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Das Volksfest in München wurde vor wenigen Wochen bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt. Foto: Felix Hörhager/dpa

© Felix Hörhage/dpa

Oktoberfest in Dubai: München wehrt sich gegen die Wüsten-Wiesn

„Oktoberfest goes Dubai“ heißt es, seit München sein Volksfest schon zum zweiten Mal abgesagt hat. Jetzt wehrt sich die Stadt dagegen.

Die Münchner sind langmütig und mitunter generös. So zeigte sich kürzlich der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), als auf Berichte über die Planungen für eine andere Veranstaltung angesprochen wurde – ein Oktoberfest in Dubai.

Reiter und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatten da gerade erst die erneute Absage des Oktoberfestes mit der nicht absehbaren Entwicklung bei den Corona-Infektionszahlen begründet. Bereits 2020 war die Wiesn abgesagt worden – zum ersten Mal seit gut 70 Jahren. Bei einer späteren Absage drohe ein noch größerer wirtschaftlicher Schaden, so Söder. Die Wiesn wiederum sei „eine der größten, vielleicht die größte Visitenkarte“, die Bayern in der Welt habe – und die könne beschädigt werden.

Reiter meinte, dass es ja viele Oktoberfeste auf der Welt gibt, aber natürlich keines – ob im Wüsten-Emirat oder anderswo – dem Original auf der Theresienwiese auch nur annähernd gleichkommt. So könne denn jeder mit dem Namen machen, was er will, München steht da eh drüber.

Dubai soll nicht mehr mit dem Oktoberfest München für ihr Event werben

Oktoberfest im Wüsten-Emirat? Viele haben das zuerst für einen Witz gehalten – und die beiden deutschen Organisatoren Dirk Ippen und Charles Blume für nur ganz leicht übergeschnappt. Ippen ist ein ehemaliger Münchner Szene-Wirt, Blume Chef des Berliner Weihnachtsmarktes. Die Betreiberfirma nennt sich „Dubai Oktoberfest Event“ und hat ihren Sitz in der dortigen Marina Mall.

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Je mehr über die Planungen von „Oktoberfest goes Dubai“ bekannt wurde, umso skeptischer blickte das für die Wiesn zuständige Münchner Wirtschaftsreferat auf die Angelegenheit. Nun geht die Stadt rechtlich dagegen vor. Sie verlangt eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung, „künftig mit dem Oktoberfest München für ihr Event nicht mehr zu werben“, so heißt es in einer Mitteilung. Die Stadt ist der Meinung, die Veranstalter erweckten den Eindruck, dass das Oktoberfest in diesem Jahr von München nach Dubai umziehe.

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Der Erfolg dieser Strategie sei durch eine Vielzahl von Beiträgen in den Medien dokumentiert. Dies sei in vielfacher Weise auch auf der Website der Veranstalter zu sehen. Tatsächlich heißt es dort etwa: „Bayerische Lebensfreude erobert die Wüste.“ Das Münchner Oktoberfest ist darauf abgebildet, im Hintergrund die Silhouette der Bayern-Metropole und das Alpenpanorama. Auch wird über das Dubai-Event geschrieben: „Das größte und längste Oktoberfest der Welt.“ Der Münchner Wiesn-Chef und städtische Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) sagt hingegen: „Die Wiesn ist ein Gesamtkunstwerk. Die gibt es in München und sonst nirgendwo.“

Die "Wiesn" ist ein geschützter Begriff, das "Oktoberfest" nicht

Juristisch ist die Sache diffizil. Der Begriff „Wiesn“ ist als Marke geschützt, „Oktoberfest“ hingegen nicht. „Weltweit gibt es ja 3000 Oktoberfeste“, sagt Wolfgang Köbele. Er ist Leiter der Band „Münchner Zwietracht“, die zu Nicht-Corona-Zeiten auf der Wiesn das Marstall-Zelt bespielt und ansonsten zu Volksfesten in Deutschland und Europa tourt. In Duisburg gibt es ebenso ein Oktoberfest wie in Las Vegas, auf dem die Gruppe auch schon gespielt hat. Die Dubai-Pläne toppen aber derzeit alles je da Gewesene und scheinen schon ein wenig Richtung Wahnsinn zu rücken. Das Areal soll in etwa so groß sein wie die Wiesn mit 42 Hektar. Geplant sich laut dem Veranstalter 620 Fahrgeschäfte, mehr als 30 Festzelte und die mit 135 Metern längste Biertheke der Welt. All das muss klimatisiert werden.

Geplant ist, das Dubai-Oktoberfest vom 7. Oktober an mehr als ein halbes Jahr laufen zu lassen, parallel zur Weltausstellung Expo in dem Wüstenland. Die Betreiber rechnen insgesamt mit 26 Millionen Gästen.

Immer realer werden die gigantischen Pläne, immer näher rückt ihre Umsetzung. „Ich hielt das auch zuerst für Unsinn“, sagt Wolfgang Köbele von der „Münchner Zwietracht“. Bis dann der Anruf kam von einer Künstleragentur, die für die Musik in den Zelten zuständig ist. Nun hat die Band tatsächlich ein Angebot abgegeben. Auch um das entsprechende Bierangebot bemühen sich die Veranstalter in Dubai. So ist Anheuser-Busch Inveb, weltweit größter Brauereikonzern, mit diesen im Gespräch. Dieser Gruppe gehören auch die Münchner Brauereien Spaten, Löwenbräu und Franziskaner. Die Oktoberfest-Gastronomen indes zieht es nicht in das Öl-Emirat. „Ich bin Wiesn-Wirt und kein Wüsten-Wirt“, sagte Toni Roiderer, Betreiber des Hacker-Zeltes auf dem Oktoberfest, dem Münchner Original allerdings.

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