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Mehrlingsgeburt: Sechslinge in Berlin geboren

Eine kleine Sensation: In Berlin sind Sechslinge zur Welt gekommen. Zwar sind sie noch etwas geschwächt, aber grundsätzlich in einem stabilen Zustand.

Ehrwürdig blicken die Professoren und Direktoren, die die Geschichte der Charité in den letzten 200 Jahren geprägt haben, von den Ölgemälden an der Wand. Doch im Friedrich-Althoff-Saal herrscht alles andere als Gelassenheit, sondern höchste Aufregung. Kameras und Objektive richten sich auf die leitenden Ärzte. „Ich habe nicht selten Gelegenheit, eine Pressekonferenz mit erfreulichen Nachrichten zu eröffnen“, sagt der Ärztliche Direktor Ulrich Frei. Denn am vergangenen Donnerstag sind im Virchow-Klinikum, das zur Charité gehört, sechs neue Berliner geboren worden – auf einen Schlag.

Die Geburt sei sehr gut verlaufen, der Zustand der Mutter, der vier Mädchen und der zwei Jungs mit einem Gewicht zwischen 800 und 900 Gramm sei stabil, versichert Wolfgang Henrich, der Leitende Oberarzt der Klinik für Geburtsmedizin, der bei dem Kaiserschnitt dabei war. Die Überlebenschance aller Kinder betrage trotz Frühgeburt – bei Sechslingen ein normaler Vorgang – rund 90 Prozent. „Die Motivation der Mutter, die Kindern so lange wie möglich auszutragen, war sehr hoch“, sagt er. „So lagen wir am Ende sogar einige Wochen über den sonst üblichen 24 Wochen.“ Viele Frauen würden sich bei so vielen Kindern sogar für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheiden.
Den Kindern wird bei der Atmung geholfen, da ihre Lungen in einem so frühen Alter noch nicht voll ausgebildet sind. Auch saugen und schlucken können sie noch nicht, die Muttermilch wird abgepumpt und ihnen verabreicht. „Wir hatten so einen Fall noch nicht, so Oberärztin Monika Berns, „aber trotzdem ist das absolute Routine für uns.“ In ihrer Abteilung werden jährlich rund 2500 Einzelkinder geboren, 150 Zwillinge, zehn Drillinge, zwei Vierlinge, aber Sechslinge hat es in Deutschland seit 1998 nicht mehr gegeben, und in den vierzig Jahren davor auch nur fünf Mal.

Da immer mehr Frauen erst im fortgeschrittenen Alter eine Familie gründen, steigt die Zahl der Hormonbehandlungen und künstlichen Befruchtung in Deutschland seit den 80er Jahren an. Als Folge wächst auch die Zahl der Mehrlingsgeburten. Mindestens die Hälfte der Zwillinge, so schätzt Henrich, entstehen nicht auf natürliche Weise. Fünf- und Sechslinge sind dagegen immer noch sehr selten.Ob auch im aktuellen Fall eine Hormonebehandlung vorlag, dazu will sich die Charité nicht äußern. Auch Alter und Herkunft der Mutter soll die Öffentlichkeit auf Wunsch der Familie vorerst nicht erfahren. Vor dem Aufzug der Geburtenabteilung im Virchow-Klinikum patrouillieren Sicherheitskräfte. Die Kinder werden jetzt einige Wochen dort bleiben und dann ins Leben entlassen werden. 

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