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Spaniens Altkönigin Sofia beim Müllsammeln am Strand.

© IMAGO/ABACAPRESS

Spaniens Königin der Solidarität: Sofia ist die Großmutter der Nation

Müll sammeln am Strand, Einsatz für Tierschutz, Hilfe für Arme: Spaniens Altkönigin Sofía setzt sich für die Probleme der Gesellschaft ein – aus echtem Pflichtbewusstsein.

Mit einem gelben Müllsack und einem Paar Gummihandschuhen bewaffnet – so sieht man Spaniens Altkönigin Sofía seit Jahren an Spaniens Stränden. Die Mutter von Spaniens königlichem Staatsoberhaupt Felipe VI. hilft regelmäßig als Freiwillige, die spanischen Badebuchten von Müll zu befreien. Zigarettenkippen, Plastikflaschen und -verschlüsse, Kunststofftüten, Feuchttücher – die betagte Königin stopft alles in ihren Abfallsack. 

Umweltschutz, Tierschutz, Hilfe für notleidende Menschen – Sofía, die gerade 85 wurde, ist auch im hohen Alter noch im Namen der Krone und für einen guten Zweck unterwegs. Sie wurde durch ihr großes Engagement und ihr noch größeres Herz zur Königin der Solidarität. „Ich will meinem Land nützlich sein“, sagte sie einmal. Offiziell wird sie „emeritierte Königin“ oder „Königin im Ruhestand“ genannt – doch Sofía befindet sich eher im Unruhestand.

Vor einigen Wochen sah man, wie Sofía zusammen mit anderen Freiwilligen an einem Strand im südlichen Murcia jenen Abfall wegräumte, den Urlauber zurückließen oder der vom Meer an die Küste gespült wurde. Auch an den Stränden Alicantes, Málagas oder auf Mallorcas Nachbarinsel Menorca wurde die königliche Abfallsammlerin schon gesichtet. „Freiwillige wie Sofía sind Vorbilder, die dabei helfen, dass andere auf dieses Umweltproblem aufmerksam werden“, sagt ein Sprecher der Vogel- und Naturschutzorganisation SEO Birdlife.

Ich will die Dinge nicht nur vom Büro aus betrachten.

Sofía geht lieber unter Menschen als hinter den dicken Palastmauern in Madrid zu leben.

Für Sofía, die meist ein Lächeln auf den Lippen hat, sind diese Einsätze seit Jahrzehnten Teil ihrer königlichen Pflicht. Man weiß von ihr, dass sie sehr viel lieber unter Menschen ist, als hinter den dicken Palastmauern in Madrid zu leben. „Ich will die Dinge nicht nur vom Büro aus betrachten“, sagt sie selbst dazu. Durch ihr offenes Ohr für die Probleme der Gesellschaft wurde die inzwischen 85-Jährige zur Mutter oder besser gesagt zur Großmutter der Nation.

Sofía ist das soziale Gewissen des Landes

Nicht nur der Umweltschutz liegt der Königin am Herzen, die mit ihrer „Reina-Sofía-Stiftung“ soziale und ökologische Projekte unterstützt. Sie ist auch überzeugte Tierschützerin. Das blutige Stiertöten, das in Spanien als „nationales Kulturgut“ gilt, geht ihr gegen den Strich. Stattdessen besucht sie lieber Artenschutzprojekte. Dafür steht ein berühmtes Foto, auf dem verewigt ist, wie sie einem iberischen Esel, der vom Aussterben bedroht ist, einen Kuss auf die Nase drückt.

Zudem ist die Königsmutter das bekannteste Unterstützerin der Tafeln und Lebensmittelbanken in Spanien. Regelmäßig besucht sie diese Einrichtungen, die mit Armenspeisungen und Nahrungssammlungen ein wichtiges Netz für Bedürftige darstellen. Niedrige Löhne und hohe Mieten sorgen dafür, dass laut Eurostat 26 Prozent der Spanierinnen und Spanier von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind – deutlich mehr als in Deutschland, Österreich, Luxemburg oder der Schweiz.

Bemerkenswert ist auch das Projekt der „Recycling-Musik“, das sie als Ehrenvorsitzende begleitet. Dort lernen sozial benachteiligte Jugendliche aus Zivilisationsmüll wie Büchsen, Weinkisten oder Speiseölkanister Musikinstrumente zu bauen und damit zu musizieren. Auf Konzerten werden die jungen Recycling-Musiker wie Stars gefeiert.

Tue Gutes und spricht nicht darüber: Auch wenn Sofía das soziale Gewissen des Landes ist, äußert sie sich nur selten zu ihrem Engagement. „Mir geht es gut, ich bin gesund“, pflegt sie zu sagen, wenn sie nach ihrem Befinden gefragt wird. Aus ihrer Umgebung verlautet, dass die Aktivitäten ihr helfen, über einsame Stunden und Traurigkeit hinwegzukommen. Spaniens königliche Familie, die früher als vorbildlich galt, ist zerbrochen.

Sofía kam 1938 als Tochter des späteren griechischen Königs Paul I. in der Nähe Athens auf die Welt. Sie ist zugleich Urenkelin des deutschen Kaisers Wilhelm II. und spricht, seit einer Jugend-Etappe in einem deutschen Elite-Internat, gut Deutsch. 1962 heiratete sie Juan Carlos I., 1975 wurde Sofía mit seiner Krönung zur Königin. Seit Jahrzehnten lebt sie heute von ihrem Ehemann getrennt.

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