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Hurrikan

© ddp

Globale Erwärmung: Sorgt der Klimawandel für mehr Stürme?

Laut einer neuen Studie gibt es heute mehr als doppelt so viele Stürme über dem Atlantik als vor hundert Jahren. Welchen Einfluss hat der Klimawandel?

Über dem Atlantik brauen sich einer US-Studie zufolge inzwischen mehr als doppelt so häufig schwere Stürme zusammen wie noch vor 100 Jahren - und die Ursache ist demnach vermutlich der Klimawandel. Während es zwischen 1900 und 1930 im Durchschnitt jährlich sechs heftige Stürme und Hurrikans gegeben habe, seien es im Zeitraum von 1995 bis 2005 im Jahresmittel 15 gewesen, heißt es in der Untersuchung von Greg Holland vom US-Zentrum für Atmosphärenforschung und Peter Webster vom Technologischen Institut in Georgia, die von der Londoner Royal Society veröffentlicht wurde.

Temperatur der Ozeane getiegen

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die gestiegene Oberflächentemperatur der Meere und veränderte Windströmungen, die auf den Klimawandel zurückzuführen seien, für die zunehmende Zahl schwerer Stürme und Hurrikans verantwortlich sind. Es gebe einen engen Zusammenhang mit dem wärmeren Meer. Die Temperatur der Ozeane stieg in den vergangenen 100 Jahren um 0,7 Grad Celsius an. So sei in den Jahren vor 1930 und vor 1995, also jeweils direkt vor den beiden Perioden mit einer starken Zunahme der Sturmzahl, ein Anstieg der Meerestemperatur um jeweils knapp 0,35 Grad festzustellen gewesen.

"Diese Zahlen geben einen deutlichen Hinweis, dass der Klimawandel ein Hauptfaktor für die Zunahme der atlantischen Hurrikans ist", erklärte Holland. In der Zukunft sei weiter mit einer steigenden Zahl schwerer Stürme über dem Atlantik zu rechnen.

Die Meteorologin Gudrun Rosenhagen, Sturmexpertin beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Hamburg, sieht die US-Untersuchung indes kritisch. Sich auf eine Zeitreihe von gut 100 Jahren zu beschränken, sei problematisch. Vor 1900 habe es eine Phase mit höherer Wirbelsturmaktivität gegeben, sagte sie.

Bessere Erfassungsmethoden

Auch könnten die Daten nicht miteinander verglichen werden. "Die Beobachtungsmöglichkeiten haben sich verändert. Heute werden Wirbelstürme lückenlos erfasst." Das sei früher nicht so gewesen. Ein Wirbelsturm, der nicht auf eine Küste traf oder von einer Schiffsbesatzung gemeldet wurde, sei um 1900 in der Regel unerkannt geblieben. In den 1930er Jahren kam dann der Flugverkehr über dem Atlantik dazu, die Erfassung wurde in der Folge dichter.

Wärmeres Wasser allein reicht Rosenhagens Worten zufolge nicht aus, um mehr tropische Wirbelstürme im Nordatlantik auszulösen. Zusätzlich seien eine östliche Strömung und bestimmte Störungen in der Atmosphäre nötig. Insofern könne keine direkte Beziehung zwischen Wassertemperatur und Hurrikan-Aktivität hergestellt werden.

Holland und Webster: Es gibt einen Zusammenhang

Der Zeitraum 1995 bis 2005 sei stark von wenigen Jahren mit vielen Stürmen geprägt, andere Jahre zeigen dagegen wenige Stürme, bisher auch 2007. Hätten die Autoren andere Jahre zur Abgrenzung ihrer Zeiträume gewählt, wäre das Ergebnis anders.

Holland und Webster meinen hingegen, dass die zunehmende Zahl der Stürme nicht alleine auf verbesserte Beobachtungsmöglichkeiten zurückzuführen sei. "Wir sind der eindeutigen Auffassung, dass Datenfehler alleine nicht die scharfen Übergänge zwischen den Perioden erklären können, die eine Zunahme von schweren Stürmen und Hurrikans um jeweils etwa 50 Prozent mit sich brachten", befanden die Forscher. (mit dpa)

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