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50 Euro sind immer weniger wert (Archivbild).

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Angst vor Inflation und Abstieg: Sorgen der Deutschen sind derzeit größer als während der Corona-Krise

Viele Menschen haben aktuell größere finanzielle Sorgen, als zu irgendeinem Zeitpunkt während der Pandemie. Das zeigt eine repräsentative Befragung.

Energie-Kosten, Spritpreise, teure Lebensmittel: Viele Menschen in Deutschland sind von den wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der steigende Inflation im Alltag betroffen. Immer mehr Erwerbspersonen machen sich deshalb große Sorgen um ihre eigene wirtschaftliche Situation. Neue Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Hans-Böckler-Stiftung zeigen, dass die aktuellen Ängste höher sind als zu irgendeinem Zeitpunkt während der Corona-Krise.

Rund ein Viertel aller Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden gibt an, von der eigenen finanziellen Situation „äußerst stark“ oder „stark“ belastet zu sein. 26 Prozent der Befragten äußern „große Sorgen“ um die eigene wirtschaftliche Situation. Zu Beginn der Corona-Krise im April 2020 waren mit rund 24 Prozent etwas weniger Erwerbstätige stark besorgt.

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Am größten sind die Ängste aktuell bei Personen mit einem Haushaltseinkommen unter 1.300 Euro netto monatlich: Knapp 80 Prozent der Befragten sorgen sich wegen der steigenden Preise. Bei mittleren Einkommensklassen sind es 54 bis 59 Prozent, die sich große Sorgen um die Inflation machen. Von allen Befragten äußern etwa 37 Prozent große Sorgen um ihre Altersversicherung und 29 Prozent haben Angst, ihren Lebensstandard nicht mehr halten zu können.

Sorge vor steigender sozialer Ungleichheit

„Die Ängste speisen sich dabei nicht nur aus der sicherheitspolitischen Weltlage, sondern in sehr starkem Ausmaß aus materiellen Belastungen und Sorgen“, sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung. Insgesamt zeichne sich das Bild einer stakt verunsicherten Gesellschaft ab, die mit wenig Zuversicht in die Zukunft blicke.

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Gruppen, die von den finanziellen Belastungen der Pandemie besonders betroffen waren, machen sich auch jetzt stärkere Sorgen und stehen erneut vor überdurchschnittlichen Problemen. Die Sorge vor sozialer Ungleichheit in Deutschland ist deshalb zurzeit ausgeprägter als jemals während der Corona-Krise. Etwa zwei Drittel der Befragten befürchten, die Gesellschaft laufe Gefahr, an der Ungleichheit zu zerbrechen.

Drei Viertel gehen davon aus, dass die Einkommensverteilung weiter auseinanderdriftet. „Sehr viele Befragte haben kein Vertrauen, dass die Lasten der Ukraine-Krise fair verteilt werden und fühlen sich schon jetzt nicht ausreichend unterstützt“, sagt Kohlrausch.

Schwächeres Vertrauen in die Bundesregierung

Das schwäche auch das Vertrauen in die Bundesregierung und demokratische Institutionen. Insgesamt 63 Prozent aller Erwerbstätigen äußern Unzufriedenheit mit der Bundesregierung. Nur 24 Prozent stehen hinter den Entscheidungen der Regierung im Ukraine-Krieg, während 70 Prozent das Krisen-Management kritisch betrachten.

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Mit Blick auf das Vertrauen in die Demokratie sei es dringend notwendig, diejenigen im Blick zu behalten, die schon unter der Corona-Pandemie stakt gelitten haben. „Das ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit für die betroffenen Gruppen, sondern auch der Stabilisierung der Gesellschaft als Ganzem“, sagt die Kohlrausch. Die sozialen und finanziellen Aspekte seien ausschlaggebend für die weit verbreitete Unzufriedenheit.

Vielen wollen Energie sparen

Durch die persönliche Belastung wollen viele Erwerbstätige ihr Alltagsverhalten anpassen. Eine Mehrheit plant wegen der steigenden Preise in Zukunft weniger Energie zu verbrauchen. Abhängig von der Energieform nehmen sich das 61 bis 72 Prozent vor. Immerhin 13 bis 19 Prozent haben starke Reduktionen vor.

Seit dem Frühjahr 2020 führt die Hans-Böckler-Stiftung regelmäßig repräsentative Befragungen mit Erwerbspersonen durch. Die aktuellen Zahlen sind die Ergebnisse der neusten Panel-Welle.

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