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Soldaten der Bundeswehr beziehen Quartier in einem Hochwassergebiet in Sachsen-Anhalt.

© dpa/Jan Woitas

Soldaten im Hochwassereinsatz: Bundespräsident Steinmeier dankt Helfern, Kritik an Landeschef Haseloff

In Niedersachsen sollen Kräfte der 1. Panzerdivision in Bereitschaft versetzt werden. Als neue Herausforderung für die Regionen kommt nun Eiseskälte hinzu.

Von Inga Jahn, dpa

Erstmals in der aktuellen Hochwasser-Lage sind Soldaten der Bundeswehr im Einsatz. Rund 200 Zeit- und Berufssoldaten helfen seit Freitagmittag im Landkreis Mansfeld-Südharz im Süden Sachsen-Anhalts beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken, wie eine Sprecherin der Bundeswehr sagte.

200
Zeit- und Berufssoldaten helfen seit Freitagmittag im Landkreis Mansfeld-Südharz im Süden Sachsen-Anhalt.

Ziel sei zunächst, einen Deichabschnitt in Sangerhausen zu stabilisieren. Weil der Fluss Helme zum Jahresende stark über die Ufer getreten war, hatte der Landkreis am 30. Dezember den Katastrophenfall ausgerufen.

Mit dem Einsatz in Sachsen-Anhalt sind nun erstmals auch Soldaten in Hochwassergebieten im Einsatz. Die eingesetzten Soldaten stammen den Angaben zufolge aus Thüringen und Schleswig-Holstein. In Niedersachsen wird derzeit Gerät und Material der Bundeswehr eingesetzt, ein Einsatz von Soldaten wird dort derzeit vorbereitet.

Bundeswehr bereitet sich auf Einsatz in Niedersachsen vor

In Niedersachsen sollen Kräfte der 1. Panzerdivision in Bereitschaft versetzt werden, wie das Landeskommando auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Diese sollen im Raum Oldenburg, Verden und im Landkreis Celle stationiert werden. Ein konkreter Einsatz ist demnach noch nicht abzusehen.

Die Anlegestelle „Petriförder“ in Magdeburg steht unter Wasser.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Wegen der angespannten Hochwasserlage im Bundesland sind Hubschrauber der Bundeswehr weiterhin in Bereitschaft, um Hilfe aus der Luft leisten zu können. Dabei geht es laut Landeskommando um insgesamt zehn Maschinen vom Heer, der Marine und Luftwaffe, die sich auf mehrere Standorte im Bundesland verteilen. Bislang kam kein Hubschrauber zum Einsatz. Sollte ein Einsatz notwendig sein, könnten die Hubschrauber beispielsweise bei Evakuierungen und dem Transport von schweren Sandsäcken unterstützen.

Wasserstände könnten fallen - Lage weiterhin angespannt

Die Pegelstände an Flüssen in Niedersachsen könnten in den kommenden Tagen sinken. Man erwarte eine Tendenz zu fallenden Wasserständen, sagte Anne Rickmeyer, Direktorin des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Es könne aber noch mehrere Tage oder sogar durchaus noch eine Woche dauern, bis man unterhalb der kritischeren Wasserstände sei.

Besonders betroffen seien weiterhin die Hunte rund um Oldenburg sowie die Hase rund um Meppen. Dort fließe die Hase in die Ems, die ebenfalls einen hohen Wasserstand habe. „Nach aktuellen Berechnungen ist aber davon auszugehen, dass die maximalen Wasserstände der vergangenen Tage nicht erreicht werden.“ Am Freitagmittag lagen zahlreiche Pegelstände weiterhin über der höchsten Meldestufe in Niedersachsen - neben Hase und Hunte auch an der Weser, Aller und Leine.

Wetterdienst sagt Temperatursturz voraus

Nach dem Dauerregen bringt ein Wetterumschwung nun Eiseskälte für weite Teile Deutschlands. Am Samstag treten laut DWD in der Landesmitte und im Südwesten noch Regenschauer auf, im Rest des Landes fällt gebietsweise Schnee. Vom Bodensee und den Alpen bis nach Ostbayern gibt es „anhaltende Schneefälle“. Nachts kann es bis zu minus 7 Grad kalt werden.

Auch am Sonntag erwartet der DWD im Süden leichten Schneefall bei vielen Wolken. Nördlich des Mains bleibt es hingegen überwiegend trocken, gebietsweise zeigt sich die Sonne. Die Temperaturen erreichen minus 5 bis plus 2 Grad.

 Alle, die bei diesem Hochwasser helfen, verdienen den Dank unserer ganzen Nation.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

In Sachsen-Anhalt könnte der angekündigte Dauerfrost am Fluss Helme bei der Abwehr des Hochwassers hilfreich sein: „Das wird uns in die Karten spielen“, sagte eine Sprecherin des Katastrophenstabs des Landkreises Mansfeld-Südharz - die Deiche würden bei dem Frost verfestigt.

Steinmeier: Hochwasser-Helfer verdienen Dank der ganzen Nation

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Zehntausenden Helferinnen und Helfern in den Hochwassergebieten gedankt und seine Hochachtung ausgesprochen. „Alle, die bei diesem Hochwasser helfen, verdienen den Dank unserer ganzen Nation“, erklärte Steinmeier am Freitag. „Hier zeigt sich: Wenn es drauf ankommt, dann steht unser Land zusammen.“

In der schriftlichen Erklärung kündigte Steinmeier an, dass er zu seinem Neujahrsempfang im Schloss Bellevue in der kommenden Woche Helferinnen und Helfer der freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes eingeladen habe, die beim Kampf gegen das Hochwasser im Einsatz gewesen seien. „Wir müssen allen, die schützen und retten, den Rücken stärken, sie alle sichtbar würdigen. Sie sind Vorbilder.“

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in die Kritik geraten

Derweil ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nach seinem Besuch im Hochwassergebiet in Sangerhausen in die Kritik geraten. Nachdem er und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) von einzelnen Anwohnern immer wieder bepöbelt worden sind, sagte Haseloff zu einer Person: „Geh lieber arbeiten.“ Das belegt ein Video des „Spiegel“. Mehrere Medien haben darüber berichtet.

Die Linke kritisierte Haseloff. Das Agieren des Ministerpräsidenten sei respektlos sowie „absolut unwürdig und ignorant“, schrieb die sachsen-anhaltische Fraktionschefin Eva von Angern auf der Plattform X. Haseloff, Scholz und Lemke waren zuvor von wenigen Personen unfreundlich empfangen worden. „Verbrecher“, „Ihre Politik basiert auf Lügen“ und „Geh gleich wieder zurück“ war unter anderem zu hören.

Haseloffs Sprecher verteidigte die Aussage am Freitag. Diese sei auch eine Reaktion auf die Beschimpfungen zuvor gewesen. Die Äußerung des Ministerpräsidenten sei als „konstruktive Aufforderung“ zu verstehen gewesen, bei der Flutbekämpfung mitzuhelfen. „Dazu stehen wir auch, das muss auch mal erlaubt sein.“ Kritische Anmerkungen seien grundsätzlich in Ordnung, „aber es geht auch um Anstand“. (dpa)

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