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König Charles mit seiner Frau Camilla vor dem britischen Parlament in London.

© IMAGO/i Images

Schlösser, Windkraftanlagen, Briefmarken: So reich ist König Charles

Für seinen Dienst an der Krone wird der britische Monarch gut entlohnt. Doch auch sein Privatbesitz macht ihn zu einem wohlhabenden Mann.

The firm, die Firma. Nicht gerade ein liebevoller Ausdruck für die eigene Familie. Und doch vermutlich irgendwie zutreffend für die britischen Royals. The firm, die Firma – So sollen Queen Elizabeth II. und ihr Mann Prinz Philip die königliche Familie genannt haben. Eines ist auf jeden Fall klar: Hier geht es ums Geld.

Die Frage, wie reich der neue König Charles ist, ist einfach und kompliziert zugleich. Die einfache Antwort: sehr reich. Jedenfalls gemessen am Durchschnittsbürger. Laut aktuellsten Recherchen des „Guardian“ hat der König ein Privatvermögen von etwa 1,8 Milliarden Pfund (2,05 Milliarden Euro).

Im Klub der reichsten Menschen der Welt spielt Charles damit keine Rolle. Der Eigentümer des Luxuswarenherstellers LVHM, der Franzose Bernard Arnault, wird auf 215 Milliarden Euro geschätzt.

Doch was gehört Charles eigentlich? Diese Frage ist schon schwieriger zu beantworten. Denn mit offiziellen Angaben hält sich der Palast zurück.

1979: Queen Elizabeth II., Prinz Edward, Prinz Philip, Prinz Charles und Prinz Andrew vor Schloss Balmoral in Schottland.
1979: Queen Elizabeth II., Prinz Edward, Prinz Philip, Prinz Charles und Prinz Andrew vor Schloss Balmoral in Schottland.

© dpa/-

Zum persönlichen Besitz, den er von seiner Mutter geerbt hat, gehört das schottische Schloss Balmoral, in dem die Queen vergangenes Jahr starb und dessen Wert auf 127 Millionen Euro geschätzt wird.

Ebenfalls Privateigentum ist Sandringham House im Osten Englands, wo die königliche Familie traditionell Weihnachten verbringt. Dessen Wert soll bei 59 Millionen Euro liegen.

Seit Jahrhunderten gehören zudem zwei Herzogtümer zum Privatbesitz der Krone. Da wäre zum einen das Duchy of Lancaster im Nordwesten Englands. Es umfasst eine Fläche von etwa 184 km² mit Ackerflächen, Gewerbegebieten und Wohnbebauung.

Aber es gibt auch Investments auf den Cayman Islands oder den Bermudas, bekannte Orte für Schwarzgeldkonten und nicht selten illegale Finanzgeschäfte. Über das Herzogtum hält der König zudem Dutzende Beteiligungen an Immobilienfirmen, Hotels und Unternehmen. Rund 23 Millionen Euro sollen daraus zuletzt an die Krone geflossen sein.

Zum anderen gibt es das Duchy of Cornwall im Südwesten Englands. Dieses gehört traditionell dem Thronfolger, also im vergangenen Jahr noch Charles, nun William. Dazu gehören 540,9 km² Land und rund 3500 Immobilien, wie zum Beispiel das Cricket Stadion in London. Zuletzt wurde ein Gewinn von 25 Millionen Euro erwirtschaftet.

Bis zum vergangenen Jahr gehörte Charles das Duchy of Cornwall. Inzwischen hat er es an seinen Sohn William übergeben.
Bis zum vergangenen Jahr gehörte Charles das Duchy of Cornwall. Inzwischen hat er es an seinen Sohn William übergeben.

© picture alliance/dpa/PA Wire

Und dann gibt es Graubereiche, in denen nicht immer klar ist, ob etwas dem Staat oder der Krone gehört. Zum Beispiel die königliche Briefmarkensammlung mit einem geschätzten Wert von 114 Millionen Euro. Oder die Kronjuwelen mit einem unschätzbaren Wert. Oder zahlreiche Gemälde von Künstlern wie Michelangelo, da Vinci oder Raphael.

Steuern muss die königliche Familie nicht bezahlen. Allerdings hat man sich bereits vor Jahren mit der Regierung auf freiwillige Abgaben geeinigt, zum Beispiel auf 45 Prozent der Einnahmen durch das Duchy of Cornwall.

Man würde meinen, all das reicht, um ein halbwegs komfortables Leben zu führen. Doch der König bekommt vom Staat auch noch eine Art Gehalt. Was verdient der König?

Der wichtigste Faktor dabei ist der „Crown Estate“. Dahinter verbirgt sich das Krongut, also alle Besitzungen, die dem britischen Monarchen qua Amt gehören. Verwaltet wird der „Crown Estate“ von einer unabhängigen Organisation, die dem Parlament berichten muss. Das Krongut gehört also nicht Charles persönlich. Er dürfte selber nichts aus dem Krongut verkaufen, wird aber aus den Einnahmen daraus bezahlt.

Der Deal ist übrigens ein guter für die Krone. Das ausbezahlte Einkommen aus dem „Crown Estate“ darf nicht sinken, auch wenn das Unternehmen Verlust machen würde.

Zum „Crown Estate“ gehören unter anderem:

  • 241 Immobilien im Zentrum von London, vor allem entlang der noblen Regent Street, der St. James’s Street oder am Piccadily Circus. Vermietet sind diese zum Beispiel an Apple oder Lacoste. Der Wert soll bei etwa vier Milliarden Euro liegen.
Die Regent Street in London. Hier gehört fast jede Immobilie der Krone.
Die Regent Street in London. Hier gehört fast jede Immobilie der Krone.

© REUTERS/Henry Nicholls

  • Rund um das Windsor Castle gehören etwa 6400 Hektar Land der Krone. Darunter der Windsor Great Park, der Home Park von Windsor Castle, Wälder, Wohn- und Geschäftshäuser, Golfclubs und die Pferderennbahn von Ascot. Alleine das Schloss wird auf 520 Millionen Euro geschätzt.
Windsor Castle ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Großbritannien.
Windsor Castle ist eines der beliebtesten Ausflugsziele in Großbritannien.

© REUTERS/MAJA SMIEJKOWSKA

  • Im ganzen Land gehören Einkaufszentren und Gewerbeimmobilien zum Krongut.
  • Darüber hinaus gehört der Meeresboden rund um die britische Insel, sowie ein Großteil der Küste zur Krone. Das beinhaltet auch die Rechte zur Nutzung, zum Beispiel durch Windkraftanlagen, Ölbohrungen oder Fischerei.

Eigenen Angaben zufolge hat der „Crown Estate“ einen Wert von 17,8 Milliarden Euro. 2021/2022 wurde ein Gewinn von 358 Millionen Euro erwirtschaftet. 98,73 Millionen Euro gingen davon direkt an den Monarchen, also im vergangenen Jahr noch an die Queen.

Vieles von dem, was dem Königshaus gehört oder durch das es finanziert wird, ist schon seit Jahrhunderten in der Hand der Krone. Wie die Royals in den Besitz von Ländereien, Immobilien oder Kunstwerken kamen, ist heutzutage oft nicht mehr nachzuvollziehen. Auch, weil der Palast mauert.

Recherchen des „Guardian“ aber zeigen, dass das Königshaus zum Beispiel auch am Sklavenhandel im 17. Jahrhundert beteiligt war und Sklaven auf Ländereien in den amerikanischen Kolonien eingesetzt hat. Charles hat immerhin angedeutet, dass er eine unabhängige Untersuchung der Verstrickungen in den Sklavenhandel unterstützen würde.

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