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Ende der Nähe? Der Kölner Kardinal Joachim Meisner stellt sich öffentlich gegen den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst.

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Update

Skandal-Bischof: Sprecher: Tebartz-van Elst "im Laufe der Woche" nach Rom

Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst will offenbar seine Absetzung durch den Papst verhindern und dafür nach Rom fliegen. Immer mehr einflussreiche Katholiken verlangen einen Rückzug des Bischofs - doch es gibt auch Unterstützer.

Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst reist nach Angaben seines Sprechers „im Laufe der Woche“ nach Rom. Wann genau dies geschehe, sei ihm aber nicht bekannt, sagte der Sprecher am Samstag. Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet, Tebartz-van Elst fliege bereits am Samstag ab - dies hatte der Sprecher zunächst nicht dementiert.
Damit wolle der Bischof dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, zuvorkommen, hieß es in dem Bericht. Zollitsch reist an diesem Montag nach Rom, wo er im Vatikan zunächst Gespräche mit der Kurie führen will. Voraussichtlich am Donnerstag möchte er dann mit Papst Franziskus über die Situation im Bistum Limburg sprechen.
Ein Bischof der römisch-katholischen Kirche kann nicht selbst zurücktreten, laut Kirchenrecht kann er dem Papst aber seinen Amtsverzicht anbieten. Wenn das Gesuch vom Papst angenommen wird, behält der Betreffende den Titel eines Bischofs, denn die Bischofsweihe als Sakrament gilt als unumkehrbar.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner steht nach einem Medienbericht nicht länger hinter dem umstrittenen Limburger Bischof. Für Meisner sei nach dem von der Staatsanwaltschaft Hamburg beantragten Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst und der Bekanntgabe exorbitant gestiegener Baukosten für die Limburger Residenz eine „neue Lage“ entstanden, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ aus dem Umfeld des Kardinals. Meisner sehe nicht nur das Bischofsamt, sondern die gesamte Kirche durch den Fall beschädigt. Während der Kardinal den Limburger Bischof noch Mitte September öffentlich verteidigt habe, verfüge er nun über ein „differenzierteres Bild der Situation in Limburg“, schreibt das Blatt. In seiner Umgebung heiße es, Meisner teile nun die Kritik des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz: Erzbischof Robert Zollitsch hatte sich am Donnerstag von Tebartz-van Elst distanziert.

Rückendeckung von Erzbischof Müller

Dagegen sprang laut „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Tebartz-van Elst zur Seite. Es handele sich bei den Vorwürfen um eine „Erfindung von Journalisten“ und eine „Medienkampagne“, sagte Müller dem Bericht zufolge bei einer Messe am Freitagabend in Rom.

Bischof Tebartz-van Elst steht in der Kritik, weil die Kosten für den Bau des Bischofssitzes in Limburg auf mindestens 31 Millionen Euro angestiegen sind. Ursprünglich waren 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft wegen der Kostenexplosion Vorwürfe der Untreue. Am Donnerstag beantragte zudem die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen eidesstattlicher Falschaussage. Dabei geht es um Angaben des Bischofs im September 2012 zu einem Flug nach Indien.

Tebartz-van Elst will offenbar bis Donnerstag in Rom bleiben

Zollitsch beginnt am Montag einen Besuch im Vatikan mit Gesprächen an der Kurie. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hatte sich am Donnerstag öffentlich vom Verhalten des Limburger Bischofs distanziert.

Tebartz-van Elst hatte zuvor seinen Plan zurückgezogen, sich an diesem Wochenende in einem Brief an die Gläubigen in seinem Bistum zu wenden. Nach Angaben eines Bistumsprechers sagte der Bischof zudem eine für ursprünglich ab Freitag geplante Israel-Reise mit den Dom-Singknaben ab.

Die Kritik an Tebartz-van Elst wird immer lauter

Der Limburger Bischof verfügt laut „FAS“ weiterhin über Rückhalt bei einflussreichen Kräften der Kurie. Dazu gehöre der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Müller hatte Mitte September von einer „Kampagne“ gegen Tebartz-van Elst gesprochen und gesagt, dieser bleibe im Amt. Doch auch die Kritiker des Bischofs äußern sich immer deutlicher. „Viele in der Kirche, auch viele seiner bischöflichen Amtsbrüder, erwarten einen Rückzug“, sagte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, der „Welt“. Viele befürchteten auch, dass der Bischof selbst nicht zu dieser Einsicht komme. „Am Ende wird wohl Rom die Entscheidung treffen.“ (dpa/afp)

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