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Torten für den prominenten Gast. Der für das kommende Wochenende geplante Staatsbesuch des US-Präsidenten wird von den Kenianern begeistert gefeiert.

© Daniel Irungu/dpa

Der amerikanische Präsident in Kenia: Obama und der Wunderfisch

Der US-Präsident besucht Kenia, das Heimatland seines Vaters – aber die Oma wartet vergeblich. Sein Besuch ist heikel, weil die Regierung in Nairobi den Terror bisher erfolglos mit Repression zu bekämpfen versucht.

Auf den Omena-Eintopf seiner Stiefgroßmutter Sarah Obama wird der amerikanische Präsident wohl verzichten müssen. Ein Besuch im Dorf seines Vaters, Kogelo im Westen Kenias, ist nicht vorgesehen, wenn Barack Obama das Land von Freitagabend bis Sonntag besuchen wird. „Mama Sarah“, wie die Großmutter in Kenia genannt wird, hat dem britischen Sender BBC aber noch am Dienstag gesagt, sie hoffe immer noch, dass der Enkel vorbeikomme.

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Omena ist ein bis zu vier Zentimeter großer Fisch, der im Viktoriasee gefangen wird. Er ist der wichtigste Proteinspender für die Luos, die am Viktoriasee rund um die zweitgrößte Stadt des Landes Kisumu leben. Der Fisch wird in mondlosen Nächten mit ins Wasser gelassenen Kerosinlampen gefangen, getrocknet und dann überwiegend als Eintopf mit Gemüse gegessen. Es ist nicht leicht, den immer leicht stinkenden wundersamen Fisch zu einem schmackhaften Mahl zu machen, aber die Luo-Frauen halten Omena für einen Alleskönner. Wenn Babys nicht richtig wachsen, wird der Fisch zermahlen und mit Milch gemischt, um die Kinder aufzupäppeln. Die Luos sind eine von drei großen Ethnien in Kenia. Neben den Luyahs, die entlang der ugandischen Grenze leben, und den Kikuyus, denen Kenias Präsident Uhuru Kenyatta angehört, dem Sohn des Gründungspräsidenten Jomo Kenyatta.

Ein Luo kann nicht Präsident werden - jedenfalls nicht in Kenia

Bis heute machen die Kenianer Witze darüber, dass ein Luo zwar Präsident in den USA werden könne – aber niemals in Kenia. Das spielt auf die zweite große Politiker-Dynastie in Kenia an, die Odingas. Jaramogi Oginga Odinga war Vizepräsident unter Jomo Kenyatta. Raila Odinga hat zwar 2002 Uhuru Kenyatta als Präsidenten verhindert, indem er seinen Gegenkandidaten unterstützt hat, doch 2013 verlor Raila Odinga wieder einmal eine Wahl gegen einen Kikuyu, und musste sich wieder einmal einem Kenyatta geschlagen geben. Was Raila Odinga allerdings nicht davon abhalten wird, 2017 zum x-ten Mal als Präsidentschaftskandidat anzutreten.

Die 94-jährige Stiefgroßmutter "Mama Sarah" wollte dem berühmten Enkel eigentlich Fisch kochen. Aber er kommt nicht in das Heimatdorf seines Vaters, Kogelo, im Westen des Landes.

© Thomas Mukoya/Reuters

Aber zunächst kommt Obama. Die Kenianer haben seit seinem Amtsantritt 2009 sehnsüchtig auf diesen Besuch gewartet. Doch zunächst schien es Obama nicht opportun, ein Land zu besuchen, dessen Präsident und Vizepräsident vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) angeklagt waren, weil Kenyatta und seinem Vize William Ruto die Verantwortung für tödliche Auseinandersetzungen nach der umstrittenen Wahl Ende 2007 angelastet wurde. Kenyattas Prozess ist aus Mangel an Zeugen und Beweisen eingestellt worden. Doch Rutos Fall wird weiter verhandelt. Ruto stand 2007 übrigens mit Raila Odinga gegen den Vorgänger Kenyattas.

Kideros Gras soll Nairobi aufhübschen

Rund 400 000 Euro hat der Stadtrat der kenianischen Hauptstadt Nairobi zur Verfügung gestellt, um die Stadt im Vorfeld des Besuchs zu „verschönern“. Tagelang haben sich hunderte Kenianer auf dem Kurznachrichtendienst Twitter unter den Stichworten „#Obamacare“ – der Begriff bezeichnet eigentlich Obamas Gesundheitsreform – und „#KiderosGrass“ über die Aktion lustig gemacht. Evans Kidero ist der Gouverneur Nairobis, der sich mit einem Tweet wehrte: „Wir pflanzen jedes Jahr Gras in Nairobi“, schrieb er. Außerdem rechtfertigten die Stadträte die Sondermittel damit, dass unmittelbar für den Gründerkongress, dem Obama gemeinsam mit Kenyatta vorsitzen soll, auch ein Krebskongress der afrikanischen First Lady stattgefunden habe, und im November komme schließlich auch noch der Papst. Das zwei Tage vor dem Besuch ausgerollte Gras hat in der gegenwärtigen Regenzeit sogar eine Chance anzuwachsen. Und weil Regenzeit ist, besteht auch nur ein geringes Risiko, dass die Massai ihre Kühe in die Hauptstadt treiben, weil es anderswo nichts mehr zu fressen für die Tiere gibt. Das ist ein im kenianischen Sommer rund um Weihnachten ziemlich normales Bild in der Hauptstadt.

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Weil Obama am Wochenende kommt, ist der Verkehr nicht ganz so chaotisch wie an normalen Werktagen. Aber wegen des Obama- Besuchs werden die drei wichtigsten Straßen über viele Stunden komplett gesperrt. Durch Nairobi dürfte am Freitag kein Durchkommen sein. Präsident Kenyatta hat den Nairobiern über seinen Sprecher geraten, die Stadt einfach über das Wochenende zu verlassen. UN-Mitarbeiter dürfen jedenfalls das UN-Gelände, wo das Umweltprogramm Unep seinen Sitz hat, am Wochenende nicht betreten, weil dort der Gründerkongress über die Bühne geht. 10 000 Polizisten sollen im Einsatz sein, um Obama vor einem möglichen Anschlag der somalischen Terrorgruppe Al Schabaab zu beschützen, unterstützt werden sie von 800 amerikanischen Sicherheitsleuten, die seit Tagen jeden Gullideckel entlang der Hauptstraßen umdrehen.

Auf gar keinen Fall will Kenias Präsident Uhuru Kenyatta (rechts) mit dem amerikanischen Präsidenten über die Gleichstellung von Homosexuellen reden, sagte er bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Und auch nicht über den Prozess gegen seinen Vize William Ruto vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.

© Noor Khamis/Reuters

Der Höhepunkt des Obama-Besuchs wird am Sonntag eine Rede im Kasarani-Stadion sein, wo im April die Angehörigen der 148 von Al Schabaab getöteten Studenten der Universität in Garissa auf Nachrichten gewartet haben, und wo die glücklicheren ihre völlig verstörten Kinder nach Tagen der Ungewissheit wieder in ihre Arme schließen konnten.

Repression statt Terrorbekämpfung

27 Studenten, die sorgfältig ausgesucht worden sind, dürfen am Sonntag mit ins Stadion. Auch die Fragen an die beiden Präsidenten sind offenbar schon vorher festgelegt worden, wie Journalisten in Nairobi kritisieren. Bisher hat die Regierung in Nairobi versucht, die Terrorgefahren vor allem durch Repression zu bekämpfen. Nach dem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum im Heberst 2013 hatte Kenyatta die Abschiebung von Zehntausenden somalischen Flüchtlingen aus Kenia angekündigt. Tagelang mussten Angehörige der somalischen Minderheit in Kenia und Somalier in einem Fußballstadion ausharren, wo ihnen von den Behörden ihre Aufenthaltserlaubnis entzogen wurde.

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Nach dem Anschlag auf die Universität in Garissa kündigte die Regierung in Nairobi an, dass sie das größte Flüchtlingslager der Welt in Dadaab im Nordosten des Landes mit seiner halben Million Einwohner auflösen und die Flüchtlinge ins benachbarte Somalia abschieben wolle. Zudem hat die Regierung Kenyatta die Pressefreiheit beschränkt, ein Anti-Terror-Gesetz erlassen, das sich eher gegen die Zivilgesellschaft als gegen Terroristen richtet und will die Arbeitsmöglichkeiten von Nicht-Regierungsorganisationen generell beschränken.

Äthiopiens Regierung hat gerade 100 Prozent der Wähler erreicht

Schon für den Donnerstag haben konservative Politiker eine Demonstration mit mindestens 4000 Nackten angekündigt, die gegen Obamas liberale Haltung zur Homosexualität demonstrieren wollen. Die wird er aber wohl nicht zu sehen bekommen, denn nach einem Anruf der Regierung soll der Protest am Mittwoch abgesagt worden sein. Am Vortag hatte Präsident bereits in einer Pressekonferenz gesagt, er werde mit Obama nicht über die Gleichstellung von Homosexuellen reden, Afrika habe "wichtigere Probleme".

Barack Obama ist zuletzt 2006, damals noch als Senator, in Kenia gewesen. Nun kommt er in einem heiklen Moment zurück. Die kenianische Regierung ist umstritten und hat massive Sicherheitsprobleme. Doch auch die zweite Station hat es in sich. Im Anschluss an den Keniabesuch reist Obama in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Dort besucht er die Afrikanische Union und führt Gespräche mit Premierminister Hailemariam Desalegn, dessen Partei die Wahlen gerade mit „100 Prozent“ gewonnen hat. Die Europäische Union hat gleich ganz darauf verzichtet, Wahlbeobachter zu schicken. Vor Obamas Besuch ließ die Regierung sechs kritische Journalisten des Blogger-Kollektivs „Zone 9“ frei. Allerdings befürchten die Journalisten, dass der Zustand nicht allzu lange anhalten könnte. Sie rechnen damit, nach Obamas Abreise wieder verhaftet zu werden.

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