zu dieser Stunde ebenfalls schließen. Die Strände werden sogar von zehn Uhr abends an abgesperrt. Damit soll der nächtliche Partytourismus, der vor allem an der Playa de Palma außer Kontrolle geraten ist, eingedämmt werden. Zur Kontrolle setzt die Polizei auf Drohnen und Hubschrauber. Eine Behördensprecherin sprach von einem „Krieg“ gegen die nächtlichen Exzesse. Die Polizei werde mit „null Toleranz“ vorgehen und harte Strafen verhängen, die sich auf 1000 Euro belaufen können.

Hunderte Touristen haben sich bereits im Inselurlaub infiziert. Die Quarantänehotels sind voll, die Behörden sind völlig überfordert. Auch nach der Rückkehr in die Heimat wird eine wachsende Zahl von Urlaubern positiv getestet. Das Robert Koch-Institut vermutet inzwischen bei zehn Prozent aller in Deutschland registrierten Infektionsfällen eine Ansteckung im Ausland. Infektionsland Nummer ist dabei mit großem Abstand Spanien.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false