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Der Hurrikan hat an der Westküste Mexikos mindestens 27 Menschen in den Tod gerissen.

© dpa/Marco Ugarte

Update

Nach Hurrikan mit 27 Toten: „Es ist eine Katastrophe“ – 80 Prozent der Hotels in Acapulco verwüstet

Der Hurrikan „Otis“ traf mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometern pro Stunde auf Land. Die Bevölkerung soll nun über eine Luftbrücke mit Lebensmitteln versorgt werden.

| Update:

Zwei Tage nach dem verheerenden Hurrikan „Otis“ an der mexikanischen Pazifikküste gehen die Aufräumarbeiten weiter.

Tausende Soldaten und weitere Einsatzkräfte schafften am Donnerstag in den Straßen des berühmten Badeorts Acapulco und benachbarter Ortschaften umgestürzte Bäume und Trümmer beiseite, wie die Behörden mitteilten. Bei dem heftigen Sturm kamen mindestens 27 Menschen ums Leben, vier weitere galten als vermisst.

In Acapulco seien rund 80 Prozent der Hotels beschädigt worden, sagte die Gouverneurin des südlichen Bundesstaates Guerrero, Evelyn Salgado. Gestrandete Touristen sollten mit Bussen aus der Stadt gebracht werden, wie Präsident Manuel López Obrador sagte. Medienberichten zufolge saßen dort zeitweise über 100.000 Urlauber fest.

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Die zuvor verschüttete und überschwemmte Autobahn zwischen dem Urlaubsort und der rund 480 Kilometer entfernten Hauptstadt Mexiko-Stadt wurde nach Aufräumarbeiten am Donnerstag wieder geöffnet.

Am Morgen nach dem Hurrikan wird die Dimension der Verwüstung in Acapulco langsam deutlich.

© Reuters/Henry Romero

„Es ist eine Katastrophe, was in Acapulco geschehen ist“, sagte der Präsident nach einem Besuch in der Hafenstadt. Die Bevölkerung solle nun unter anderem über eine Luftbrücke mit Lebensmitteln versorgt werden. Medien berichteten zufolge kam es zu zahlreichen Plünderungen in Supermärkten und anderen Geschäften.

Der Sturm riss Fassaden von Häusern und ließ Fensterscheiben bersten. Strom, Telefon und Internet fielen großflächig aus. In Acapulco konnten sich viele Menschen nur zu Fuß durch die überschwemmten und von Trümmern blockierten Straßen fortbewegen. Der Flughafen des Touristenorts und die meisten Tankstellen blieben geschlossen. Auch in umliegenden Ortschaften richtete der Wirbelsturm schwere Schäden an.

Anwohner hatten am Donnerstag „Momente des Terrors“ geschildert angesichts schwankender Gebäude, zerberstender Fenster und vordringender Wassermassen, bevor die Strom- und Telefonnetze zusammenbrachen. Erdrutsche verschütteten die Zufahrtsstraßen, der hohe Wellengang verhinderte auch den Zugang von der See aus.

Militär versucht, den Weg ins Katastrophengebiet freizuräumen

Bilder und Videos, die einige Journalisten aus Acapulco absetzen konnten, zeigten Chaos und Verwüstung.

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„Supermärkte sind weggefegt worden, Hotels und Einkaufszentren komplett zerstört, die Straßen sind überschwemmt und von umgestürzten Bäumen, Möbeln und Autowracks blockiert“, berichtete die Radiojournalistin Sandra Romandia.

Bild der Zerstörung: Eine Straße in Acapulco, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wütete dort der Wirbelsturm „Otis“.

© REUTERS/HENRY ROMERO

Das pyramidenförmige Hotel Princess, eine der Ikonen Acapulcos, wurde zu 80 Prozent zerstört. Eine Überlebende berichtete, sie habe sich angesichts der berstenden Fensterscheiben und herumfliegenden Gegenstände in ihren Kleiderschrank geflüchtet und um ihr Leben gebangt.

Die Region gehört zu ärmsten Mexikos

Völlig unklar war die Situation in den umliegenden Bergdörfern. Die Region gehört zu den ärmsten Mexikos und ist außerdem in der Hand der Drogenkartelle.

International bekannt wurde Acapulco in den 1960er Jahren, als Berühmtheiten wie Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller, die Kennedys und Elvis Presley in der malerischen Bucht Ferien machten oder Filme drehten.

Die Fernsehjournalistin Danielle Dithurbide veröffentlichte auf X ehemals Twitter das Video ihrer Fahrt entlang der emblematischen Küstenpromenade, die von eingestürzten Mauern, zerstörten Gebäuden und umgestürzten Palmen gesäumt war.

Selbst dem Präsidenten blieb der Weg versperrt

Am Mittwoch war die Stadt nach dem Sturm über Stunden von der Außenwelt abgeschnitten gewesen. Vereinzelt irrten Touristen mit Koffern durch Schlamm und Trümmer, offenbar auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. Doch bis Mittwochabend Ortszeit blieb Acapulco isoliert.

Mexikos Präsident Manuel Lopez Obrador (dritter von links) konnte die zerstörte Stadt Acapulco wegen Erdrutschen zunächst nicht erreichen.

© AFP/RODRIGO OROPEZA

Selbst Präsident Obrador, der versucht hatte, auf dem Landweg in die Region zu gelangen, kam wegen der Erdrutsche nicht weiter.

Auf der Höhe der Stadt Chilpancingo, rund 100 Kilometer von Acapulco entfernt, ging es nicht mehr weiter. Es bildete sich ein Megastau blockierter Autos und LKWs. Das Militär errichtete dort ein Zeltlager und arbeitete mit 7600 Soldaten fieberhaft an der Räumung der versperrten Wege.

Touristen warten vor einem Hotel in Acapulco in Mexiko.

© Reuters/Henry Romero

Der Katastrophenschutz und die Meteorologen wurden von der plötzlichen Gewalt des Hurrikans überrascht. Noch am Montag waren Computersimulationen von einem eher milden Sturm ausgegangen, erst am Dienstagnachmittag erging eine Warnung an die Anwohner, am Dienstagabend sprach das US-Hurrikanzentrum dann von einem „Albtraumszenario“.

Auch erst am Dienstagabend hatte der mexikanische Präsident in den sozialen Medien dazu aufgerufen, Notunterkünfte aufzusuchen und sich von Flüssen, Bächen und Schluchten fernzuhalten. Mehr als 500 Notunterkünfte waren bereitgestellt worden.

Medienberichten zufolge saßen in Acapulco rund 100.000 Touristen in ihren Hotels fest. Am Flughafen wurde der Kontrollturm beschädigt.

Erdbebenwarnsystem beschädigt

Zudem beschädigte „Otis“ das Frühwarnsystem für Erdbeben an der mexikanischen Pazifikküste. Die Kommunikation mit mindestens 27 der rund 100 Sensoren des seismischen Beobachtungsnetzes sei unterbrochen, teilte der Betreiber am Mittwoch mit. Sollte sich in der Nähe der beschädigten Sensoren ein starkes Beben ereignen, könne die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt werden. 

Zu warme Meere befeuern Hurrikane

Das für die Jahreszeit zu warme Wassers befeuerte die Energie des Tropensturms, der mit bis zu 270 Stundenkilometer Drehgeschwindigkeit und sintflutartigen Regenfällen auf Acapulco traf. WeatherTiger LLC zufolge war „Otis“ der stärkste jemals im Ostpazifik gemessene Hurrikan.

Die Weltmeere haben in den vergangenen Monaten Rekordtemperaturen erreicht; im mexikanischen Pazifik lagen sie zwischen ein und zwei Grad über normal. Dies hat möglicherweise mit dem Klimaphänomen El Niño zu tun, das in diesem Jahr wieder auftritt. Es führt üblicherweise zu wärmeren Wassertemperaturen im Pazifik und zu Dürren in Südamerika.

Wissenschaftler haben schon vor Jahrzehnten eine Zunahme von Stärke und Häufigkeit der Wirbelstürme als eine der Folgen des Klimawandels prognostiziert. Rasch an Stärke zulegene Hurrikane wie „Otis“ gelten als besonders gefährlich, da sie nicht so leicht zu prognostizieren sind und daher potenziell zu mehr Opfern und Schäden führen.

„Otis“ war am Ende als extrem gefährlicher Sturm der Kategorie fünf und mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Stundenkilometern an der Pazifikküste auf Land getroffen, wo er sich rasch zu einem Sturm der Kategorie eins abschwächte.

Das US-Hurrikanzentrum (NHC) hatte vor „katastrophalen Schäden“ in den betroffenen Küstengebieten gewarnt. (mit dpa, AFP)

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